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Minister Dorgerloh über gefährdete kleine Grundschulen "Wir machen jetzt einen ersten Schritt"

Seit Monaten protestieren Eltern in Sachsen-Anhalt für den Erhalt ihrer Dorfschule. Mit den ersten Bescheiden zur Schließung hat Kultusminister Stephan Dorgerloh (SPD) jetzt Pflöcke eingeschlagen. Volksstimme-Redakteur Hagen Eichler fragte nach.

24.03.2014, 01:35

Volksstimme: Herr Dorgerloh, Sie haben im vergangenen Jahr angekündigt, dass sich Sachsen-Anhalt von zu kleinen Grundschulen trennen wird. Auf Ihrer Liste stehen jetzt rund 40 Standorte, die in diesem Sommer geschlossen werden. Zufrieden?
Stephan Dorgerloh: Es geht hier nicht um Zufriedenheit, sondern darum, ein Schulnetz zu gestalten, das finanzierbar ist und in den nächsten Jahren Bestand haben kann. Dabei sind Fragen der Schulqualität und des Umfangs der Unterrichtsangebote sowie die Absicherung im Vertretungsfall zu beachten. Dass dieser Prozess vor Ort mitunter schmerzhafte Entscheidungen mit sich bringt und auch auf Widerstand stößt, kann ich verstehen. Wir müssen hier die nicht erledigten Hausaufgaben der vergangenen Jahre nachholen. Derzeit gibt es über 530 Grundschulen im Land.

Volksstimme: Einige Schulen erreichen die Mindestschülerzahlen nicht, dürfen aber mit Ausnahmegenehmigungen weitermachen. Kommen Sie damit den Eltern und Kommunalpolitikern entgegen?
Dorgerloh: Die Möglichkeiten für Ausnahmenregelungen stehen bereits in der Verordnung, sind also transparent und gelten für alle gleich. Wenn Fahrwege zu lang werden oder bauliche Vorausetzungen nicht stimmen, können Schulen - manchmal zeitlich befristet, manchmal dauerhaft - auch mit geringeren Schülerzahlen Bestand haben.

Volksstimme: Noch keine Entscheidung gibt es zu allen Schulen, die in den Folgejahren unter die Mindestschülerzahlen rutschen. Warum?
Dorgerloh: Der Großteil der Schulen ist bestandsfähig. Es fusionieren jetzt nur die Schulen, die in diesem Jahr klar und dauerhaft die Vorgaben von 60 Schülern beziehungsweise in dünn besiedelten Gegenden von 52 Schülern nicht erreichen. Schulen, die gegenwärtig die ab 2017 geltende Mindestschülerzahl nicht erfüllen, erhalten zunächst eine Bestandsgarantie bis Ende des Schuljahres 2016/2017. Bei diesen Schulen schauen wir uns noch mal die Rahmenbedingungen an: Wie sind Schuleinzugsbereiche? Sind möglicherweise Investitionen mit Stark III nötig? Wie entwickeln sich Schulwege? Gibt es Möglichkeiten, die Beschulung gemeindeübergreifend sicherzustellen? Wir wollen so viele Schulstandorte wie möglich sichern.

Volksstimme: Halten Sie an Ihrem Ziel fest, dass 2017 alle Schulen 80 Schüler haben müssen beziehungsweise 60 in dünnbesiedelten Gebieten?
Dorgerloh: So steht es in der Verordnung. Wir machen jetzt einen ersten Schritt und sehen dann weiter, welche Lösungen wir für einzelne Standorte finden können.

Volksstimme: Die CDU hat angekündigt, dass sie im Landtagswahlkampf 2016 für Schulverbünde kämpfen will. Dann könnten kleine Schulen erhalten bleiben, die Marke von 80 Schülern wäre hinfällig.
Dorgerloh: Die CDU-Spitze hat sich im Koalitionsausschuss vor wenigen Tagen zur verabredeten Schulentwicklungsplanung bekannt.