1. Startseite
  2. >
  3. Sachsen-Anhalt
  4. >
  5. Schwerstarbeit für Retter

Patienten werden immer dicker, Ärzte und Hilfsdienste müssen aufrüsten Schwerstarbeit für Retter

13.02.2014, 06:39

Magdeburg l Nirgends in Deutschland leben so viele Dicke wie in Sachsen-Anhalt. Ärzte und Rettungsdienste rüsten daher mit Schwerlast-Rettungswagen, stabilen OP-Tischen und speziellen Kränen auf.

Etwa 90 Mal rückte allein in Magdeburg im vergangenen Jahr der "Schwerlast-Rettungswagen" aus, um beleibte Patienten zum Arzt zu bringen. Normale Rettungswagen (RTW) sind nur bis zu einem Transportgewicht von 225 Kilogramm und begrenztem Umfang ausgelegt. Alles, was darüber liegt, ist ein Fall für besonders umgebaute Wagen. Olaf Derlath, stellvertretender Chef der Magdeburger Berufsfeuerwehr: "Wir haben vor einigen Jahren deshalb extra einen alten RTW mit größeren Transportschalen, Seilwinde und Rampe anfertigen lassen." Das kostete einen fünfstelligen Betrag.

Ähnlich sieht es in der Altmark aus. Michael Schneider, Leiter der Stendaler Rettungsleitstelle: "Wir haben seit zwei Jahren einen solchen Extra-Wagen." 26 Mal war er 2013 im Einsatz.

Der Landkreis Börde fordert etwa ein- bis zweimal im Monat den "Schwerlaster" aus dem Harz oder der Altmark an. "Wir überlegen aber inzwischen auch, künftig uns so ein Fahrzeug anzuschaffen", meint der dortige Sachgebietsleiter Rettungsdienst Frank Schulze.

Im Harz wird der "Schwerlaster" inzwischen einmal in der Woche eingesetzt, wie der Leiter der Rettungsleitstelle Kai-Uwe Lohse erklärt. Noch vor vier Jahren war das umgerüstete Fahrzeug nur einmal im Monat im Einsatz.

Spitzenreiter war bisher ein 360 Kilogramm schwerer Patient, der auch das Krankenhaus vor fast unlösbare Probleme stellte. Es musste extra ein Bett für ihn gebaut werden.

In Magdeburg wie auch in Halle erreicht etwa jede Woche ein Krankenwagen mit schwergewichtigen Patienten das Uniklinikum. Wie der Leiter der Zentralen Notaufnahme Markus Rettig sagt, werde die Notaufnahme nach vorheriger Information extra umgerüstet. Das reiche von der Blutdruckmanschette mit erweitertem Umfang bis zum XXL-Rollstuhl. Im Uniklinikum gibt es drei Schwergewichtigenbetten, die durchgehend belegt sind.

Die Station für Esskrankheiten hat die Zahl der Betten von zehn auf 20 aufgestockt. Etwa 50 Magenverkleinerungen werden in Magdeburg jährlich vorgenommen. Die speziellen OP-Tische haben eine Tragkraft von 360 Kilogramm, im Ex­tremfall können sie aber auch bis zu 500 Kilogramm stemmen.

Insgesamt sind laut Statistik zwei Drittel aller Männer und mehr als die Hälfte der Frauen im Land zu dick. "Damit führen Sachsen-Anhalter leider die bundesweite Statistik der Übergewichtigen an", sagt Monika Schöne vom Landesamt für Statistik.