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Ascherslebener Ortsverbandschef der Linken legt sich mit der Parteispitze an: Kommunismus-Debatte nicht einfach "abwürgen"

Von Michael Bock 21.01.2011, 05:27

Aschersleben. Der Parteispitze der Linken in Sachsen-Anhalt steht neuer Ärger in Haus. Der Vorsitzende des Ortsverbandes Aschersleben (Salzlandkreis), Wolfgang Menzel, hat im Streit um die Kommunismus-Debatte dem Bundestagsabgeordneten Harald Koch (Sangerhausen) den Rücken gestärkt.

Koch hatte die von der Co-Bundesvorsitzenden der Linken, Gesine Lötzsch, ausgelöste Diskussion ausdrücklich gelobt und gesagt, sie spreche vielen Linken aus dem Herzen. Dafür war er von der Parteiführung heftig gescholten worden. Linken-Landeschef Matthias Höhn hatte von "Unfug" und einer "Einzelmeinung" gesprochen. Linken-Spitzenkandidat Wulf Gallert hatte Kochs Äußerungen "völlig unverständlich" genannt.

Menzel, der ursprünglich aus der WASG kommt, sagte der Volksstimme gestern: "Ich widerspreche Herrn Höhn und Herrn Gallert ausdrücklich." Die Parteispitze erliege einer "erkennbaren Fehleinschätzung". Menzel fügte hinzu: "Das Thema wird an der Basis sehr differenziert diskutiert und wird breit geführt. Wir gehen sehr offensiv damit um." Und: "Die Meinung von Herrn Höhn und Herrn Gallert ist nicht unser Evangelium."

Mit Blick auf das Vorpreschen des Bundestagsabgeordneten sagte er: "Herr Koch steht mit seiner Meinung nicht allein. Er hat Recht und einer Anzahl von Menschen aus dem Herzen gesprochen." Koch habe eine "standhafte und authentische Meinung zu wichtigen Themen", lobte der Ascherslebener.

Er warnte die Parteispitze davor, die Kommunismus-Diskussion einfach "abzuwürgen". Die Linke könne sich dieser Debatte nicht entziehen. Alles andere wäre "fahrlässig", sagte Menzel.

Spitzenkandidat Gallert hatte in seiner Rede beim Neujahrsempfang am Dienstagabend die Kommunismus-Debatte mit keinem Wort erwähnt.

Lötzsch hatte die Diskussion mit einem Zeitungsbeitrag ausgelöst. Darin hatte sie unter anderem geschrieben: "Die Wege zum Kommunismus können wir nur finden, wenn wir uns auf den Weg machen und sie ausprobieren, ob in der Opposition oder in der Regierung."