Denkmalstreit Bezirk lässt „Trostfrauen“-Denkmal abbauen
Jahrelang wird um die Bronzestatue gestritten. Nun geht alles ganz schnell. Nach Gerichtsentscheidungen lässt der Bezirk das „Trostfrauen“-Denkmal am frühen Morgen abbauen. Doch wie geht es weiter?

Berlin - Nach jahrelangem Streit ist das Denkmal der koreanischen „Trostfrauen“ in Berlin-Moabit verschwunden. Der Bezirk Mitte hat die Bronzestatue am Morgen abbauen lassen. Ein privates Unternehmen sei damit beauftragt gewesen und habe das Denkmal an einen sicheren Ort gebracht, sagte ein Sprecher des Bezirks. Zuvor hatte der RBB berichtet.
Wo genau das Denkmal nun lagert, sagte der Bezirksamtssprecher nicht. Auch der Korea-Verband wusste zunächst nicht, wo sich das Objekt befindet. „Es ist sehr enttäuschend, wie das abgelaufen ist“, sagte dessen Vorstandvorsitzende Nataly Jung-Hwa Han der Deutschen Presse-Agentur.
Langer Streit auch vor Gericht
Der Verband und der Bezirk Mitte streiten seit langem um den Platz der „Friedensstatue“, die eine Nachbildung einer vor der japanischen Botschaft in Seoul aufgestellten Skulptur zur Erinnerung an Opfer sexueller Gewalt im Zweiten Weltkrieg ist.
Zuletzt hatte das Verwaltungsgericht Berlin entschieden, dass es keine Verlängerung mehr für eine ursprünglich im Jahr 2020 erteilte und danach verlängerte Genehmigung gibt. Diese Entscheidung bestätigte das Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg (OVG) am Donnerstag. Damit blieb eine Beschwerde des Korea-Verbandes erfolglos.
Mit Polizei und Kettensäge zum Standort
Nur wenige Stunden nach der Gerichtsentscheidung rückte die Firma in Begleitung von Polizisten am Standort in der Nähe des Unionsplatzes an, wie Nataly Jung-Hwa Han berichtete. Mit einer Kettensäge sei die Skulptur abgebaut worden. „Ich bin sprachlos über die Art und Weise“, sagte die Vorsitzende.
Die Linksfraktion Mitte kritisierte die Aktion und sprach von einem „fatalen politischen Signal“. Zahlreiche Anwohnerinnen und Unterstützer hätten den Abbau verfolgt und ihre Trauer und Bestürzung geäußert.
Ihr Verband habe einen temporären Stadtort ausgesucht und warte nun auf Antwort des Bezirks, erklärte Nataly Jung-Hwa Han. Details nannte sie nicht. Auf Dauer solle die Statue aber den Bezirk Mitte verlassen.
Suche nach neuem Platz
Das Bezirksamt Mitte hatte zuletzt angeboten, dass das Denkmal einen neuen Platz in der Unionsstraße 8 bekommt – rund 100 Meter vom bisherigen Standort entfernt und im Umkreis zum Museum der Trostfrauen. Der Bezirk sicherte Hilfe bei der Umsetzung zu. „Darauf ist der Korea-Verband aber nicht eingegangen“, so der Behördensprecher.
Der Begriff „Trostfrauen“ ist ein Euphemismus für Zehntausende Asiatinnen, die während des Pazifikkrieges im Zweiten Weltkrieg in japanischen Frontbordellen von Soldaten der japanischen Armee sexuell missbraucht wurden. Die Statue erinnert an die Opfer.