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Magdeburger Geschichte Arbeiten vom Kunstschmied und Bücher aus Katharinas Kirche

Ein paar kunstvolle Metallgefäße, Bücher, Fotos - außer den Steinen des
Katharinenportals, die wieder zusammengesetzt werden sollen, ist nicht
viel geblieben von der Katharinenkirche. Doch es sind wichtige
Erinnerungsstücke an die Tradition der Evangelischen Altstadtgemeinde.

Von Martin Rieß 10.05.2015, 07:00

Magdeburg l Was ist von den Kirchen der Magdeburger Innenstadt geblieben? Gemessen an dem, was an Inventar im Zweiten Weltkrieg und danach zerstört wurde, nicht viel. Doch einige Stücke haben überlebt. Und was die Evangelische Altstadtgemeinde angeht: Gerade aus der Katharinenkirche, die bereits vor dem großen Luftangriff am 16. Januar 1945 nach einem Bombardement ausbrannte, ist mehr erhalten geblieben als aus anderen Kirchen der Altstadt.

Thoralf Thiele ist Pfarrer der Altstadtgemeinde. Er sagt: "Gerade jetzt, da der Wiederaufbau des Katharinenportals gestemmt werden soll, ist das in unserer Gemeinde ein Thema." Das leuchtet ein: Ist doch die Gemeinde der Katharinenkirche in der Altstadtgemeinde aufgegangen - ebenso wie die beispielsweise aus der Ulrichskirche, der Heiliggeistkirche und der Petrikirche. Und damit gibt es Menschen, die sich an das kirchliche Leben in dem altehrwürdigen Bauwerk am Breiten Weg erinnern können.

Kirche war das zweite Nachkriegsdomizil

Und das, obwohl die Zerstörung der Kirche schon mehr als 70 Jahre zurückliegt. Der Grund: Nach dem Zweiten Weltkrieg hatte die Altstadtgemeinde schon einmal mit dem Wiederaufbau begonnen, um das auf das Jahr 1230 zurückgehende Kirchenbauwerk als neuen Sitz nutzen zu können. Dies war nicht direkt nach dem Krieg geschehen, denn zuvor war bereits die Heiliggeistkirche im Bereich der Rückseite des heutigen Allee-Centers an der Goldschmiedebrücke enttrümmert, saniert und neu eingerichtet worden. Nur stand diese Kirche dem Städtebau der DDR-Verwaltung im Weg. Und die Gemeinde hatte begonnen, die nächste Kirchenruine zu beräumen und herzurichten - die der Katharinenkirche. Nicht nur die Aufbauarbeit, sondern bereits Gottesdienste und Kirchenfeste in dem provisorisch hergerichteten Raum sind der Nachkriegsgeneration in Erinnerung geblieben.

Alte Kirche ins Bewusstsein der Menschen bringen

Mitte der 1960er Jahre war auch dieser mit jeder Menge Arbeit und Eigeninitiative verbundene Traum ausgeträumt und die Kirche wurde zerstört: Erst wurde das Kirchenschiff gesprengt, später die Türme abgetragen. Den dritten und erfolgreichen Anlauf unternahmen die evangelischen Christen der Gemeinde mit der Wallonerkirche. Thoralf Thiele sagt: "Das alles ist natürlich eine sehr bittere Geschichte." Gemeint ist: Wie wenig die damaligen Machthaber mit den langen Traditionen der Magdeburger Kirche anfangen konnten und wie sehr sie das Engagement der Christen seinerzeit verachteten.

Und trotzdem steht der Pfarrer der Altstadtgemeinde auf der Liste des Kuratoriums zum Wiederaufbau. Sicher, sagt er, man kann die zerstörte Geschichte nicht wieder lebendig machen. Und ein Ort kirchlichen Lebens wird am Breiten Weg an dieser Stelle auch nicht wieder entstehen. Aber die Erinnerung an das Vergangene wird mit dem Katharinenportal wieder mehr ins Bewusstsein der Menschen geholt und aus der Altstadtgemeinde herausgetragen.

Mit dem wiederaufgebauten Portal wird ein Mosaikstein zu den Artefakten der Gemeinde hinzugefügt, die immer einmal wieder durch die Hände der Menschen wandern, sei es, dass die Fotoalben mit den Bildern von Zerstörung, Aufbau und Wieder-Zerstörung durch die Hände gehen. Oder dass auch die heutigen Pfarrer zum Ende ihrer Dienstzeit ihre Erinnerungen in einer Art Chronik niederschreiben, die bis ins 18. Jahrhundert zurückreicht. Oder eben die Gerätschaften für den Gottesdienst, die inzwischen in der Wallonerkirche ihre Dienste tun.

Auch wenn es nur wenige Stücke gibt, die aus der Katharinenkirche übrig geblieben sind - ungelöste Rätsel gibt es dennoch. So zu einer Urkunde zur Goldenen Konfirmation aus dem Jahr 1936: Was aus der Jubiläumskonfirmandin geworden ist, ist unklar. Und auch ein kleiner beschrifteter Knochen, der beim Enttrümmern am Taufstein der Katharinenkirche gefunden wurde, wirkt rätselhaft.

Am meisten grübelt Pfarrer Thoralf Thiele jedoch über zwei große Kerzenständer nach, die wohl auch aus der Katharinenkirche stammen und auf einem Foto aus den 1950er Jahren zu sehen sind, das in der Heiliggeistkirche aufgenommen wurde. Sie sind verschwunden - und würden sich seiner Meinung nach doch gut machen in der Reihe von lebendigen Stücken aus der Magdeburger Kirchengeschichte.