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Trucker meiden A 14 Schwerlastverkehr nervt Colbitzer weiter

Das erste in Sachsen-Anhalt fertiggestellte Teilstück der
A14-Nordverlängerung war am 29. Oktober für den Verkehr freigegeben
worden. Es sollte gleichzeitig als Ortsumgehung für Colbitz genutzt
werden. Doch der anfänglichen Euphorie folgte schnell die Ernüchterung,
denn viele Lastzüge fahren weiterhin durch den Ort.

Von Burkhard Steffen 12.11.2014, 02:14

Colbitz l Nach wie vor staut sich an der Ampelkreuzung mitten in Colbitz der Verkehr. Unter den bei Rot wartenden Fahrzeugen sind auch viele Sattelzüge.

"Wir wollten einmal wissen, wieviele Fahrzeuge die Autobahn als Umgehung nutzen und wieviele weiterhin durch den Ort fahren", berichtete Bürgermeister Eckhard Liebrecht (parteilos) von einer Verkehrszählung am vergangenen Sonnabend. Zwischen 8.15 und 9.15 Uhr zählte Liebrecht die Fahrzeuge auf der Ortsdurchfahrt der Bundesstraße 189. Zeitgleich postierte sich Herbert Bilang auf der Autobahnbrücke und addierte dort die Autos.

"Das Ergebnis ist niederschmettern", so der Bürgermeister. Während die Pkw fast zu gleichen Teilen durch den Ort und über die Autobahn fuhren (170 Autos über die B189 sowie 162 über die A14) donnerte ein Großteil des Schwerlastverkehrs weiter durch Colbitz. "Nur 46 Lkw nutzten die Autobahn, aber 76 fuhren innerhalb der einen Stunde durch unseren Ort", konstatierte Eckhard Liebrecht.

Geschirr klirrt auch weiterhin in den Schränken
Er berichtet auch von vielen Beschwerden der genervten Anwohner. "Ihre Hoffnungen haben sich mit der Verkehrsfreigabe nicht erfüllt. Besonders wenn die Lkw über die Kanaldeckel auf der Gardelegener Straße donnern, klirrt das Geschirr in den Schränken", weiß der Bürgermeister.

"Das Einstellen auf eine neue Verkehrssituation durch die Verkehrsteilnehmer nimmt erfahrungsgemäß eine erhebliche Zeit in Anspruch. Vermutlich nutzt der ortsunkundige Fernverkehr auch deshalb noch die Ortsdurchfahrt Colbitz, weil die privatwirtschaftlich betriebenen Navigationssysteme erst ein Update machen müssen", vermutet ein Sprecher des Landesverkehrsministeriums. Eine belastbare Einschätzung zur Nutzung der Bundesautobahn 14 bei Colbitz sei aufgrund der kurzen Zeitspanne noch nicht möglich.

"Der Verkehr muss dazu über eine längere Zeit beobachtet werden. An der Dauerzählstelle der B 189 zwischen Mose und Colbitz wurde nach der Verkehrsfreigabe des Teilstückes bei Colbitz anhand von bisher ungeprüften Rohdaten nach Auskunft der Landesstraßenbaubehörde bereits ein Rückgang des täglichen Verkehrs in beiden Fahrtrichtungen festgestellt", so der Ministeriumssprecher.

Um das Verkehrsaufkommen auf Straßen in Deutschland zu bewerten, werden alle fünf Jahre Messungen durchgeführt, in dem man an bestimmten Schlüsselstellen im Straßennetz die Fahrzeug- anzahl erfasst. Im Rahmen der bundesweiten Verkehrszählung im Jahr 2015 werde auch der Verkehr auf dem freigegebenen Teilstück der A 14 erfasst.

Kraftfahrer kritisieren die Vorfahrtsregelung
Warum nur wenige Trucker die neue Autobahn nutzen, erklärt Mario Schulz aus Wolmirstedt. Er ist selbst ist derzeit täglich mit seinem 40-Tonner auf der Strecke unterwegs, um Zuckerrüben aus der Altmark zu den Zuckerfabriken zu transportieren. "Sobald ich kurz hinter Mose auf das Autobahnstück auffahre, fängt mein Mautgerät an zu piepen. Für die fünfeinhalb Autobahnkilometer werden rund drei Euro Maut fällig", erzählt der Lkw-Fahrer.

"Wir Trucker unterhalten uns ja oft über Funk. Viele Kollegen sind bislang einmal aus Neugier auf die Autobahn gefahren und waren dann empört, als das Mautgerät reagierte. Sie werden diese Strecke vorerst nicht mehr benutzen", hat Mario Schulz bei den Gesprächen mit anderen Fahrern mitbekommen.

"Wenn das neue Autobahnteilstück als Ortsumgehung genutzt werden soll, dann muss es mautfrei gestellt werden", fordert er. Mario Schulz berichtet auch, dass das zweispurige Teilstück der Bundesstraße 189 zwischen Magdeburg und Wolmirstedt mautpflichtig ist.

Einige Kraftfahrer monierten auch die Vorfahrtsituation am Chausseehaus beim Abfahren von der Autobahn zurück auf die Bundesstraße. Dort kommt es teilweise zu einem Rückstau.

Landesstraßenbaubehörde nennt im Frühjahr Zahlen

Für Bürgermeister Eckhard Liebrecht wäre ein Durchfahrtverbot für Lkw durch Colbitz die beste Lösung. "Voraussichtlich im ersten Quartal 2015 wird die Landesstraßenbaubehörde erste belastbare Verkehrsmengenzahlen für die Bundesstraße 189 vorlegen, die einen Vorher-/Nachher-Vergleich ermöglichen", war aus dem Verkehrsministerium zu erfahren, "daran wird ablesbar sein, ob auf diesem Abschnitt der B 189 möglicherweise verstärkt Mautausweichverkehr stattfindet und ob dieser erhebliche Auswirkungen für die innerörtliche Situation in Colbitz hat. Sollte dies nachweislich sein, bestünde nach gründlicher Einzelfallprüfung die Möglichkeit, streckenbezogen Beschränkungen oder Verbote des fließenden Verkehrs für Lkw anzuordnen."