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180 Polizisten im Einsatz / Zehn Kilogramm Haschisch, Schlagringe und Macheten sichergestellt Razzia in Sachsen-Anhalts Rockermilieu

Von Michael Bock 17.10.2012, 03:17

In einer groß angelegten Razzia ist die Polizei gestern in Magdeburg sowie in den Kreisen Harz und Börde gegen das Rockermilieu vorgegangen. Mitgliedern der "Bandidos" werden Hehlerei, illegaler Waffenbesitz und Drogenhandel vorgeworfen.

Magdeburg l Gestern Morgen gegen sechs Uhr: Plötzlich klirrt im Magdeburger Stadtteil Fermersleben laut Glas. Männer mit schwarzen Sturmhauben dringen durch ein eingeschlagenes Fenster in das Clubhaus des Motorradclubs "Bandidos" ein. Zeitgleich werden in Sachsen-Anhalt insgesamt zwölf Objekte durchsucht; acht in Magdeburg, je eines in Schönebeck, Halberstadt, Aschersleben und Hohe Börde.

Nach Angaben des Landeskriminalamtes (LKA) und der Staatsanwaltschaft Magdeburg richten sich die Ermittlungen gegen Mitglieder der "Bandidos". Bei den Beschuldigten handelt es sich um sechs Männer im Alter von 33 bis 62 Jahren. Ihnen werden Hehlerei, illegaler Waffenbesitz und Drogenhandel vorgeworfen.

Landesweit sind 180 Polizisten im Einsatz - Spezialeinheiten des sachsen-anhaltischen LKA, Kräfte der Landesbereitschaftspolizei, der Polizeidirektion Nord und des LKA Niedersachsen. Die Beamten werden fündig: Sie stellen zehn Kilogramm Haschisch, mehrere Tausend Euro Bargeld, Kleinkalibermunition, Waffen (Messer, Schlagringe, Macheten), verschreibungspflichtige Arzneimittel (Testosteron) und EDV-Technik sicher. Vier Motorräder der Marke Harley-Davidson werden derzeit begutachtet. Laut LKA steht schon jetzt fest, dass mindestens ein Motorrad zum überwiegenden Teil aus zuvor gestohlenen Teilen zusammengeschraubt worden ist.

In den vergangenen Monaten war die Polizei auch in Sachsen-Anhalt wiederholt gegen Rockerbanden vorgegangen. So fanden sie bei einer Razzia im Juli bei den Hells Angels in Magdeburg, Brandenburg und Berlin unter anderem Macheten, Schreckschusspistolen, Totschläger und andere Waffen. Unter anderem im Juni stellte sie in der Wohnung eines Mitglieds des "MC Chicanos Halle" Waffen, Drogen und gestohlene Motorradteile sicher. Im Mai wurde in Halle ein Mitglied des Motorradclubs "Bandidos" verhaftet. Der Mann wurde verdächtigt, auf den Chef des konkurrierenden Motorradclubs "Underdog MC" geschossen zu haben.

Das Innenministerium geht davon aus, dass die Rockerbanden, die sich selbst als gesetzlos bezeichnen - die sogenannten Outlaw Motorcycle Gangs (OMCG) - in Sachsen-Anhalt etwa 200 Mitglieder haben. Im Land sind die "Bandidos" mit regionalen Untervereinen (englisch: Chapter) in Magdeburg, Haldensleben und Halberstadt vertreten.

Hinzu kommen Unterstützerclubs, die sogenannten Supporter. Dazu zählen "Black Rain" in Magdeburg, Haldensleben, Burg und Halberstadt. Ebenso "Chicanos" in Halle und Merseburg sowie "Dark-rage" in Haldensleben.

Die "Hells Angels" sind in Sachsen-Anhalt bisher ausschließlich über ihre Unterstützer, die "Red Devils" in Salzwedel (seit 2009) und Zeitz (seit 2006), vertreten. Daneben gibt es die "Underdogs" als eigenständigen Rockerclub in Halle, im Saalekreis, in Eisleben, Bernburg und Staßfurt.

Dem Innenministerium zufolge wächst in Gebieten, in denen bereits verfeindete Gruppen ansässig sind, die Gefahr gewalttätiger Auseinandersetzungen. Als "örtlicher Brennpunkt" wird der Raum in und um Halle angesehen. Teilweise gibt es laut Ministerium Verbindungen zwischen Rockern und rechter Szene. So bei den "Red Devils" in Salzwedel, den "Chicanos" und den "Underdogs".