Stasi-Bundesbeauftragter fordert weitere Aufarbeitung der SED-Diktatur / Interesse an Akteneinsicht groß "Repressalien der Stasi wirken über Generationen"
Magdeburg l Der Stasi-Bundesbeauftragte Roland Jahn hat am Donnerstag davor gewarnt, die Aufarbeitung der SED-Diktatur zu beenden. "Wer den Unrechtsstaat aufarbeitet, kann den Rechtsstaat besser schützen", sagte er bei der offiziellen Amtseinführung der sachsen-anhaltischen Stasi-Beauftragten, Birgit Neumann-Becker, in Magdeburg. "Die Repressalien der Stasi wirken über Generationen", betonte Jahn. Und: "Aufklärung hat kein Verfallsdatum."
Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) sagte: "Vergessen stiftet keinen dauerhaften Frieden. Einen Schlussstrich kann und wird es nicht geben. Das wäre eine unverantwortliche Flucht aus der Geschichte." Eine gründliche Aufarbeitung der SED-Diktatur schütze vor Legendenbildung.
Die Stasi-Landesbeauftragte Neumann-Becker betonte: "Ich will viel zuhören." Die 1963 in Görlitz geborene Theologin war schon als Schülerin ins Visier der Stasi geraten, weil sie sich zur DDR-Friedensbewegung und zu deren Symbol "Schwerter zu Pflugscharen" bekannt hatte.
Das Interesse an den Stasi-Unterlagen ist nach wie vor groß. 2012 wurden mehr als 88000 Anträge auf eine persönliche Einsicht in Stasi-Akten gestellt. Das waren rund 7200 Anträge mehr als im Vorjahr.