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Der perfekte Weihnachtsbaum Früher kaufen, später schlagen

Schön grün, gerade gewachsen, lange haltbar und nicht so stachelig sollte der ideale Weihnachtsbaum sein. Am gefragtesten ist in Sachsen-Anhalt die Nordmanntanne.

16.12.2014, 02:17

Magdeburg/Halberstadt/Stendal l Kaum einer will eine andere haben, die Händler verkaufen zum Großteil nur sie, auch wenn sie hier gar nicht heimisch ist: die Nordmanntanne. In Sachsen-Anhalt wie auch deutschlandweit ist die Tannenart der Klassiker unter den Weihnachtsbäumen.

Wolfgang Hesse betreibt in Magdeburg-Calenberge eine Weihnachtsbaumplantage. Die Bäume können sich die Kunden selbst aussuchen und eigenhändig absägen. Auf dem zwei Hektar großen Gebiet wachsen zu 95 Prozent Nordmanntannen.

Selbstschlagen liegt im Trend

Er betreibt die Plantage seit 1999 und beobachtet, dass Jahr für Jahr mehr Kunden ihren Baum selbst fällen wollen. Laut einer Studie vom Bundesverband der Weihnachtsbaumerzeuger (BWS) spielt für 52 Prozent der Verbraucher eine entscheidende Rolle, dass der Baum "aus der Region" stammt.

Norman Ihrke kommt mit Freundin Manuela Reichwald und Tochter Patricia schon das dritte Jahr in Folge nach Calenberge. "Dann weiß ich, dass der Baum frisch ist", sagt der Magdeburger. Auch er sucht eine Nordmanntanne. "Nur wenige wollen einen anderen", sagt Hesse. Die Nordmanntanne überzeugt durch ihre weichen Nadeln, die dunkelgrüne Farbe und die gute Haltbarkeit, erklärt er. Wegen der schönen blaugrünen Farbe und des schönen Dufts landet die Blaufichte auf Platz zwei unter den beliebtesten Weihnachtsbäumen. "Allerdings sind die Nadeln sehr hart und damit stachelig", sagt Hesse.

Ein paar Fichten pflanzt er auch noch an. Der Baum ist wegen der geringen Nachfrage günstiger. "Aus Nostalgie-gründen werden Fichten vielleicht auch nachgefragt", erzählt er. Allerdings wachsen auf Hesses Plantage keine DDR-Fichten. "Kahle Bäume, in die man Löcher reinbohren muss und Äste nachstecken, muss heute keiner mehr kaufen", sagt er und lacht.

Die Nordmanntannen kosten bei ihm 17,50 Euro pro Meter, die Blaufichten 15 Euro, die Fichten 13 Euro. Gekauft wird die Nordmanntanne auch da, wo Plantagen nicht laufen würden. "Wir verkaufen nur Nordmanntannen", sagt Lutz Coqui, Geschäftsführer eines Blumenhandels in Halberstadt. "Die Nordmanntanne wächst im Harz nicht gut", sagt der Händler. Schwere Böden und milde Winter bevorzuge die Baumart. "So wie in Dänemark", wo der Halberstädter seine Bäume bestelle.

Kurz vor Weihnachten sind die Schönen aussortiert

Gut zwei Millionen Weihnachtsbäume importierten die Deutschen laut BWS im vergangenen Jahr aus Dänemark, wo jährlich rund zehn Millionen Weihnachtsbäume geerntet werden. Die größten Anbauflächen in Deutschland liegen in Nordrhein-Westfalen mit 18000 Hektar, es folgen Schleswig-Holstein und Niedersachsen. Geschlagen werden die Bäume dort ab dem 15. November.

"Wenn der Baum beim Transport nicht warm wird, übersteht er die Zeit zwischen Abholzen und Weihnachten gut", sagt Lutz Coqui. Bei dem Halberstädter kostet der Meter Nordmanntanne aus Dänemark dann 15 Euro.

Die meisten Händler beziehen ihr Verkaufskontingent auf einmal. Lutz Coqui bestellt rund 500 Nordmanntannen - im Juli. Die sind dann alle fast zum gleichen Zeitpunkt geschlagen worden. Und wer am 20. Dezember kommt, findet nicht die frischeren. "Sondern die, die übrig sind", sagt der Halberstädter.

Auch im Baumarkt wird nicht nachgeordert: "Wir bestellen gut 2000 Bäume je Markt", erklärt Sebastian Steinbach, Mitarbeiter eines Magdeburger Baumarktes. Geliefert werden sie von Baumschulen aus Bayern. Wer selbst schlägt, könnte auch bis kurz vor Weihnachten warten. Allerdings sind dann auch die beliebten Größen - 1,50 bis 1,80 Meter - auf den Plantagen schwer zu finden, weiß Wolfgang Hesse.

Eine Alternative im Topf

Wer seinem Weihnachtsbaum noch ein Leben nach den Feiertagen gönnen möchte, kann einen Baum im Topf aufstellen. Jutta Mittendorf verkauft in ihrer Gärtnerei in Stendal getopfte Bäume. Eine Alternative zur geschlagenen Nordmanntanne ist hier zum Beispiel die Nikko-Tanne im Topf. "Sie hat eine kräftige Nadel und eine satte grüne Farbe", sagt die Gärtnerin. Auch eine Zuckerhutfichte, die sehr dicht und spitz nach oben wächst, sei als Weihnachtsbaum geeignet.

"Der Vorteil eines lebenden Baumes ist, dass er noch mehr duftet", sagt Jutta Mittendorf. Ein wenig unterstützen könne man den Effekt bei geschlagenen Bäumen durch einen Weihnachtsbaumständer mit Wasserbehälter. Einen Baum nur für Weihnachten zu fällen, findet sie "nicht verwerflich". "Dafür sind sie ja schließlich da."