1. Startseite
  2. >
  3. Panorama
  4. >
  5. Kulturhauptstadt 2025: Antisemitismus-Kritik an Street-Art-Schau in Chemnitz

Kulturhauptstadt 2025 Antisemitismus-Kritik an Street-Art-Schau in Chemnitz

Im Programm der Kulturhauptstadt Europas läuft in Chemnitz aktuell eine Street-Art-Schau. Doch es gibt Antisemitismusvorwürfe gegen mehrere Arbeiten. So reagieren Veranstalter und Künstler.

Von dpa Aktualisiert: 02.09.2025, 15:41
Ein ehemaliges Krankenhaus in Chemnitz ist Schauplatz des Street-Art-Festivals Ibug. Doch einige der Arbeiten stehen unter Antisemitismus-Verdacht. (Archivbild)
Ein ehemaliges Krankenhaus in Chemnitz ist Schauplatz des Street-Art-Festivals Ibug. Doch einige der Arbeiten stehen unter Antisemitismus-Verdacht. (Archivbild) Hendrik Schmidt/dpa

Chemnitz - Nach Antisemitismusvorwürfen haben die Organisatoren der Street-Art-Ausstellung Ibug in Chemnitz Teile eines Kunstwerks abgehängt. Konkret handelt es sich den Angaben zufolge um eine Arbeit des Künstlers Luke Carter mit dem Schriftzug „DEUTSCHLAND MORDET MIT“. Laut einem Experten der Johns Hopkins Universität seien Teile des Werkes problematisch, teilten die Veranstalter auf Anfrage mit. „Obwohl die Arbeit des Künstlers in ihrer Intention nicht antisemitisch ist, haben wir uns entschieden, diese Teile abzuhängen.“ Darüber hatte zuvor die „Freie Presse“ berichtet. 

Kulturhauptstadt-Geschäftsführung reagiert

Das Festival für urbane Kunst ist Teil des Programms von Chemnitz als Kulturhauptstadt Europas 2025. Die Ibug als Projektpartnerin sei für die Inhalte eigenverantwortlich, betonte die Geschäftsführung der Kulturhauptstadt gGmbH auf dpa-Anfrage. Die Vertragspartner seien aber verpflichtet, sich an vereinbarte Richtlinien zu halten. Dazu gehörten Werte wie Menschenwürde, Vielfalt und Toleranz. „Antisemitische oder menschenverachtende Äußerungen widersprechen diesen Grundwerten und finden in unserem Umfeld keinen Platz.“ Die Vorwürfe gegen die Ibug würden nun unabhängig auch seitens der Kulturhauptstadt gGmbH juristisch und inhaltlich geprüft. 

„Ich bin froh, dass hier Chemnitz und die Veranstalter umgehend gehandelt haben“, sagte Kulturministerin Barbara Klepsch (CDU). Man habe sich Expertise an den Tisch geholt, die Kunstwerke dann noch mal gesichtet und eingeordnet.

Das Festival - Ibug steht kurz für Industriebrachenumgestaltung - verwandelt alljährlich an wechselnden Orten Brachen in eine Galerie für urbane Kunst. Dieses Jahr wurde dafür ein ehemaliges Krankenhaus auserkoren. Dabei sind Arbeiten von 70 Künstlern und Kollektiven aus dem In- und Ausland zu sehen.

Mehrere Arbeiten thematisieren Gaza-Krieg 

Etliche Arbeiten beschäftigen sich mit dem Gaza-Krieg und dem Leid der Zivilbevölkerung. Neben dem Werk von Luke Carter etwa Gino Dambrowski, der eine Mutter mit ihrem vier Jahre alten Kind zeigt, das bei einem israelischen Luftangriff ums Leben gekommen ist. Darüber steht nur ein Wort: „STAATSRÄSON“. In einem anderen Werk zeigt der Künstler Plan B unter der Überschrift „Netanyahu's Stickers Gaza Set“ verstümmelte Kinder. Auch daran gibt es laut „Freie Presse“ Kritik. Es referiere klischeehaft auf die Ritualmordlegende aus dem Mittelalter, wird ein jüdischer Professor zitiert. 

Das sagen die Künstler selbst

Der Künstler selbst verteidigt seine Arbeit. Die Vorwürfe seien unbegründet, „da die Werke nichts Antisemitisches enthalten“, schreibt Plan B in einer Reaktion. Sie richteten sich nicht gegen Juden als Bevölkerungsgruppe, sondern basierten auf Fakten zur Situation in Gaza. Es gehe um eine Kritik an den Machthabern. Carter verwies auf Berichte von Hilfs- und Menschenrechtsorganisationen. Und der Slogan „DEUTSCHLAND MORDET MIT“ beziehe sich auf militärische und finanzielle Unterstützung Deutschlands für Israel. Er monierte, dass in Deutschland der Antisemitismusvorwurf benutzt werde, um Menschenrechtsexperten zum Schweigen zu bringen. 

Die Schau hatte am 22. August regulär für Publikum geöffnet und ist jeweils Freitag bis Sonntag zu sehen - das letzte Mal am kommenden Wochenende.