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Kavalier Scharnhorst Pläne und Proteste im Elbbahnhof Magdeburg

Die Festungsanlage Kavalier Scharnhorst neben der Sternbrücke soll ein Bürokomplex werden. Daneben sind Wohnhäuser geplant.

Von Rainer Schweingel 29.07.2015, 22:11

Magdeburg l Dem aufmerksamen Passanten sind sie in den vergangen Tagen nicht entgangen: Rund um das Gelände der Anlage Kavalier Scharnhorst zwischen Sternbrücke und Elbbahnhof haben Unbekannte Plakate befestigt. Der Vorwurf: Hier werde mit finanzieller Unterstützung der Stadt eine grüne Oase für den Bau von Luxus-Appartements verschwinden.

Die Volksstimme ging der Sache nach und machte den Investor ausfindig. Seine Bedingung für ein Gespräch: Keine Namen und Fotos von ihm in der Zeitung. Nur so viel: Es handelt sich um einen Magdeburger Bauunternehmer.

Umbau soll 2016 starten

Seine Pläne: Die ehemalige Kaserne Kavalier Scharnhorst soll ihren Dornröschenschlaf beenden und Ende 2016 als moderner Bürokomplex in alten Gemäuern mit Restaurant öffnen. Kostenpunkt: Rund drei Millionen Euro. Unter Beachtung des Denkmalschutzes entstehen so eine sanierte Fassade und rund 2500 Quadratmeter Bürofläche, für die es auch schon erste Interessenten geben soll.

Zielgruppen sind Software-Unternehmen, Architekten und andere Gewerbemieter, die sich innerhalb Magdeburgs verändern möchten. Der Bedarf sei da. Interessenten könnten sich dort ihr Büro kaufen. Man könne sich die Räume im Inneren dann etwa so vorstellen wie eine zweite Kaserne Mark, nur eben mit Büros, so der Investor. Derzeit liefen die Vor- bereitungsarbeiten, heißt es.

Die Stadt müsse allerdings noch die Baugenehmigung und die Umnutzung der Fest-ungsanlage genehmigen. Dafür sei man zuversichtlich, so der Investor. Anfang 2016 soll der Umbau sichtbar beginnen.

Schwieriger könnte es mit dem zweiten Teil der Investition werden. Zwischen Fest-ungsanlage und Elbbahnhof plant der Unternehmer den Bau von drei bis vier Mehrfamilienhäusern, die ähnlich wie im Elbbahnhof aussehen dürften. Obwohl es dafür weder konkrete Pläne noch konkretes Baurecht gibt, regt sich Widerstand in Form von anonymen Protestplakaten.

Wäldchen weg, Grün an den Wegen bleibt

Hintergrund: Falls es zu dem Bau kommt, müsste dafür ein Großteil des Wäldchens unmittelbar neben der Kasernenanlage weichen. Die unwegsame Grünanlage war einst auf einer Halde aus Nachkriegsschutt entstanden, in der auch noch belastetes Material aus ehemaligen Magdeburger Großbetrieben (im Volksmund deshalb "MAW-Halde" genannt) vermutet wird.

Aus diesem Grund hatten Stadt und Land gemeinsam Fördermittel bereitgestellt, die man aber nicht nutzen werde, sagte der Investor. Damit seien zu hohe Auflagen verbunden gewesen. Der Teilrückbau des begrünten Schuttberges erfolge deshalb - vorbehaltlich der Zustimmung durch die Stadt Magdeburg - auf eigene Kosten. Der Komplex Kavalier Scharnhorst und die neuen Häuser erhalten dann eine gemeinsame Tiefgarage. Die Wege zur Elbe und am Fluss sollen erhalten werden.

Dazu zähle auch das grüne Elbufer zwischen Hubbrücke und Sternbrücke. Die neuen Häuser würden westlich der beiden Fuß- und Radwege gebaut. Die Bäume dort blieben stehen, heißt es. Für alle anderen seien Ausgleichspflanzungen in Rothensee vorgesehen, kündigte der Investor an.

Und was ist nun mit der Unterstützung der Stadt? OB Lutz Trümper (SPD) erklärt: Eine Bebauung in diesem Bereich ist grundsätzlich möglich. Das lässt der Bebauungsplan zu. Auch Fördermittel für den Rückbau der Halde zugunsten von Wohnungsbau standen schon bereit. Weil sie nicht abgerufen wurden, haben wir sie in diesem Jahr anderweitig verwendet."