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Gewerkschaft relativiert Ansicht des Landes zu Lehrbedingungen Philologenverband: Lehrerzahl reicht nicht in allen Fächern aus

Von Philipp Hoffmann 21.01.2011, 04:25

Magdeburg. Der Philologenverband Sachsen-Anhalt hat die Auffassung des Kultusministeriums von sehr guten Lehr- und Lernbedingungen an den allgemeinbildenden Schulen in Bezug auf die Unterrichtsversorgung relativiert. Zwar gebe es in einigen Fächern wie Deutsch und Geschichte eine Überversorgung, sagte der Verbandsvorsitzende Jürgen Mannke gestern in einem Volksstimme-Gespräch. In Mangelfächern wie Sprachen, Musik und Ethik fehle es aber an Lehrern.

Laut Ministerium beträgt die durchschnittliche Unterrichtsversorgung in diesem Schuljahr 105,2 Prozent, es können also statistisch betrachtet mehr Stunden abgedeckt werden als nötig. Mannke zufolge gilt dies allerdings für immer weniger Fächer. Neben den Mangelfächern erwartet der Weißenfelser Gymnasialdirektor auch einen zunehmenden Lehrermangel in Mathematik und Physik. "Da kommt richtig was auf uns zu", sagte Mannke.

Angesichts des Lehrermangels will das Land ab dem nächsten Jahr deutlich mehr Lehrer einstellen. Die Zahl soll von derzeit 150 auf jährlich 286 steigen.

Der Vorsitzende der Gymnasiallehrergewerkschaft begrüßte die Absicht des Landes, den Praxisanteil in der Lehrerausbildung zu erhöhen. Referendaren fehle es vielfach an fachdidaktischem Wissen, bemängelte Mannke. Viele hätten falsche Vorstellungen davon, was sie in den Schulen erwarte. Angehende Lehrer würden oft zu sehr auf ihre Fächer eingestellt sein und zu wenig auf die zunehmend heterogene Schülerschaft, so Mannke.

Das Kultusministerium will den Praxisanteil für Lehramtsstudenten in den ersten Studienjahren erhöhen. Die Universität Halle ist aufgefordert, ein entsprechendes Konzept zu erarbeiten. Ab dem nächsten Jahr sollen sich alle Studenten zudem einem Selbsttest unterziehen, mit dem sie ihre Eignung überprüfen können.

Skeptisch sieht Mannke das Vorhaben, das Referendariat von 24 auf 16 Monate zu kürzen: "Die angehenden Lehrer sind sehr stark belastet, da brauchen sie zwei Jahre, um richtig in die Schule hineinzukommen."

Das Referendariat soll verkürzt werden, um künftig schneller und häufiger Referendare einstellen zu können. Das Land schreibt in diesem Jahr erstmals zu zwei Terminen Stellen aus: 1. April und 1. September.

Kultusministerin Birgitta Wolff (CDU) sagte auf Nachfrage, das verkürzte Referendariat gehe nicht zu Lasten der Qualität. Die Ausbildung werde gestrafft, indem beispielsweise Theoriephasen gebündelt und die Pendelzeiten effizienter gestaltet werden. Seminare sollen an maximal zwei Tagen pro Woche laufen, so dass die Referendare mehr Zeit an Schulen verbringen können.