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Staatsanwaltschaft ermittelt nach Schmierereien in Salzwedel gegen drei weitere Tatverdächtige Suche nach Nazi-Sprayern führt Polizei in altmärkische Gemeinde

Von Philip Najdzion 09.10.2013, 01:11

Wallstawe l Die Suche nach einem mutmaßlich Verantwortlichen für die Nazi-Schmierereien in Salzwedel hat die Polizei in die Gemeinde Wallstawe geführt. Dort durchsuchten die Beamten am Sonnabend die Wohnung eines jungen Mannes.

Die Gemeinde Wallstawe liegt im Nordwesten von Sachsen-Anhalt. Knapp zehn Minuten sind es bis nach Salzwedel, genauso viel wie ins niedersächsische Wendland. Etwa 1000 Einwohner leben in den Orten. Und dieser Tage sprechen die meisten Menschen über die Ereignisse vom Wochenende. Nur öffentlich darüber reden möchte kaum jemand. Dass einige Männer in den Orten rechts sind, ist vielen Einwohnern bekannt.

2010 richteten hier Neonazis ihre sogenannten Schottenspiele aus - ein Fest mit Kindern, an dem zahlreiche Neonazis aus Sachsen-Anhalt und Niedersachsen teilnahmen. Für die Rechten waren die Spiele wie Baumstammweitwurf auch eine Chance, Nachwuchs zu rekrutieren.

Die Ergebnisse bei der Bundestagswahl lagen für die NPD in Wallstawe prozentual am zweithöchsten unter den Gemeinden im Altmarkkreis. Der NPD-Direktkandidat erhielt 4,2 Prozent der Stimmen, die Partei 3,5 Prozent. Im Landesdurchschnitt waren es 2,2 Prozent. In Wallstawe wählten 19 beziehungsweise 16 Menschen rechtsextrem.

Martin Vesseley vom Verein Miteinander geht in Wallstawe und den Nachbargemeinden Diesdorf und Dähre von einer gefestigten rechten Szene aus. Im Nordwesten der Altmark seien etwa 15 Rechtsextremisten organisiert. "Das ist in der Ecke eine Problematik, die sich verfestigt hat", sagt Vesseley.

Anfang 2012 schmierten Täter Hakenkreuze in einen Grenzturm in Dähre. In Diesdorf kam es Ende März dieses Jahres zu massiven Schmierereien mit rechten Parolen an bis zu 30 Stellen. Das Beängstigende in dem Fall, so Vesseley: "Viele Parolen stehen heute noch da, da fühlen sich die Täter bestätigt." Ein paar Wochen später, am 8.Mai, schlugen Täter in Salzwedel zu und verunstalteten den Bahnhof und Teile der Haupteinkaufsstraße.

Die Polizei schätzt die Lage im Nordwesten wie folgt ein: "Es gibt dort Personen und lose Gruppierungen aus dem rechten Spektrum", sagte Polizeisprecher Frank Semisch. "Von einer gefestigten rechten Szene sprechen wir noch nicht."