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Tarifkonflikt Busfahrer streiken zwei Tage lang in Teilen Niedersachsens

Fahrgäste in Niedersachsen brauchen weiter starke Nerven: Schon zum zweiten Mal innerhalb einer Woche sorgt ein Warnstreik in vielen Regionen für Busausfälle. Und der Ausstand geht weiter.

Von dpa Aktualisiert: 20.05.2025, 15:31
Wegen eines Warnstreiks bleiben viele Busse in den Depots. (Symbolbild)
Wegen eines Warnstreiks bleiben viele Busse in den Depots. (Symbolbild) Jan Woitas/dpa

Hannover - Wer auf den Bus angewiesen ist, muss sich in Teilen Niedersachsens weiter auf Ausfälle einstellen. In mehreren Verkehrsbetrieben sind die Beschäftigten von der Gewerkschaft Verdi noch bis einschließlich Mittwoch aufgerufen, die Arbeit niederzulegen. Betroffen von dem zweitägigen Warnstreik sind erneut unter anderem das Braunschweiger Land, Hildesheim, Lüneburg, Nordhorn, Stade und Verden, wie die Gewerkschaft mitteilte.

Bei folgenden Verkehrsbetrieben drohen demnach erneut Ausfälle:

  • KVG Braunschweig (Verkehrsgebiet südöstliches Braunschweiger Land, Salzgitter, Wolfenbüttel und Helmstedt)
  • KVG Stade (Stade, Buxtehude und Cuxhaven)
  • KVG Lüneburg
  • Nutzfahrzeuge Nordhorn
  • Omnibusbetriebe von Ahrendtschild in Zeven
  • Regionalverkehr Hildesheim
  • Verkehrsbetriebe Grafschaft Hoya
  • Öffis Hameln-Pyrmont GmbH
  • Verdener Verkehrsgesellschaft

2.500 Busfahrer im Ausstand

Bereits heute kam es zu massiven Ausfällen im Nahverkehr. Rund 2.500 Beschäftigte waren zum Warnstreik aufgerufen. Bei allen bestreikten Betrieben kam es am Morgen zu ersten Arbeitsniederlegungen, wie die Gewerkschaft mitteilte. In mehreren Städten gab es Demonstrationen und Kundgebungen, an denen laut Verdi insgesamt 1.200 Menschen teilnahmen. Weitere sollen morgen folgen, dann in Buxtehude und Lüneburg. Der Gewerkschaft zufolge ist in den betroffenen Regionen mit erheblichen Einschränkungen im öffentlichen Nahverkehr zu rechnen.

Die betroffenen Busunternehmen kündigten massive Einschränkungen an. 

  • Die KVG Braunschweig kündigte den Ausfall des gesamten Linienverkehrs sowie des Schülerverkehrs in Salzgitter, Wolfenbüttel, Helmstedt und Bad Harzburg an.
  • „Es ist mit einem flächendeckenden Ausfall des Linienverkehrs zu rechnen“, hieß es auch bei der KVG Stade und der KVG Lüneburg.
  • In den Landkreisen Rotenburg und Osterholz sei mit Fahrtausfällen auch in der Schülerbeförderung zu rechnen, hieß es beim Omnibusbetriebe von Ahrendtschild.
  • Der Regionalverkehr Hildesheim warnte vor „erheblichen Einschränkungen“.
  • Die Verdener Verkehrsgesellschaft kündigte erhebliche Fahrtausfälle im Landkreis Verden und im Heidekreis an.
  • Die Verkehrsbetriebe Grafschaft Hoya warnte vor „streikbedingten Fahrtausfällen“.
  • Die Öffis Hameln-Pyrmont legten einen reduzierten Streikfahrplan auf.

Scharfe Kritik von Arbeitgebern

Der Arbeitgeberverband Nahverkehr Niedersachsen (AVN) reagierte mit Unverständnis auf den erneuten Ausstand. Seit dem letzten Warnstreik vor nicht einmal einer Woche habe es überhaupt keinen Verhandlungstermin gegeben. Der nächste stehe erst am 28. Mai an, wie beide Seiten nach der dritten Runde Anfang des Monats vereinbart hatten. 

„Das Verhalten der Gewerkschaft Verdi irritiert uns daher und stößt auf Unverständnis“, sagte AVG-Verhandlungsführer Uwe Gaßmann. Zumal der Ausstand diesmal sogar auf zwei Tage ausgeweitet werde. Das, so Gaßmann, nütze niemandem. „Unternehmen und Aufgabenträger werden verärgert, und unsere Fahrgäste, insbesondere die Schülerinnen und Schüler, können die Verkehrsmittel nicht wie gewohnt nutzen und werden unnötigen Belastungen ausgesetzt.“

Verdi fordert: „Gleicher Lohn für gleiche Arbeit“

Hintergrund ist der Tarifkonflikt mit dem Arbeitgeberverband AVN. Die dritte Verhandlungsrunde war am 5. Mai erneut ohne Ergebnis geblieben, am 28. Mai steht die nächste Runde an. Verkehrsbetriebe wie die in Hannover und Bremen, die unter andere Tarifverträge fallen, sind daher nicht betroffen.

Beschäftigte, für die der Tarifvertrag Verkehrsbetriebe Niedersachsen mit dem Arbeitgeberverband AVN gilt, erhalten laut Gewerkschaft weniger Lohn als ihre Kolleginnen und Kollegen im Tarifvertrag Nahverkehr (TV-N). Die Differenz im Fahrdienst betrage bis zu 3,30 Euro pro Stunde. Verdi fordert nun eine Angleichung: „Gleicher Lohn für gleiche Arbeit.“

Lösung am Verhandlungstisch gefordert 

Der AVN bot zuletzt eine Verbesserung an, hält die Forderung der Gewerkschaft aber für nicht bezahlbar. Die Busunternehmen, die im Auftrag der Kommunen unterwegs sind, seien an laufende Verträge gebunden, die keine massiven Erhöhungen zuließen. 

„Wir sind nach wie vor bereit, mit der Gewerkschaft Verdi auf der Basis des bisher Besprochenen und unseres letzten Angebots konstruktiv zu einer gemeinsamen Lösung zu kommen“, sagte Gaßmann. „Das geht aber nur mit Vernunft und Augenmaß - und nur am Verhandlungstisch.“