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Förderverein Voller Einsatz für das Dommuseum

2014 hat sich ein Förderverein für das Dommuseum gegründet. Dieser möchte jetzt mit Aktionen in die Offensive gehen.

Von Martin Rieß 03.01.2015, 07:22

Magdeburg l Das Magdeburger Dommuseum wird wahrscheinlich nicht vor 2018 eröffnet. Doch einen Förderverein hat die Einrichtung, die unter dem organisatorischen Dach des Kulturhistorischen Museums entstehen soll, bereits. Thomas Nawrath ist der Erste Vorsitzende des Vereins und sagt: "Wir werden in den kommenden Jahren die Magdeburger weiter für das Thema begeistern." Der Förderverein hat noch nicht einmal groß Werbung für sich gemacht und zählt bereits 64 Mitglieder. Dass es noch mehr werden können - davon ist der Historiker Nawrath überzeugt: "Wie viel den Menschen die Geschichte Magdeburgs bedeutet, zeigt das Interesse während der Ausgrabungen unter Leitung von Rainer Kuhn vor wenigen Jahren und als Königin Editha hier erneut beigesetzt wurde."

Der Verein hat keinen Einfluss auf die Entscheidungen - er möchte aber mit Rat und Tat unterstützen. Taten könnten in der Finanzierung von Projekten bestehen, die das Budget der Stadt oder des Landes nicht hergeben. Beispiel Wichmann-Grab. Dort wurden wertvolle Textilien gefunden. Allerdings waren sie über Jahrhunderte nicht geschützt in einem Schrank verstaut - dementsprechend bedarf es Fantasie, um sich die Pracht der Arbeiten vorzustellen. Thomas Nawrath erläutert: "Beispielsweise könnten wir Spenden sammeln, um eine Nacharbeit des wertvollen Stücks zu finanzieren." Dank eines geschickten Handwerkers könnte dann ein neues Stück in der Machart des mittelalterlichen Textils zeigen, wie dieses vor Jahrhunderten ausgesehen hat. Finanziert werden sollen solche Projekte z. B. über Spendenaktionen wie die zum Kalender.

Wichtig sei das Dommuseum aus vielerlei Hinsicht: Neben Einblicken in die Archäologie, die Geschichte der Ottonen und die Entwicklung des Domplatzes ist das vor allem der Dom selbst mit seiner langen Geschichte.

Bei aller Euphorie allerdings auch kritische Töne vom Vereinsvorsitzenden: "Ich freue mich sehr, dass der Oberbürgermeister und der Stadtrat sich der Sache nach dem Rückzieher des Landes angenommen haben."

"Mich wundert, warum 15 Millionen Euro für Dessau da waren"

Letztlich sei ein mittelfristiges Ziel dennoch die Etablierung des Dommuseums als eigenständige Einrichtung - und zwar in Trägerschaft des Landes. Der Vereinsvorstand sagt: "Bei Grabungen oder wenn wertvolle Stücke gezeigt werden, dann lässt sich die Landespolitik ja ganz gern mit ablichten." Und doch ist der Kabinettsbeschluss zur Errichtung eines Landesmuseums in Magdeburg - nachdem es in anderen Orten wie Halle bereits derartige Einrichtungen gibt - kassiert worden, als es ernst wurde. "Angeblich fehlte ja das Geld. Mich wundert nur, warum in diesem Jahr 15 Millionen Euro für ein Bauhausmuseum in Dessau da waren", sagt Thomas Nawrath.

Grund für den Wunsch nach Eigenständigkeit ist die Bedeutung der Funde: Immer wieder wird die europäische Bedeutung Magdeburgs bis zum Dreißigjährigen Krieg betont. Stichworte sind dafür das Magdeburger Recht oder eben der Magdeburger Dom als erstes gotisches Dombauwerk nördlich der Alpen.

Außerdem geht es um wissenschaftliche Arbeit. Thomas Nawrath: "Es ist ärgerlich, wenn für viel Geld Grabungen stattfinden und die Grabungsergebnisse in irgendwelchen Archiven verschwinden." Es müsse nicht nur darum gehen, der Präsentation ausreichend Raum zu geben, sondern auch darum, die wissenschaftliche Auswertung voranzutreiben.

Thomas Nawrath sagt: "Bislang sind die Funde unzureichend ausgewertet." Das in Magdeburg noch vorhandene Wissen müsse vor Ort gebunden werden und könnte die Erforschung der Epoche auch in anderen Städten, die mit dem mittelalterlichen Magdeburg in Verbindung standen, vorantreiben. Denkbar wäre zum Beispiel eine Zusammenarbeit mit dem In­stitut für Geschichte der Universität.

Was den zur Verfügung stehenden Platz im künftigen Dommuseum angeht, hat der Vereinsvorsitzende große Bedenken. Und zwar lange bevor die abschließende Konzeption für das Haus vorliegt. "So gut es ist, dass die Wobauverwaltung die Instandsetzung des Gebäudes in die Hand nimmt - dass der größte Teil des Kellers für Archivzwecke genutzt werden könnte, macht mir Sorgen. Der Platz an dieser Stelle der Stadt ist viel zu schade, um Akten zu lagern."