Streit um Palästinensertücher Besucher in KZ-Gedenkstätten sollen „Pali-Tücher“ ablegen
Palästinensertuch in der KZ-Gedenkstätte? Das soll für Besucher tabu sein. Warum das Stück Stoff polarisiert.

Oranienburg - In den Gedenkstätten Sachsenhausen in Oranienburg und Ravensbrück in Fürstenberg/Havel sollen Besucher keine sogenannten Palästinensertücher tragen. Sie werden gebeten, es während ihres Aufenthaltes auf dem Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers abzulegen, sagte die Leiterin der Gedenkstätte, Astrid Ley, auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur.
In Thüringen landete ein Streitfall um das schwarz-weiße Tuch mit der Bezeichnung Kufiya vor dem Oberverwaltungsgericht. Nach der richterlichen Entscheidung kann die Gedenkstätte Buchenwald Besuchern, die das Tuch tragen, den Zutritt verweigern. Die Einrichtung müsse nicht hinnehmen, dass durch das Tragen des Tuches gegebenenfalls das Sicherheitsgefühl vieler Jüdinnen und Juden gefährdet werde, so das Gericht.
Kontroverse um Palästinensertuch als politisches Symbol
Das karierte Stoffstück, das eigentlich als Sonnenschutz in der arabischen Welt getragen wird, ist politisch aufgeladen. Vor dem Hintergrund des Gaza-Krieges ist es bei den propalästinensischen Demonstrationen etwa in Berlin zu sehen - gewissermaßen als politische Botschaft. Berühmt wurde das Tuch durch den Palästinenserführer Jassir Arafat (1929-2004).
Die Gedenkstätte Sachsenhausen nördlich von Berlin verweist beim Umgang mit der Kufiya auf die Besuchsordnung. Danach sollen die Besucher „jedes Auftreten und Gebaren“ unterlassen, das die Möglichkeiten des Gedenkens störe oder durch das sich andere Besucher provoziert und in ihrem Gedenken beeinträchtigt fühlten.
Palästinensertuch an Skulptur vor Gedenkstätte befestigt
Das Tuch habe in KZ-Gedenkstätten einen besonderen Symbol- und Provokationswert und werde auch mit dieser Absicht verwendet, hieß es von der Gedenkstätte. Das zeige sich beispielsweise daran, dass am Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus 2024 an der Bronzeplastik an der Zufahrt zur Gedenkstätte Ravensbrück ein Palästinensertuch angebracht worden sei. Die Skulpturen stellen eine Gruppe von KZ-Häftlingen dar.
In Ravensbrück bei Fürstenberg/Havel ließ die sogenannte Schutzstaffel der Nazis 1939 das größte deutsche Frauen-Konzentrationslager errichten. Im Konzentrationslager Sachsenhausen in Oranienburg waren nach Angaben der Gedenkstätte zwischen 1936 und 1945 mehr als 200 000 Menschen inhaftiert, darunter Juden und Sinti und Roma. Zehntausende Häftlinge kamen um und wurden Opfer systematischer Vernichtungsaktionen.
In Thüringen wurde einer Frau mit Kufiya bei der Gedenkfeier zum 80. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Buchenwald im April der Zutritt verweigert. Sie wollte das nicht hinnehmen, unterlag aber vor Gericht.