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Staatsanwaltschaft will die Rolle der damaligen Verlobten des Täters nach "Enthüllungen" in ihrem Buch untersuchen Neue Ermittlungen nach Kreuzworträtselmord in Halle

Von Matthias Fricke 09.02.2013, 02:12

Magdeburg l Der "Kreuzworträtselmord" von Halle gilt als einer der spektakulärsten Kriminalfälle der DDR-Geschichte. Und er ist möglicherweise noch nicht abgeschlossen. Vor 32 Jahren hatte der damals 18-jährige Matthias S. in Halle-Neustadt den siebenjährigen Lars entführt, sexuell missbraucht, erschlagen und mit einen Messer traktiert. Die in einem Koffer gesteckte Leiche warf der Jugendliche später aus einem Zug an der Bahnstrecke Halle-Leipzig. In dem Koffer befanden sich auch Zeitungen mit einem gelösten Kreuzworträtsel. Bei den umfangreichsten Ermittlungen in der Geschichte der Volkspolizei wurden mehr als eine halbe Million Schriftproben verglichen, so dass die Ermittler schließlich auf die Mutter der Freundin des Täters stießen.

Diese Freundin, die heutige Kerstin Apel, hat jetzt in ihrem Buch "Der Kreuzworträtselmord - Die wahre Geschichte" Details des Falles enthüllt, die Ermittler aufhorchen lassen. Staatsanwalt Klaus Wichmann aus Halle bestätigte die Einleitung des Ermittlungsverfahrens wegen möglicher Beihilfe zum Mord. Wie das Verbrechen selbst, verjährt auch das nicht. "Es haben sich Widersprüche zwischen den damaligen Zeugenaussagen und den Veröffentlichungen sowie einem Zeitungsinterview ergeben", sagte Wichmann. Diese gelte es aufzuklären.

Die Autorin berichtet in dem Buch von der Situation, als sie nach Hause kam und der siebenjährige Junge in der Badewanne lag. Er soll noch gezuckt haben, so dass Matthias S. damals in die Küche ging, ein Messer holte und zustach. Anschließend habe er sie gezwungen zu helfen, das Kind wegzubringen.

Täter hat Strafe bereits abgebüßt

Inwieweit dies eine fiktive Geschichte ist, oder nicht, sollen die Ermittlungen ergeben. Der Volksstimme sagte Apel, dass sie erst "vor vier Jahren den Mut gefunden" habe, sich "alles von der Seele zu schreiben." Bis dahin habe sie mit niemanden darüber gesprochen. Auf die Frage, ob sie noch heute eine Strafverfolgung fürchte, antwortete sie schriftlich: "Nein, denn ich weiß, dass ich das Kind nicht getötet habe. Zu entdecken, dass mein Freund ein Mörder war, hat mich gelähmt. Danach hatte ich über Monate Todesangst. Ich dachte, dass mein damaliger Freund mir etwas antun würde, wenn ich ihn anzeige." Der Mörder Matthias S. war zu DDR-Zeiten zu einer lebenslangen Haft verurteilt worden. 1991 wandelte das Gericht die Strafe in eine zehnjährige Jugendhaftstrafe um, weil S. bei der Verurteilung noch nicht volljährig war. 1996 kam er in den Maßregelvollzug und lebt heute anonym in Thüringen.