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Christbaumtrends 2013 Baumschmuck: Früher war mehr Lametta

Weihnachtsbaum ist nicht gleich Weihnachtsbaum - da kann man viel
verkehrt machen. Damit sich die liebe Verwandtschaft am Heiligen Abend
nicht lustig macht, sollte man einige aktuelle Trends berücksichtigen.

Von Elisa Sowieja und Oliver Schlicht 13.12.2013, 01:09

Magdeburg l Es ist ein prachtvolles Exemplar, das wohl fast jeder gern in der guten Stube stehen hätte. Wenn nicht der Festbaum im Magdeburger Allee-Center stolze zwölf Meter hoch wäre. Dekorateurin Kerstin Seidel-Schneider hat den riesigen Weihnachtsbaum mit gestaltet. "Ein richtiger Baum ist das nicht, sondern ein hohes Gerüst, an dem künstliche Zweige und Schmuck befestigt werden", erzählt sie.

Zur Gestaltung des "Baumes" wurden von Center-Mitarbeitern insgesamt zehn Zweig-Kreise aus jeweils vier Elementen zusammengesteckt. An diesen 40 Elementen hängt nicht nur die Festbeleuchtung, sondern wurden auch knapp 2000 Schmuckelemente befestigt - Kugeln, Schleifen, Glocken, Sterne. Überwiegend rot, aber auch silberne, goldene und braune Kugeln sind darunter. "Drei Nächte dauerte der Aufbau des Baumes insgesamt", so die Dekorateurin.

Privat zu Hause bevorzugt sie an ihrem Baum weiße und cremefarbene Kugeln. "Richtig im Trend ist aber wieder sehr traditioneller Weihnachtsschmuck. Wenn ich Schaufenster für Firmen und Geschäfte gestalte, wünschen sich die Kunden wieder zunehmend Elemente wie einen Kamin oder ein Schaukelpferd", erzählt Kerstin Seidel-Schneider.

Trend zur Nostalgie beim Baumschmuck

Auch die Wernigeröder Geschäftsfrau Ina Kruschel bestätigt den Trend zur Nostalgie: "Romantische, auf alt getrimmte Dinge wird vor allem von jungen Frauen nachgefragt." Sie betreibt in der Harzstadt das Geschäft "Bastelkiste". "Bänder mit Spitzen, naturfarbene Accessoires aus abgenutztem Holz - so etwas ist sehr beliebt", erzählt Ina Kruschel.

Fröbel-Sterne aus Papier seien als Baumschmuck immer beliebter. Solche Sterne gebe es zwar schon viele Jahrzehnte, aber inzwischen seien sie ein echter Verkaufshit. Beliebt seien aus Papier auch so genannte Bascetta-Sterne. Kruschel: "Die bestehen aus 30 quadratischen Papierstücken, die nach einer speziellen Faltanleitung zu einem großen Stern zusammengebastelt werden."

Die gute alte Weihnachtskugel bleibe auch heute noch das beliebteste Anhängsel für den Festbaum. "Allerdings greifen vor allem junge Leute lieber zu Kugeln, die etwas abgeänderte Formen haben", erzählt die Bastel-Expertin schmunzelnd. Gemeint sind "Kugeln" in Form von Muffins, Micky Mouse oder Quietsche-Enten.

Wer keine Kugeln an den Baum hängt, schmücke zunehmend gern auch mit Stoffbändern und Schleifen. "Hellblau und weiß werden gern genommen und natürlich rot als klassische Weihnachtsfarbe." Und Lametta? Wir erinnern uns: Schon Loriot hat in seinem berühmten Weihnachtssketch die feine Beobachtung mitgeteilt: "Früher war mehr Lametta!" "Dem kann ich uneingeschränkt zustimmen", so die Wernigeröder Händlerin. Zwar gebe es heutzutage die Klitzerstreifen ungiftig bleifrei und damit ökologisch korrekt. "Aber gekauft wird es kaum noch. Die jungen Leute mögen kein Lametta mehr", so Ina Kruschel.

