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Länderranking Bremen landet in Bildungsstudie wieder auf dem letzten Platz

Es ist schon fast Routine: Bremen wird auch in diesem Jahr in einer Studie des Instituts der Deutschen Wirtschaft wieder zum Bildungsverlierer erklärt. Auch Niedersachsen liegt weiter hinten. Warum?

Von dpa Aktualisiert: 09.09.2025, 16:46
Pünktlich zum Schuljahresbeginn veröffentlicht die arbeitgebernahe Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft ihr jährliches Ranking. (Symbolbild)
Pünktlich zum Schuljahresbeginn veröffentlicht die arbeitgebernahe Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft ihr jährliches Ranking. (Symbolbild) Bernd Thissen/dpa

Bremen/Hannover - Bremen schneidet aus bildungsökonomischer Perspektive mit seinem Bildungssystem in einem jährlichen Bundesländervergleich erneut am schlechtesten ab. Dem „Bildungsmonitor“ des wirtschaftsliberalen und arbeitgebernahen Lobbyverbands Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) zufolge landete Niedersachsen auf dem zehnten Platz. Das Ranking wird von Bildungsgewerkschaften und Wissenschaftlern regelmäßig kritisch gesehen.

Wo liegen die Schwächen in Bremen?

Bremen schneidet laut dem „Bildungsmonitor“ in den einzelnen Handlungsfeldern ungleich ab. Stärken weise das Bundesland zwar im Bereich Hochschule und MINT (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik), bei den Betreuungsrelationen und bei der Digitalisierung auf. Verbesserungsbedarf bestehe aber weiterhin bei der Priorisierung der Ausgaben, der Bekämpfung von Bildungsarmut, der Sicherung der Schulqualität, der Förderinfrastruktur und der Integration.

Im Bereich Bildungsarmut wies Bremen demnach bei den jüngst überprüften Bildungsstandards in den Bereichen Lesen, Hörverständnis und in Mathematik bei den Viertklässlern jeweils die höchste Risikogruppe im Ländervergleich auf. Zudem fiel die Quote der Schulabbrecher höher aus als im bundesweiten Durchschnitt.

Averwerser: „Das ist ein bildungspolitisches Armutszeugnis“

Yvonne Averwerser, bildungspolitische Sprecherin der CDU-Bürgerschaftsfraktion, sagte: „Das ist ein bildungspolitisches Armutszeugnis.“ Wer in Bremen zur Schule gehe, habe schlechtere Chancen als anderswo in Deutschland. Das Land brauche „endlich eine echte Bildungsoffensive“ – mit besseren Schulen, konsequenter Sprachförderung und mehr Qualität in der Ganztagsbetreuung.

Franziska Tell, Landesvorstandssprecherin der Grünen, sagte: „Es ist unfassbar, dass trotz dieser positiven Entwicklungen Bremen weiterhin auf dem letzten Platz verharrt.“ Sie wünsche sich als Mutter eines kleinen Kindes eine Bildungslandschaft, die Kindern „echte Zukunftschancen“ biete. Tell wolle die frühkindliche Bildung stärken, den Ganztag ausbauen und die Sprachförderung intensivieren. „Jedes Kind in Bremen verdient die bestmögliche Bildung, unabhängig von seiner Herkunft“, sagte die Grüne.

Auch bei der Schulqualität nimmt Bremen den letzten Platz der Bundesländer ein. „Die Bremer Schülerinnen und Schüler weisen demnach relativ geringe durchschnittliche Kompetenzen auf“, heißt es im „Bildungsmonitor“. In Bremen fielen die Bildungsausgaben pro Teilnehmer im Vergleich zu den Gesamtausgaben der öffentlichen Haushalte je Einwohner zudem relativ gering aus. Das Land weist auch hier den schlechtesten Wert aller Bundesländer auf.

Auch Niedersachsen auf den hinteren Plätzen

Niedersachsen weise Stärken in den Handlungsfeldern Forschungsorientierung, Ausgabenpriorisierung und Integration auf. Im Vergleich zu den anderen Bundesländern bestehe vor allem Verbesserungsbedarf bei der Internationalisierung, im Bereich Hochschule und MINT und bei der sogenannten Inputeffizienz – gemeint ist damit das Verhältnis von Bildungsinvestitionen zu deren Wirkung. 

Niedersachsens Hochschulen zögen in Relation zur Zahl seiner Schulabsolventen, die ein Studium in einem anderen Bundesland aufnehmen, relativ wenige Studienanfänger aus anderen Bundesländern an. Das Land weise im Vergleich zu vielen anderen Bundesländern zudem weniger Anfänger in dualen Studiengängen auf.

Fühner: Eltern und Schüler erleben täglich Unterrichtsausfall

CDU-Bildungsexperte Christian Fühner sagte der „Nordwest-Zeitung“: „An den Schulen erleben Eltern und Schüler täglich die Realität des Unterrichtsausfalls. Das und weitere Probleme führen zu einem Absinken der Bildungsqualität.“ Er forderte bessere Bedingungen für Lehrkräfte und gezielte Unterstützung etwa bei Sprachförderung, Inklusion und Ganztag.

Olaf Brandes, Geschäftsführer der Stiftung NiedersachsenMetall, sagte: „Wir sind im Ranking innerhalb eines Jahres von Platz 8 auf 10 abgerutscht. Diese Entwicklung muss die Bildungspolitik endlich wachrütteln.“

Mit Blick auf die Internationalisierung wurden in Niedersachsen relativ wenige Grundschüler in Fremdsprachen unterrichtet. Der Anteil der Berufsschüler mit Fremdsprachenunterricht fiel ebenfalls unterdurchschnittlich aus. 

Bei der Inputeffizienz ist in Niedersachsen die Sachmittelausstattung, gemessen am Personal an den Schulen, geringer als bei den meisten anderen Bundesländern. Zudem verließen mehr Lehrkräfte die Schulen vorzeitig wegen Dienstunfähigkeit als im Durchschnitt der Länder. Auch die Investitionsquoten in den allgemeinbildenden und beruflichen Schulen fielen unterdurchschnittlich aus, ebenso an den Hochschulen.

Bewertung aus bildungsökonomischer Sicht

Sachsen schneidet im Gesamtvergleich der Bundesländer weiterhin am besten ab. Dahinter liegt Bayern vor Hamburg und Baden-Württemberg. Vorletzter ist erneut Brandenburg, davor steht Nordrhein-Westfalen. 

Die vom Institut der deutschen Wirtschaft (IW) durchgeführte Vergleichsstudie untersucht anhand von 98 Indikatoren die Bildungssysteme der Bundesländer. Die Bewertung erfolgt nach Angaben der Autoren ausdrücklich aus bildungsökonomischer Sicht.

In der Studie werden etwa die Bildungsausgaben pro Schüler ins Verhältnis zu den Gesamtausgaben öffentlicher Haushalte pro Einwohner gesetzt. Verglichen werden zudem die Investitionen in Schulen und Hochschulen, der Betreuungsschlüssel in Bildungseinrichtungen, Klassengrößen, die Schulabbrecherquote oder die Beteiligung an Ganztagsangeboten.