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Universität Biologin holt Geschlechter-Vortrag an der Humboldt-Uni nach

Als die Berliner Humboldt-Universität die Präsentation der Biologin Vollbrecht Anfang Juli kurzfristig aus dem Programm nahm, war die Aufregung groß. Ein „Shitstorm“ sei über die Uni hereingebrochen, sagt der HU-Präsident. Jetzt läuft die Debatte ruhiger.

Von dpa Aktualisiert: 14.07.2022, 20:31
Marie-Luise Vollbrecht, Doktorandin am Institut für Biologie der Humboldt-Universität Berlin, hält einen Vortrag.
Marie-Luise Vollbrecht, Doktorandin am Institut für Biologie der Humboldt-Universität Berlin, hält einen Vortrag. Bernd von Jutrczenka/dpa

Berlin - Nach wochenlangem Streit hat die Berliner Biologin Marie-Luise Vollbrecht ihren Anfang Juli gestrichenen Geschlechter-Vortrag nachgeholt. Die 32-jährige Doktorandin sprach am Donnerstag etwa eine halbe Stunde in der Humboldt-Universität, Proteste gab es nicht. Bei einer Podiumsdiskussion versuchte die Uni anschließend, die komplexe Kontroverse aufzuarbeiten. Universitätspräsident Peter Frensch sagte, es sei nie Absicht gewesen, den Vortrag zu streichen, sondern nur, ihn zu verlegen.

Die Doktorandin Vollbrecht sollte die Präsentation ursprünglich während einer Langen Nacht der Wissenschaften am 2. Juli halten. Nach angekündigten Proteste strich die Uni den Vortrag wegen Sicherheitsbedenken aus dem Programm. Vollbrechts zentrale These ist, es gebe beim Menschen nur zwei Geschlechter, die man lebenslang behalte. Kritiker werfen ihr eine feindselige Haltung gegen Transsexuelle vor, auch wegen früherer Äußerungen.

Die Humboldt-Universität wurde für ihr Vorgehen heftig gescholten. Frensch sprach von einem „Shitstorm“, der über der Uni losgebrochen sei. Auch Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger hatte Sorge um die Freiheit der Wissenschaft geäußert.

Bei der Podiumsdiskussion am Donnerstagabend sagte die FDP-Politikerin, eine Hochschule müsse in einem solchen Fall Sicherheitserwägungen treffen. Aber das „bedarf natürlich der Erklärung“. Wichtig seien offene Debatten. Sie selbst unterstütze die Linie der Ampel-Koalition und das geplante Selbstbestimmungsgesetz, das das Leben von trans- und intersexuellen Menschen erleichtern soll. Von dieser inhaltlichen Position trenne sie die Frage der Freiheit der Wissenschaft. „Das ist eine gesamtgesellschaftliche Debatte, die wir führen müssen“, sagte Stark-Watzinger.

Vollbrecht hatte ihre Teilnahme an der Podiumsdiskussion abgesagt. Als Gründe nannte sie unter anderem, es seien zu viele Personen für das Podium eingeladen und die Zusammensetzung sei unausgewogen.