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Hyparschale Der Kran reckt sich übers Dach

Neues Leben für den denkmalgeschützten Ulrich-Müther-Bau - nach Jahren des Stillstands scheint es jetzt ernsthaft voranzugehen. Zunächst mit einer Untersuchung der Bausubstanz.

Von Martin Rieß 21.07.2014, 03:37

Werder l Was ist da denn los? Ein Kran ist an der Hyparschale vorgefahren. Sein Arm ragt weit über das markante Dach des Gebäudes, Männer sind hinter dem Bauzaun, der das Gebäude seit Jahren mehr schlecht als recht sichern soll, unterwegs. Startet jetzt die Sanierung - oder womöglich der Notabriss?

Auf Nachfrage der Volksstimme informiert Stadtsprecher Michael Reif darüber, dass es sich bei den Arbeitern auf dem Dach um die Vorboten einer sicheren Zukunft handelt: "Der Kran wird für die Entnahme von Materialproben der tragenden Konstruktion im Rahmen einer Baustoffuntersuchung benötigt. Diese Maßnahme ist Teil einer Untersuchung zum Zustand des Bauwerkes." Die Ergebnisse werden Basis für die geplante Sanierung der Dachkonstruktion sein.

Hintergrund ist ein Beschluss des Stadtrates aus dem Jahr 2013. Die Verwaltung wurde damals beauftragt, die erforderliche Sanierung der Dachkonstruktion und der Dachstützen in Eigenregie anzugehen. In diesem Zusammenhang sollen auch die benachbarten Messehallen abgerissen werden. Für die Dachsanierung sind fast 1,8 Millionen Euro, für den Abriss der Hallen noch einmal rund 400 000 Euro vorgesehen. Was die vom Stadtrat beschlossene anschließende Vermarktung des Gebäudes angeht - zwischenzeitlich war von einem In-Door-Spielplatz die Rede - hüllt sich die Verwaltung in Schweigen. Die Verhandlungen mit einem Interessenten liefen jedenfalls.

Und wenn der es nicht wird - dann vielleicht ein anderer. Denn in den vergangenen Jahren haben immer wieder Studenten Konzepte entwickelt, wie die Halle aus dem Jahr 1969 nach Plänen von Ulrich Müther wiederbelebt werden kann. So war die Wiederbelebung der Hyparschale in den Jahren 2005 und 2008 an der Hochschule Anhalt Thema für den Fachbereich Wirtschaft mit dem Studiengang Immobilienwirtschaft.

Und zuletzt hatten sich die Otto-von-Guericke-Universität mit ihrem Move-II-Projekt am Lehrstuhl für Entrepreneurship und die Hochschule Rosenheim mit der Fakultät für Innenarchitektur mit dem Hallenbau beschäftigt, in dem dank seiner eigenwilligen Form mit großen Fensterflächen das Tageslicht eine besondere Rolle spielt. Ein Semester lang waren gestalterische wie betriebswirtschaftliche Ideen durchgespielt worden. Eine Ausstellung im City Carré hat es gegeben und die Veröffentlichung einer Broschüre (siehe Infokasten).

Ulrich-Müther-Fan hat sich nach Uni-Projekt gemeldet

Und jetzt auch einen Interessenten. Nicole Siebold von Move II berichtet: "Die Ausstellung hatte eine sehr große Aufmerksamkeit auf die Hyparschale und die mit ihr verbundenen Möglichkeiten gelenkt." Im Nachgang habe sich ein Investor bei Professor Denise Dih in Rosenheim gemeldet, der sich grundsätzlich für die Müther-Architektur interessiert. Nicole Siebold: "Im September möchten wir mit ihm besprechen, inwiefern wir auf den von uns entwickelten Überlegungen aufbauen können."

Beide Interessenten scheinen eine ausreichende finanzielle Potenz zu haben. Denn schon in den vergangenen Jahren hatte es immer wieder Gespräche gegeben, die aber an dem fehlenden Finanzierungskonzept, zum Beispiel für eine Eissporthalle, gescheitert waren. Seit 2001 hatte die Stadtverwaltung versucht, die Halle, die 1998 baupolizeilich gesperrt worden war, zu vermarkten.