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Bildung Elternfrust an der Makarenkoschule

An der Makarenkoschule liegen die Nerven blank: Nur noch zwei
pädagogische Mitarbeiter sind seit gestern offiziell dort angestellt.
Für die Schüler mit emotional-sozialen Störungen müssten aber mindestens 12 da sein.

Von Stefan Harter 02.06.2015, 03:21

Magdeburg l "Es ging heute drunter und drüber", berichtet Brita Mosler-Schlehf gestern hörbar entrüstet am Redaktionstelefon. Grund für die Aufregung der Elternratsvorsitzenden der Makarenkoschule sind die Zustände, die gestern dort herrschten. An richtigen Unterricht sei nicht zu denken gewesen, sagt sie.

Statt bislang sieben pädagogischen Mitarbeitern (PM), die die eigentlichen Lehrer im Unterricht unterstützen und Aktivitäten danach begleiten, sind nur noch zwei da. Fünf weitere hatten zu Anfang des Jahres die Option für eine Festanstellung an einer Schule für geistig-behinderte Kinder gezogen, weil es dort 100 Prozent Lohn gibt. An allen anderen Förderschularten sind es nur 87,5 Prozent.

Eigentlich stünden der Makarenkoschule für ihre 112 Schüler laut Betreuungschlüssel sogar 12 PM zu, sagt Schulleiter Jens Meyer. "Wir hatten mit einem Zwei-Pädagogen-System geplant", sagt er. Doch nachdem einige in Rente gegangen sind, kamen keine Nachfolger an Bord. Und nun der nächste Einschnitt.

"Die Schüler sind aus verschiedensten Gründen emotional und sozial gestört, sie sind ja nicht umsonst da", erklärt Brita Mosler-Schlehf den besonderen pädagogischen Bedarf an der Makarenkoschule. Der Schulleiter findet noch klarere Worte: "So gut wie 100 Prozent haben Erfahrung mit psychiatrischer Behandlung." Auf gut Deutsch heißt das, die Kinder und Jugendlichen sind schwierig im Umgang. Brita Mosler-Schlehf verdeutlicht das: "Sie können nicht alleine auf die Toilette gehen. Einer muss dabei sein, ein anderer muss auf die Klasse aufpassen, damit nicht irgendetwas passiert." Und dank der fehlenden Fachkräfte ist das nun nicht mehr möglich. Der Schwimmunterricht fiel deshalb gestern aus. Per Elternbrief informierte die Schulleitung außerdem darüber, dass die Betreuungszeiten am Nachmittag verkürzt und 15 Arbeitsgemeinschaften abgesagt werden müssen.

Die Herausforderung der sogenannten Ausgleichsklassen schreckt offenbar auch die Vertretungskräfte ab. Denn das Landesschulamt hat fünf pädagogische Mitarbeiter von anderen Einrichtungen an die Makarenkoschule versetzen wollen - die aber alle gegen ihre Versetzung vorgehen. Bis die angegebenen Gründe, die dagegen sprechen, geklärt sind, bleiben die Stellen somit theoretisch unbesetzt. "Das ist doch eine Riesensauerei", macht Brita Mosler-Schlehf keinen Hehl aus ihrem Unmut über die Verweigerer. "Warum sind sie Pädagogen geworden?"

In der Praxis hat das Landesschulamt gestern die fünf bisherigen Kräfte damit überrascht, dass sie doch wieder übergangsweise ihre alten Stellen übernehmen sollen. Sie haben die erneute Versetzung nicht abgelehnt. Die Dauer der Notlösung ist aber ungewiss, was mit den fünf neuen, nunmehr ebenso unbesetzten Stellen der Rückkehrer ist, ebenso. Karina Kunze, Sprecherin des Kultusministeriums, versichert nur: "Das Landesschulamt arbeitet mit Hochdruck an einer Lösung im Sinne aller Beteiligten."