1. Startseite
  2. >
  3. Panorama
  4. >
  5. Anschlag auf Weihnachtsmarkt: Bald sprechen Betroffene im Prozess gegen den Todesfahrer

Anschlag auf Weihnachtsmarkt Bald sprechen Betroffene im Prozess gegen den Todesfahrer

Der diesjährige Weihnachtsmarkt hat geöffnet. Gleichzeitig steht der Todesfahrer vom vergangenen Jahr vor Gericht. Bislang kam der Angeklagte oft zu Wort - bald sprechen die Opfer.

Von dpa Aktualisiert: 20.11.2025, 14:32
Der Vorsitzende Richter Dirk Sternberg kommt zur Fortsetzung des Prozesses gegen den Attentäter vom Magdeburger Weihnachtsmarkt.
Der Vorsitzende Richter Dirk Sternberg kommt zur Fortsetzung des Prozesses gegen den Attentäter vom Magdeburger Weihnachtsmarkt. Jan Woitas/dpa

Magdeburg - Im Prozess zum Anschlag auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt sollen ab dem 27. November Betroffene als Zeugen gehört werden. Auch für mehrere Termine im Dezember sind Aussagen von Betroffenen eingeplant, wie der Vorsitzende Richter Dirk Sternberg im Landgericht Magdeburg sagte. 

Die Verfahrensbeteiligten hatten sich darauf verständigt, dass nur solche Opfer als Zeugen gehört werden sollen, die sich ausdrücklich dazu bereiterklären. Zeugen sollen das Geschehen nicht nochmals durchleben müssen. Viele wollen dem Täter nicht gegenübertreten.

Rund 2.800 Seiten Zeugenaussagen 

Stattdessen setzt das Gericht größtenteils auf das sogenannte Selbstleseverfahren, bei dem die Prozessbeteiligten die Aussagen, die die Zeugen bei der Polizei gemacht haben, selbst lesen. Das sind laut dem Vorsitzenden Richter rund 2.800 Seiten. 

Weil das viel Zeit in Anspruch nimmt, entfallen mehrere Verhandlungstage im Dezember. Auch zwei Verhandlungstermine Anfang Februar sollen nicht stattfinden.

Beamte berichten von der Tatortarbeit

Am sechsten Verhandlungstag wendete sich das Landgericht den polizeilichen Ermittlungen nach der Tat zu. Ein Beamter, der die Tatortarbeit beim Landeskriminalamt (LKA) verantwortet, sagte, solche Szenarien seien in der Vergangenheit in unterschiedlichen Konstellationen geprobt worden. Um den Tatort so genau wie möglich dokumentieren zu können, sei das LKA Berlin mit spezieller Drohnentechnik für die Erstellung eines 3D-Geländemodells hinzugezogen worden. 

Experten der Polizei untersuchten das Tatfahrzeug auf Sprengstoff, im Wagen wurde unter anderem ein Testament des Angeklagten gefunden sowie mehrere Handys. Das Gericht sah sich Fotos vom Tatort an. Zu sehen waren zahlreiche herumliegende Gegenstände, Fahrzeugteile und Reste von Sanitätsmaterial. Auch weitere Beamte berichteten von der Tatortarbeit.

Am 20. Dezember 2024 raste der inzwischen 51 Jahre alte Mann aus Saudi-Arabien mit einem mehr als zwei Tonnen schweren und 340 PS starken Mietwagen mit bis zu 48 Kilometern pro Stunde über den Weihnachtsmarkt. Es starben sechs Menschen, mehr als 300 wurden verletzt.

Der Prozess wird am kommenden Dienstag fortgesetzt. Dann soll es um das persönliche Umfeld des Angeklagten gehen und seine Auseinandersetzung mit einer Kölner Flüchtlingshilfe-Organisation.