1. Startseite
  2. >
  3. Sachsen-Anhalt
  4. >
  5. Bombe um 21.15 Uhr entschärft

550 Polizisten räumen Teile der Magdeburger Innenstadt / 17000 Menschen evakuiert Bombe um 21.15 Uhr entschärft

Von Matthias Fricke 25.10.2013, 03:11

Magdeburg l Nach genau 60 Minuten hatten Torsten Kresse und Olaf Machnik am Donnerstagabend um 21.15 Uhr die Fünf-Zentner-Bombe am Magdeburger Hauptbahnhof entschärft. Mit einem Großaufgebot hatten Polizei und Rettungsdienst zuvor 17000 Menschen evakuiert. Die Innenstadt glich einem Geisterviertel.

Es ist gegen 19.30 Uhr, als der Polizeihubschrauber über dem Magdeburger Stadtzentrum mit einer In-frarotkamera kreist und die Einsatzkräfte am Boden über letzte verbliebene Anwohner informiert. Rund 550 Polizisten haben zuvor alle Wohnhäuser und Büros in einem Radius von 800 Metern durchsucht und die angetroffenen Menschen aufgefordert, das Sperrgebiet zu verlassen. Ihnen werden die Hermann-Gieseler-Halle und eine Turnhalle als Ausweichquartier angeboten. In der Zwischenzeit bereiten Torsten Kresse (44) und sein Kollege Olaf Machnik (49) an der mit Flutlicht der Landesbereitschaftspolizei ausgeleuchteten Stelle die Entschärfung der 250-Kilo-Sprengbombe amerikanischer Herkunft vor. Am Nachmittag waren mit Sand gefüllte Big Bags, wie sie vom Fluteinsatz bekannt sind, neben der Bombe abgeladen worden. Axel Vösterling vom Technischen Polizeiamt: "Es ist eine reine Vorsorgemaßnahme, falls in der Nacht doch noch gesprengt werden muss."

Beide mechanische Zünder sind noch intakt. Sie müssen deshalb vom Sprengsatz entfernt werden. "Und das ist nicht einfach. Wegen der langen Liegezeit im Erdreich ist das Gewinde sehr verkrustet", sagt Torsten Kresse. Beim Kopfzünder ist der Schlagbolzen bereits ausgelöst. Es kam aber nicht zur Detonation, als 1945 die Amerikaner die Stadt bombardierten. Der Blindgänger blieb im Boden liegen und wurde selbst beim Bau des Magdeburger Ringes in den 70er Jahren offenbar übersehen.

Klarheit über den Zustand des Zünders erhalten die beiden Entschärfer erst, wenn sie mit der Drahtbürste und einer Art Wasserpumpenzange zum Abschrauben des Gewindes ansetzen. Ein Kraftakt. Gegen 20.15 Uhr beginnen sie ihren einsamen Job. Den demolierten Kopfzünder können die Männer gegen 20.50 Uhr entfernen. Dann machen sie sich an den Heckzünder. Er kann aber um 21.15 Uhr herausgeschraubt werden. Nur Sekunden später wird Entwarnung gegeben. Die Magdeburger können zurück in ihre Wohnungen. Etliche Pflegeheimbewohner werden allerdings erst heute zurückkehren können.

Bereits am Vormittag hatten mehr als hundert Einsatzkräfte mit dem Evakuieren im Umkreis von 800 Metern rund um den Bombenfundort begonnen. Mehrere Altenpflegeheime und die Universitätsfrauenklinik wurden geräumt. Patientinnen mit einer Risikoschwangerschaft mussten per Rettungshubschrauber nach Halle geflogen werden. Neugeborene erhielten ein Quartier in anderen Kliniken. Auch ein großes Einkaufszentrum und ein Hotel sind geräumt worden. Die Stadt befand sich während des Feierabendverkehrs im Ausnahmezustand.

Auch die Bahn traf die Schließung des Hauptbahnhofes hart. "Wir arbeiten bereits seit Mittwoch an Umleitungslösungen", sagte am Nachmittag Bahnsprecher Jörg Bönisch in Halle. Die Regionalbahnen aus Braunschweig endeten in Sudenburg, aus Richtung Süden in Buckau. Die IC und ICE sollten über Stendal bzw. Wittenberge fahren.

Der Kampfmittelbeseitigungsdienst hatte bereits am Mittwoch die Bombe bei Sondierungsarbeiten zum geplanten Tunnelneubau am Magdeburger Hauptbahnhof entdeckt.