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Friedensabkommen aufgelöst Bandidos und Hells Angels gehen in Sachsen-Anhalt auf Konfrontationskurs

Nach einer aktuellen Lagebeurteilung des Landeskriminalamtes sind die
Strukturen der im Land ansässigen Rockergruppen in Bewegung. Clubhäuser
werden eröffnet, geschlossen und verlegt. Für die Polizei wird es immer
schwieriger, den Überblick zu behalten.

Von Matthias Fricke 15.02.2014, 02:16

Magdeburg l Kaum hatten es sich die "Bandidos" des Chapters "Magdeburg-City" im vergangenen Jahr im Stadtteil Ottersleben in ihrem neuen Clubhaus bequem gemacht, gab es einige Monate später auch schon den ersten Ärger. Mitglieder der verfeindeten Rockergruppen "Bandidos" und "Hells Angels" waren an einer in der Nähe befindlichen Tankstelle aneinandergeraten. Mit Messern gingen sie aufeinander los. Es gab neun vorläufige Festnahmen. Zwei Männer wurden verletzt, einer davon schwer.

"Das vor drei Jahren geschlossene Friedensabkommen wird als faktisch außer Kraft angesehen." - LKA-Sprecher Andreas von Koß

Für die Experten des Landeskriminalamtes (LKA) könnte die Gefahr solcher Auseinandersetzungen künftig häufiger bestehen. Im Januar 2013 gründeten die "Hells Angels" einen Charter in Magdeburg. Unterstützer, die Red Devils (Rote Teufel), sind bereits in Salzwedel, Stendal und Schönebeck, Gommern, Bernburg und Zeitz vertreten. "Das vor drei Jahren geschlossene Friedensabkommen zwischen den Bandidos in Magdeburg und den Hells Angels in Hannover wird mittlerweile als faktisch außer Kraft gesetzt angesehen", erklärt LKA-Sprecher Andreas von Koß. Danach sollten sich eigentlich beide Parteien aus den Städten des jeweils anderen fernhalten. Doch in Magdeburg ist das Gegenteil der Fall. Örtlicher Brennpunkt war bisher die Stadt Halle.

Dort befinden sich nach der Analyse des LKA die "Chicanos" als Unterstützerclub der Bandidos mit Sitz in Magdeburg auf sehr engem Raum mit den verfeindeten Underdogs. Die Auseinandersetzungen sind programmiert: Erst vor zwei Jahren hatte ein Mitglied der "Chicanos" den Chef des verfeindeten Rockerclubs Underdogs durch die Seitenscheibe seines Autos niedergeschossen. Das Opfer überlebte schwer verletzt. Ein Jahr später gab es einen erneuten Schusswechsel. Der Underdogs MC ist nach Angaben der Ermittler vor allem im Süden des Landes neben den "Bandidos" und "Hells Angels" ein relativ eigenständiger Rockerklub in Halle, im Saalekreis, in Eisleben und Staßfurt.

Hinzu kommen rockerähnliche Gruppen wie die "Brigade 81" in Stendal, in Schönebeck und im Harzkreis sowie die Gruppe "Combat 81" aus Dessau und die "Oldiers Magdeburg Eastside". LKA-Sprecher von Koß: "Die Struktur der Rockerclubs wechselt ständig. Das erschwert uns auch, genaue Mitgliederzahlen zu nennen." Zudem zeigen sich die meisten Rockergruppen ohnehin nicht an einer Zusammenarbeit interessiert. Geregelt werde der Fall meist "intern". Nach dem Verhaltenskodex der Bandidos dürfen zum Beispiel bei schweren Straftaten keine Kutten getragen werden.

"Wir fordern als logische Konsequenz der kriminellen Aktivitäten solcher Clubs, diese zu verbieten." - André Schulz, Bundesvorsitzender vom Bund Deutscher Kriminalbeamter

Nach Ansicht des Bundes Deutscher Kriminalbeamter (BDK) ist der überwiegende Teil der Mitglieder der Rockergruppen vorbelastet. "Auch wenn diese gerne das Gegenteil behaupten", so der BDK in einer Pressemitteilung. In Deutschland hätten demnach mehr als die Hälfte der Mitglieder der Hells Angels Vorstrafen wegen schwerer Delikte.

Erst vor einigen Monaten hatte der Bundesvorsitzende der Kriminalistengewerkschaft, André Schulz, erklärt: "Wir fordern als logische Konsequenz der kriminellen Aktivitäten solcher Clubs, diese zu verbieten."