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Doppelmord in Bodenfelde: Umfassende Aussage vor dem Haftrichter / Sexuelles Motiv für ersten Mord Jan O. gesteht alles: Tobias war ein "Zufallsopfer"

27.11.2010, 04:15

Northeim (dpa). Der mutmaßliche Doppelmörder von Bodenfelde hat vier Tage nach seiner Festnahme ein umfassendes Geständnis abgelegt. Er habe die 14 Jahre alte Nina aus sexuellen Motiven getötet. Den 13-jährigen Tobias habe er umgebracht, um die erste Tat zu vertuschen, sagte Jan O. gestern nach Angaben der Staatsanwaltschaft.

"Das Motiv Mordlust ist vom Tisch", sagte der Verteidiger von Jan O., Markus Fischer, nach der stundenlangen Vernehmung seines 26 Jahre alten Mandanten. Nach Angaben von Staatsanwalt Hans Hugo Heimgärtner brachte Jan O. Nina nach einem gescheiterten Annäherungsversuch um. Nach eigener Aussage hatte Jan O. Nina zufällig in der Nähe des Fichtenwäldchens im niedersächsischen Bodenfelde getroffen, in dem schließlich beide Leichen gefunden wurden. Er habe das Mädchen am Hals gepackt und gewürgt und es dann in das Wäldchen gezerrt. Weil er das Schreien der 14-Jährigen verhindern wollte, habe er auf Ninas Kopf eingeschlagen "und mit einem spitzen Gegenstand auf sie eingewirkt".

Tobias wurde dem Geständnis zufolge fünf Tage später zum Zufallsopfer. Jan O. sei auf den Jungen in der Nähe von Ninas Leiche gestoßen. Er habe sich ertappt gefühlt, den Jungen in das Wäldchen geschleppt und dort ebenfalls getötet.

Sein Mandant empfinde "tiefes Schamgefühl", sagte der Verteidiger. "Er hat erst nach und nach begriffen, welche fürchterlichen Taten er begangen hat." Der Anwalt will erreichen, dass Jan O. psychiatrisch begutachtet wird. Sollte das Gericht zu dem Schluss kommen, dass der 26-jährige alkohol- und drogensüchtige Mann nur vermindert schuldfähig ist, muss Jan O. eventuell nicht ins Gefängnis, sondern wird in den psychiatrischen Maßregelvollzug eingewiesen.

Der arbeitslose Mann war nach der Verurteilung wegen einer Diebstahlserie zur Bewährung auf freiem Fuß. Er stand kurz vor einer erneuten Einweisung in eine Entziehungsklinik. In den Wochen vor den Bluttaten hatte der 26-Jährige wiederholt gegen Bewährungsauflagen verstoßen. Deshalb hatte die Justiz bereits beschlossen, den 26-Jährigen wieder in einer Entziehungsklinik unterzubringen.