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Große Politik und Kriege vor rund 1000 Jahren hinterlassen Spuren Als Brandenburgs Bischof in Leitzkau saß

15.04.2014, 01:24

Leitzkau (am) l Neben dem Münchhausen-Schloss in Leitzkau geht die kleine Dorfkirche im Ort fast unter. Doch birgt sie eine Geschichte, ohne die das Schloss kaum denkbar wäre. Die heutige Dorfkirche St. Petri ist wohl die älteste noch existierende Steinkirche östlich der Elbe. Ihre Vorgängerin wird vor 900 Jahren, 1114, als Holzkirche geweiht.

Alles beginnt vor weit über 1000 Jahren. Kaiser Otto II. will um das Jahr 980 seine Macht ostwärts sichern und erweitern - wie sein Vorgänger. Sein Großvater Otto I. war bereits tief ins slawische Mutterland vorgestoßen. Im Jahr 948 gründet er auf der wendischen Burginsel Brandenburg einen Bischofssitz. Zu Sicherung der weltlichen und kirchlichen Einflusssphäre entstehen in der Folge zahlreiche Burgwarte, Möckern, Loburg oder Ziesar gehören zu einem Ring derartiger Befestigungen, die militärisch absichern sollen, was sich die Eroberer in Ostelbien von den Slawen erstritten haben.

Im Jahr 983 kommt dann alles ganz anders - wie so oft in der Geschichte. Die Slawen erheben sich. Brandenburg fällt. Rückzug. Noch einmal keimt Hoffnung auf - auf Frieden und Machterhalt im Osten: Mit Kaiser Otto III.. Er regiert von 990 bis 1002. Unter ihm gibt es einen Freundschaftsvertrag mit dem Polenfürsten Boleslaw Chrobry. Um die Jahrtausendwende werden mit der Gründung eines Erzbistums im polnischen Gnesens die Grundlagen für die Christianisierung Polens gelegt.

Mit dem Tod Ottos III. drehen sich die Fahnen wieder in Richtung Krieg und Eroberung. Chrobry kommt 1007 mit seinem Heer bis vor die Tore Magdeburgs, verwüstet den Gau Möckern und erobert Zerbst. In Leitzkau gibt es ein Heerlager.

Bis die Deutschen sich davon erholen, dauert es weit über 100 Jahre. Bischof Hartbert von Brandenburg weiht 1144 in Leitzkau die nun steinerne Kirche zu Ehren von St. Petri. Sie wird provisorischer Sitz des Bistums Brandenburg. 1138/39 wird ein Kloster der Prämonstratenser gegründet, wie auch in Jerichow 1144. 1147 beruft der letzte Wendenfürst Pribislaw acht Prämonstratenser aus Leitzkau nach Brandenburg. Um 1535 hebt der Brandenburger Kurfürst Joachim II. das Kloster Leitzkau wegen der lutherischen Reformation auf (Jerichow folgt 1552). Laut Quellen sind nur noch vier oder fünf Ordensleute katholisch geblieben waren.

Von 1564 bis 1945 ist die Klosteranlage im Besitz der Familie von Münchhausen. Sie errichtet hier ein Schloss. Heute ist hier die Landesstiftung für Dome, Schlösser und Gärten untergebracht.

Wer Petri-Kirche und Schloss erkunden will, kann dazu mehr im Pfarramt, 039241/290, und fürs Schloss beim Förderverein, 039241/41 68, erfahren.