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25000 Euro Belohnung Vermisste Inga - Viel Hilfe, wenig Nutzen

Noch immer hat die Polizei in Stendal keine heiße Spur zur vermissten Inga Gehricke. Sie setzt deshalb ab sofort 25000 Euro Belohnung für den entscheidenden Tipp zum Verbleib des Kindes aus.

Von Matthias Fricke 03.06.2015, 03:23

Stendal l Inzwischen sind mehr als tausend Hinweise bei der Ermittlungsgruppe "Wald" in Stendal eingegangen. Polizeisprecher Mike von Hoff sagte am Dienstag: "Sie kommen nicht nur aus ganz Deutschland, sondern auch aus europäischen Nachbarländern."

Einen Monat nach dem Verschwinden des Mädchens gehen weiter durchschnittlich zehn bis 15 Hinweise am Tag ein. Mike von Hoff: "Das reicht von Traumdeutungen bis zu Hinweisen von Menschen, die Inga irgendwo gesehen haben wollen." Jeden Tipp nehmen die Ermittler aber ernst. Mit einbezogen werden dabei auch die Dienststellen anderer Bundesländer.

"Um eine weitere Möglichkeit bei der Fahndung nach dem spurlos verschwundenen Kind zu nutzen, haben wir jetzt die Belohnung ausgesetzt", sagt der Polizeisprecher. Mit 25000 Euro sei es eine der höchsten bisher vom Land Sachsen-Anhalt ausgelobten Summen.

In der heutigen ZDF-Spezial-Ausgabe von "Aktenzeichen XY... ungelöst" zum Thema "Wo ist mein Kind?" ab 20.15 Uhr will Moderator Rudi Cerne auch zum Fall der kleinen Inga einen Zwischenstand geben, sagte ZDF-Sprecherin Isabella Scholz. Nach der bundesweit ausgestrahlten Sendung vom 20. Mai gingen dort 63 Hinweise ein.

Die 30 Stendaler Ermittler um Kriminaldirektor Holger Herrmann gingen in den vergangenen Tagen auch einem Hinweis zu einem Fall aus dem Jahr 2000 nach. Damals hatte ein 40-Jähriger ein achtjähriges Mädchen im nur 20 Kilometer von Wilhelmshof entfernten Stendal-Stadtsee missbraucht und ermordet. 2001 wurde er dafür zu 13 Jahren Haft verurteilt. Mike von Hoff: "Auch dem sind wir nachgegangen. Es hat sich aber keine Spur daraus ergeben."

Millionenfache Klicks in den sozialen Netzwerken
Indes ist die Anteilnahme im Internet enorm. So gibt es Facebook-Nutzer, die Fahndungsplakate in zahlreiche Sprachen übersetzen und untereinander teilen. Die "Initiative Vermisste Kinder" aus Hamburg spricht bei ihrer eigenen Facebookseite "Deutschland findet euch" sogar von Klickzahlen im siebenstelligen Bereich. Die von der Initiative eingerichtete Internetseite www.woistinga.de hatte bisher 240000 Besucher. Dort gibt es auch ein Kontaktformular zur Ermittlungsgruppe "Wald". Der Hamburger Verein stellte der Polizei zudem 3250 Plakate in verschiedenen Formaten zur Verfügung. Diese wurden über die Landeskriminalämter an die Bundesländer verteilt.

Inzwischen haben die Ermittler auch mehr als hundert Zeugen im Bereich von Wilhelmshof direkt befragt. Aber auch daraus ergab sich kein Anhaltspunkt.

Ähnliche Fälle, bei denen Kinder so lange ohne jede Spur verschwinden, sind sehr selten. So blieb bis heute die dreijährige Britin Madeleine verschollen, die am 3. Mai 2007 aus einer Ferienwohnung in Portugal verschwand. Ihre Familie hatte dort Urlaub gemacht. Trotz einer weltweiten, beispiellosen Suche gibt es bis heute keine Spur von ihr.