Kugeln aus der Harzer Glasmanufaktur - ein Klassiker

Ein Stück Tradition aus der Heimat geht damit wohl irgendwann verloren. Vielleicht greifen Traditionsbewusste ja stattdessen zu einem echten Klassiker Harzer Weihnachtsbaumkultur? Kugeln aus der Glasmanufaktur "Harzkristall" in Derenburg. Dies ist allerdings kein ganz billiges Vergnügen. Das Komplettsortiment "Exklusiv rot-gold-karriert" - 32 Kugeln, vier Glocken, zwei Vögelchen und eine Spitze - kostet 149 Euro.

Doch dieser prachtvolle Schmuck ist natürlich mit den Modellen "Made in China" aus dem Baumarkt nicht zu vergleichen. Und an der Kasse darf jeder vor sich hin seufzen: "Da hab ich was fürs Leben!"

High Heels mit Kuhflecken und ein pupsendes Rentier

Wem Kugeln und Sterne schlichtweg zu öde sind, dem dürften die Angebote von Onlineshops wie Amazon, Etsy oder Design-3000 Funkeln in die Augen treiben. Die halten nämlich einiges an Kuriositäten bereit.

Männern sei an dieser Stelle wärmstens empfohlen, ihre Frauen beim Baumschmücken nicht allein zu lassen. Ansonsten laufen sie Gefahr, ihre Geschenke an einer Tanne voll von rosa-glänzenden Handtaschen und High Heels mit Kuhflecken auszuwickeln. Denn solcher - nennen wir ihn Tussi-Schmuck - ist im Internet in dieser Saison schwer angesagt. Das Sortiment reicht bis hin zu kleinen Lippenstiften, Föhnen und Parfümfläschchen.

Die Auswahl für den Herrn fällt hingegen ein bisschen kärger aus. Sie beschränkt sich auf Bohrmaschinen und Sportwagen in diversen Variationen.

Wobei - ein weiterer Trend des Jahres dürfte Männerherzen ähnlich hoch hüpfen lassen: Essen. Im Angebot ist alles, was den Fastfood-Fan glücklich macht. Es gibt Hamburger, Pommes und Pizzastücken. Die Plaste-Anhänger sind zwar nicht sonderlich gut im Geschmack - dafür schimmeln sie aber auch nicht, und die Kalorienzahl hält sich auch in Grenzen.

Sogar an eine Version für Vegetarier wurde gedacht: Sushi-Rollen - inklusive Ingwer-Stückchen und Essstäbchen. Und wer weder Fisch noch Fleisch mag, kann sich eine Weihnachtsgurke an den Baum hängen. Das machen die Amerikaner sehr gern. Sie glauben, das sei ein Brauch aus Deutschland. Dass das kompletter Unsinn ist, hat ihnen wohl leider noch niemand erzählt.

Es geht aber auch unappetitlich: Eine amerikanische Seite verkauft das große Geschäft eines Hundes - natürlich nur als Nachbildung. Den extravaganten Baumschmuck preist sie mit einem prominenten Fan an. Talkshow-Moderator Jay Leno hat die braune Wurst nämlich schon in seiner Sendung vorgestellt.

Auch Trekkies kommen im Internet auf ihre Kosten: mit Captain Kirk für den Weihnachtsbaum. Der sitzt in Denkerpose auf seinem Kommandostuhl und denkt wahrscheinlich darüber nach, wann ihn Scotty endlich wieder ins Raumschiff hochbeamt. Wer eher auf Superhelden steht, für den gibt es einen kleinen Batman aus Baumwolle.

Besonders gut geeignet sind die Online-Shops, wenn man plant, der buckeligen Verwandtschaft zu Weihnachten mal so richtig die Schamesröte ins Gesicht zu treiben. Hervorragende Chancen hätten da zum Beispiel ein Weihnachtsmann und ein Rentier, die dem Betrachter ihren Allerwertesten entgegenstrecken. Und als wäre das nicht schon anstößig genug, machen sie sogar Pups-Geräusche, wenn man sie drückt.

Zu selbem Zwecke bietet sich ein auch Weihnachtsmann an, der frech seine Unterwäsche präsentiert: einen knappen schwarzen String-Tanga. Obwohl - vielleicht kommt der bei Oma Erna sogar besonders gut an...