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Islamische Gemeinde Magdeburg Trümper: "Gipfel der Unverschämtheit"

Gleich mehrere Fraktionen meldeten zur Ratssitzung Redebedarf in Sachen islamische Gemeinde und deren Unterbringung an. Der Oberbürgermeister nutzte die Gelegenheit für eine Schimpfkanonade und wies Kritik an der Kündigung der Gemeinderäume durch die Wobau empört zurück.

Von Katja Tessnow 20.04.2015, 03:32

Magdeburg l Einen "Gipfel der Unverschämtheit", der "alles bisher Gekannte übersteigt" nennt Trümper die Pressemitteilung, die Grünen-Politiker Sören Herbst in der Vorwoche zum Vorgang absetzte. Herbst wirft der stadteigenen Wohnungsbaugesellschaft (Wobau) und damit mittelbar auch der Stadtverwaltung mangelndes Fingerspitzengefühl im Umgang mit der Gemeinde vor und fordert die Rücknahme der Kündigung. "Wir haben hier nichts, aber auch gar nichts falsch gemacht", entgegnet ein zorniger Oberbürgermeister und wird dafür im Stadtrat von den eigenen SPD-Reihen und der CDU mit Beifall bedacht.

Die SPD hatte dem Stadtoberhaupt mit einer Anfrage sozusagen die Bühne für seinen Auftritt bereitet. Trümper nutzte sie für eine Abrechnung auch mit der islamischen Gemeinde selbst. "Was Herr Al-Hamid schreibt, ist auch barer Unfug. Für mich sind alle Menschen in Magdeburg gleich und ich traue mich auch allen zu sagen, wenn sie Unfug reden."

Moawia Al-Hamid, Vorsitzender der Islamischen Gemeinde Magdeburg (Isgema), hatte nach Eingang der für ihn überraschenden Kündigung der Gemeinderäume in der Weitlingstraße in einer Pressemitteilung von missbrauchtem Vertrauen gesprochen und darauf verwiesen, dass seine Gemeinde der Wobau in den vergangenen elf Jahren zuverlässig insgesamt 200.000 Euro Miete für die schäbige Baracke in der Innenstadt gezahlt habe. Die Kündigung ohne Vorwarnung nennt er "sehr verletzend" und will rechtliche Schritte dagegen prüfen. "Wir fühlen uns in Magdeburg zu Hause. Doch leider fühlen wir uns durch die Stadtverwaltung hier nicht willkommen geheißen", schreibt Al-Hamid weiter.

Trümper hat schon mehrere Gespräche mit dem Gemeindeoberhaupt, Al-Hamid ist im Hauptamt Wissenschaftler an der Otto-von-Guericke-Universität, geführt und ihn noch im Vorjahr einen "vernünftigen Mann" genannt. Damals war Al-Hamid hilfesuchend in die Bürgerfragestunde des Stadtrates gekommen und hatte die Raumnot der Gemeinde öffentlich gemacht. Die Gemeinde wächst und zu religiösen Höhepunkten beten mehrere Hundert Mitglieder wegen Überfüllung vor der Tür.

Nur mit Nachsicht und "viel Augenzudrücken" habe die Wobau diese Zustände mitangesehen, sagt deren Aufsichtsratschef, der Finanzbeigeordnete Klaus Zimmermann (CDU). Trümper ist verärgert über die Ansprüche der Gemeinde an neue Räumlichkeiten, die sie selbst nicht finanzieren könne. "Die haben 60000 Euro, wollen aber ein Grundstück in der Innenstadt kaufen. Das ist die Quadratur des Kreises. Dafür kann man vielleicht ein Einfamilienhaus-Grundstück in Olvenstedt bekommen." Das Angebot der Wobau, das alte SWM-Heizhaus in der Max-Otten-Straße selbst zu erwerben und als Gemeinderaum (gegen Miete) herzurichten, halten deshalb Trümper und sämtliche Wobau-Aufsichtsratsmitglieder (einstimmiger Beschluss) für ein tragfähiges Hilfskonzept.

Einzig Grünen-Fraktionschef Olaf Meister fragte: "Wäre es nicht sinnvoll gewesen, mit den Leuten vorher zu sprechen?" Meister warnte: "Wenn man so eine sensible Sache als Stadt saublöd anfasst, dann kann das dem Zusammenleben in der Stadt schaden und sogar international für Aufsehen sorgen. Was, wenn die Gemeinde nicht freiwillig geht? Rausklagen? Räumen?"