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Seit 1990 in Magdeburg 60 Blindgänger entschärft Weitere Bomben lauern im Erdreich

Die in der Nacht zum Freitag am Magdeburger Hauptbahnhof entschärfte
Bombe wird demnächst an einem geheimen Platz gesprengt. In der
Innenstadt suchen die Experten in den nächsten Wochen weiter nach
Blindgängern. Die Gefahr eines Fundes ist hoch.

Von Matthias Fricke und Jana Wiehe 26.10.2013, 01:13

Magdeburg l Während sich das Leben in der Landeshauptstadt am Freitag normalisiert hat, geht die Suche nach Blindgängern im Stadtzentrum im Vorfeld der Baumaßnahmen zum neuen Tunnel am Hauptbahnhof weiter. Torsten Kresse, Leiter des Kampfmittelbeseitigungsdienstes: "Es kann jederzeit wieder eine Bombe gefunden werden."

Allein im vergangenen Jahr mussten die Entschärfer in Sachsen-Anhalt mehr als 100 kleine und große Bomben entschärfen. 13 hatten eine Spengkraft ab einem Zentner. Der in Magdeburg entschärfte Blindgänger war eine Fünf-Zentner-Bombe und gehörte zur etwas größeren Kategorie.

Wie viel Last des tödlichen Erbes der Vergangenheit noch im Erdreich schlummert, darüber gibt es nach Meinung der Experten keine Zahlen. Nur Schätzungen: 15 Prozent der im Zweiten Weltkrieg abgeworfenen Munition waren Blindgänger. Und laut Alliierten-Archiv hagelte es auf Magdeburg als Standort der Rüstungsindustrie rund 10.000 Tonnen Abwurfmunition. Die Stadt erlebte 28 größere Luftangriffe vom August 1940 bis April 1945. Torsten Kresse: "Wir rechnen noch über Jahrzehnte mit Munitionsfunden im gesamten Land."

Keine Plünderungen und Verletzte

Für Magdeburg war es eine der größten Evakuierungen seit dem Zweiten Weltkrieg. Sie verlief ohne Zwischenfälle. Es gab nach Aussage der Einsatzleitung weder Verletzte noch Plünderungen. Polizei und Stadtverwaltung legten gestern eine erste Auswertung vor. Die Zahl der evakuierten Menschen wurde von 17.000 auf 12.500 nach unten korrigiert. 550 Polizisten sicherten die Räumung von Teilen der Innenstadt ab.

"Es waren keinerlei Zwangsmaßnahmen notwendig", sagte Holger Herrmann, Einsatzleiter der Polizei. Man habe aber auch keine Wohnungen aufgebrochen, um nachzusehen, ob noch jemand zu Hause ist. Das sei eine Frage der Verhältnismäßigkeit der Mittel. Der eingesetzte Polizeihubschrauber sollte zudem Plünderungen vorbeugen. Es seien bisher keine Straftaten während der Sperrung bekannt geworden.

Reibungslos habe auch die Umverlegung von 420 Patienten aus der Universitätsfrauenklinik und drei Altenpflegeheimen geklappt sowie die Unterbringung weiterer 120 pflegebedürftiger Personen in Notunterkünften. Dafür waren allein rund 110 Kräfte im Einsatz.