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Kulturhistorisches Museum Magdeburg Megedeborch macht Geschichte lebendig

Die Megedeborch ist eine feste Größe für viele Schulen: Hier wird die Geschichte Magdeburgs und Europas zu einem Erlebnis.

Von Martin Rieß 21.07.2014, 03:34

Magdeburg l Ein wenig zwickt der Rauch in der Nase im Innenhof des Kulturhistorischen Museums in der Otto-von-Guericke-Straße 68 bis 73. Die Wachen sind froh, angesichts sengender Hitze einen Platz im Schatten gefunden zu haben. Ist im Moment ohnehin nicht viel zu tun, da das Volk der Megedeborch im Moment seinem Tagwerk nachgeht.

Aber das kann sich ändern, denn Thema ist heute die Vorzeit der Reformation im 15. Jahrhundert. Eine Zeit also, in der Spannung in der Luft lag, die sich auch im spätmittelalterlichen Magdeburg entlud. Hartmut Ramme ist Bürgermeister in der Megedeborch und Projektleiter in Personalunion - und er ist nach mehreren Jahren Arbeit in der Megedeborch begeistert. "Kein anderer Museumsbesuch bleibt bei den jungen Leuten so gut in Erinnerung wie die Megedeborch." Das sieht Museumsleiterin Dr. Gabriele Köster ebenso: "Mit unserem Erweiterungsbau hat man von den Fluren einen schönen Blick auf den Hof - und ich freue mich jedes Mal wieder, wenn ich einen Blick in die Megedeborch werfe." Und sie teilt die Einschätzung von Hartmut Ramme, dass hier das museumspädagogische Konzept, das im Wesentlichen dank der Mitarbeiter von Qualifizierungsmaßnahmen der AQB umgesetzt werden kann, ein voller Erfolg ist. Und zwar einer, der weit über die Grenzen der Landeshauptstadt ausstrahlt und Schulklassen und Gruppen Jugendlicher auch aus anderen Teilen Sachsen-Anhalts anlockt. Und für die Magdeburger sei die Megedeborch neben der Wissensvermittlung ein identitätsstifendes Moment. "Klar - welchen Heranwachsenden ist ansonsten bewusst, welch wichtige Rolle ihre Stadt in der Vergangenheit gespielt hat", sagt die Museumschefin.

Damit das alles klappt, müssen aber auch ein paar Regeln eingehalten werden. Zum Beispiel "ist alles echt", sagt Hartmut Ramme. Will heißen: Das, was die Kinder und Jugendlichen hier tun, ist historisch belegt. "Es geht uns hier auf gar keinen Fall um Klamauk!", sagt er. Und viele lernen, was harte Arbeit bedeutet. Denn hier kommen nicht nur die Holzknechte ins Schwitzen. Und die Rollen werden durchgespielt. Das bedeutet: Wie im wahren Leben ist ein Hin- und Herspringen zwischen verschiedenen Rollen nicht vorgesehen. Das hier ist kein Mittelalter zum unverbindlichen Hereinschnuppern, möchte auch der passend gewandete Kurzbesucher meinen.

Museumssprecherin Freya Paschen macht aber auch deutlich: "In der Megedeborch ist Engagement gefragt. Das betrifft zum einen die Mitarbeiter. Man muss hier bereit sein, auch einmal zu ungewohnten Zeiten zu arbeiten. Und das Team muss sich auf einen verlassen können. Auf der anderen Seite ist es aber auch ehrenamtliches Engagement, was das Mittelalter hier zum Leben erweckt. Seien es die Praktikanten, die hier unentgeltlich mit anpacken. Oder Mitstreiter wie der ehemalige Museumssprecher und promovierte Historiker Karlheinz Kärgling, der mit seinen Ideen immer wieder für neue Aspekte im Leben der Megedeborch sorgt.

"Wenn ein Mitarbeiter mehrere Monate in der Bäckerei war - warum soll er das nicht auf dem ersten Arbeitsmarkt können?"

Ray Küddelsmann macht deutlich, worum es dem Jobcenter bei seinem Engagement in Sachen Megedeborch geht: "Wir wollen Menschen, die zum Beispiel wegen einer Erkrankung lange aus dem Arbeitsmarkt ausgeschieden waren und die nicht sofort vermittelbar wären, an das Arbeitsleben wieder heranführen."

Genau die von der Museumssprecherin genannten Fertigkeiten sind es, die auf dem Arbeitsmarkt gefragt sind und die bei der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen besonders gut wieder ans Tageslicht gebracht werden. "Und wenn ein Mitarbeiter sich hier mehrere Monate mit der Bäckerei befasst hat - warum soll er denn nicht auch auf dem ersten Arbeitsmarkt genau in diesem Bereich eingesetzt werden können?" Denn das, so der Mann vom Jobcenter, sei auch ein Problem, dessen die Bewohner der Megedeborch gemeinsam Herr werden: Nur zu oft werde den Mitarbeitern in Qualifizierungsmaßnahmen Misstrauen und Ablehnung entgegengebracht. Ray Küddelsmann: "Mal davon abgesehen, dass das oft unbegründet ist - ein Mensch muss auch stark sein, um mit solchen Vorurteilen umgehen zu können. Und diese Stärke können die Mitarbeiter in der Megedeborch sammeln."

Trotz aller Diskussionen um die Zukunft von Qualifizierungsmaßnahmen im Allgemeinen sind die Akteure im Speziellen optimistisch. Die Megedeborch steht auf der Prioritätenliste der Stadt weit oben. Und die erwähnte Anziehungskraft bringt ohne Zweifel über die Mitarbeiterqualifizierung und die Bildung für den Nachwuchs einen Nutzen in Sachen Stadtwerbung.

"Wir würden auch Zwölftklässler nehmen. Es wäre spannend, wie die sich mit dem Thema auseinandersetzen."

Die Schüler kommen übrigens zumeist aus den älteren Klassen der Grundschule bis hin zur Achten an allen Schulformen. Hartmut Ramme: "Wir würden aber auch Zwölftklässler nehmen. Es wäre spannend, wie die sich mit dem Thema auseinandersetzen."