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Wahlen Berliner SPD findet wohl Spitzenkandidaten

Berlins SPD will bei der Wahl im September 2026 das Rathaus zurückerobern. Nun deutet sich an, welcher Spitzenkandidat das schaffen soll. Derzeit arbeitet er in Hannover.

Von dpa Aktualisiert: 25.08.2025, 14:30
Der SPD-Politiker Steffen Krach ist als Spitzenkandidat für die Wahl zum Berliner Abgeordnetenhaus 2026 im Gespräch. (Archivbild)
Der SPD-Politiker Steffen Krach ist als Spitzenkandidat für die Wahl zum Berliner Abgeordnetenhaus 2026 im Gespräch. (Archivbild) Michael Matthey/dpa

Berlin - Die Berliner SPD ist bei ihrer Suche nach einem Spitzenkandidaten für die Wahl 2026 offensichtlich fündig geworden. Wie es aus verschiedenen Parteiquellen hieß, soll der 46-jährige Steffen Krach die Sozialdemokraten, die seit 2023 nur noch als Juniorpartner der CDU mitregieren, wieder nach vorn bringen. Aktuell ist er Regionspräsident in seiner Geburtsstadt Hannover. Zuvor war Krach zwischen 2014 und 2021 Staatssekretär für Wissenschaft in Berlin. 

Nach Angaben aus der Berliner SPD haben die Landesvorsitzenden Martin Hikel und Nicola Böcker-Giannini, aber auch andere Beteiligte zuletzt intensive Gespräche über die wichtige Personalie geführt, die noch nicht offiziell ist. Krach gilt nun als wahrscheinliche Lösung, wie zuerst „Berliner Morgenpost“ und „Tagesspiegel“ schrieben. 

Krach sammelte politische Erfahrung in Berlin und außerhalb. Er gilt, so heißt es in der SPD, als kompetent, als frisches Gesicht mit neuen Ideen und könnte innerhalb der von Flügeln und mitunter Grabkämpfen geprägten Partei auf breite Unterstützung zählen. Und: Viele trauen ihm zu, auch bei den Wählerinnen und Wählern gut anzukommen. 

Amtsinhaber und Regierender Bürgermeister ist Kai Wegner (CDU), der erneut antritt. Für die Grünen hat die Partei den Fraktionsvorsitzenden Werner Graf vorgeschlagen. Bei den anderen Parteien sind die Spitzenkandidaturen noch offen. 

Offizielle Vorstellung womöglich früher als geplant

Offiziell bestätigt ist die SPD-Personalie bislang nicht: Hikel und Böcker-Giannini ließen mitteilen, sie äußerten sich nicht zu Gerüchten. Der geschäftsführende SPD-Landesvorstand führe vertrauliche Gespräche. Am Ende dieses Prozesses werde der Personalvorschlag dann vorgestellt. 

Ursprünglich sollte das etwa Mitte September nach einem Beschluss im SPD-Landesvorstand passieren. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur dürfte es nun aber schneller gehen, einiges deutet auf einen eher kurzfristigen Termin hin. Die Wahl des Spitzenkandidaten ist dann auf einem Parteitag am 15. November geplant. Krach selbst äußerte sich auf dpa-Anfrage nicht. 

Berliner SPD bei Wahlen zuletzt immer schlechter 

Die Berliner SPD fährt seit vielen Jahren immer schlechtere Wahlergebnisse ein. Den vorläufigen Tiefpunkt auf Landesebene markierte die Wiederholungswahl zum Abgeordnetenhaus im Februar 2023, als die SPD mit 18,4 Prozent ihr schlechtestes Resultat überhaupt erzielte. Sie lag klar hinter der CDU (28,2 Prozent) und nur 53 Stimmen vor den Grünen auf Platz zwei.

Schwierige Kandidatensuche  

Vor diesem Hintergrund gestaltete sich die Suche nach einem Spitzenkandidaten für den 20. September 2026 schwierig, diverse Namen wurden gehandelt. Ex-Regierungschefin und Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey, die die Partei in die Wahlkämpfe 2021 und 2023 führte, gehörte ebenso dazu wie Ex-SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert als Ur-Berliner oder als mögliche externe Lösung Ex-Bundesarbeitsminister Hubertus Heil.

Ambitionen wurden auch dem langjährigen SPD-Fraktionschef Raed Saleh nachgesagt, der als mächtiger Strippenzieher in der Partei gilt, aber dort nicht nur Freunde hat. Nach dpa-Informationen unterstützt er nun eine mögliche Kandidatur Krachs, zunächst hatte das die „Berliner Morgenpost“ berichtet.

Krach hat Erfahrung in Berlin 

Krach, so hoffen viele in der SPD, könnte nun im Gegensatz etwa zu Saleh oder Giffey glaubhaft für einen Neuanfang stehen. Der heute 46-Jährige ist seit 1998 SPD-Mitglied und kam aus Niedersachsen 2002 zum Studium nach Berlin, das er als Diplom-Politologe abschloss. Anschließend arbeitete er etliche Jahre in verschiedenen Positionen in der damaligen Senatsverwaltung für Bildung und Wissenschaft, wo er sich als unter anderem als Büroleiter der Senatoren Jürgen Zöllner und Sandra Scheeres (beide SPD) einen Namen machte. 

2012 bis 2014 war Krach Leiter der Bund-Länder-Koordinierungsstelle der 
SPD-Bundestagsfraktion, ehe er in zwei Berliner Senaten des damaligen Regierenden Bürgermeisters Michael Müller (SPD) als Staatssekretär für Wissenschaft wirkte. In dieser Funktion wurde ihm nicht nur in der SPD gute Arbeit bescheinigt. 

2021 Wechsel nach Hannover  

Im September 2021 gewann er die Direktwahl zum Regionspräsidenten der Region Hannover, ist seither ähnlich dem Amt eines Bürgermeisters oberster Repräsentant der Region und Chef der Verwaltung. Im November 2021 trat er den Posten an. Regulär läuft Krachs Amtszeit in Hannover bis Herbst 2026. 

Vor diesem Hintergrund hat er an seiner bisherigen Wirkungsstätte vor einer möglichen Neuorientierung in Richtung Berlin wohl noch einige Dinge zu regeln.

Das gilt auch für den mächtigen SPD-Bezirk Hannover: Dort wird Krach dem Vernehmen nach als möglicher Nachfolger für den Bezirksvorsitzenden Matthias Miersch gehandelt, der jetzt Chef der SPD-Bundestagsfraktion ist. Eine neue Aufgabe in Berlin stünde dem entgegen.