Freizeit Columbiabad wieder geöffnet: „Gefühl der Sicherheit“
Schwimmer ziehen ihre Bahnen, Eltern planschen mit Kindern im Wasser. Nach einer Woche hat das berühmte Columbiabad in Berlin wieder geöffnet. Seit der Schließung des Freibades wegen Gewaltausbrüchen ist viel geschehen - gelöst scheint das Problem nicht.

Berlin - Ein Security-Mitarbeiter wirft am Eingang einen kritischen Blick in die Badetasche. Dann bittet er freundlich, mit einer Entschuldigung verbunden um den Ausweis. Das Columbiabad am Tag eins der Wiedereröffnung. Sieben Tage war das beliebte Berliner Freibad in Neukölln nach Gewaltausbrüchen wegen des hohen Krankenstands der Mitarbeiter geschlossen. Der Fall sorgte bundesweit für Schlagzeilen und Diskussionen. Die Berliner Landesregierung und die Bäder-Betriebe haben mit verschärften Sicherheitsvorkehrungen reagiert, etwa einer Ausweispflicht. Im wenige Kilometer entfernten Freibad in Kreuzberg ist es am Sonntagabend dennoch erneut zur Gewalt gekommen.
Laut Polizei wurde ein 32-Jähriger im Prinzenbad verletzt, als er zwischen zwei Jugendlichen schlichten wollte. Er habe versucht, die zwei 15-Jährigen zu trennen. Einer der Jugendlichen habe dem Mann mit der Faust ins Gesicht geschlagen, teilte die Polizei am Montag mit. Der 32-Jährige habe das Bewusstsein verloren und sei am Boden von zwei weiteren Menschen getreten und geschlagen worden. Er kam zur Behandlung ins Krankenhaus. Laut Polizei wurde einer der Jugendlichen vor Ort vorübergehend festgenommen, ein weiterer identifiziert. Ein Dritter habe unerkannt flüchten können. Beteiligt an dem Einsatz waren nach Polizeiangaben Beamtinnen und Beamte der mobilen Polizei-Wache vor dem Prinzenbad.
Mit solchen Wachen will die Polizei mehr Präsenz zeigen. Nach Angaben der Senatsinnenverwaltung sollen sie in den kommenden Wochen an den Freibädern in Kreuzberg, Neukölln sowie am Sommerbad am Insulaner in Steglitz und dem Sommerbad Pankow stehen.
Am Montag bezog die mobile Polizei-Wache pünktlich zum frühen Nachmittag ihren Platz vor dem Columbiabad. Vier Polizisten waren zu sehen. Im Bad selbst waren mindestens sieben Bademeister unterwegs, darüber hinaus mehrere Sicherheitsleute. Bei etwa 25 Grad und Sonne-Wolken-Mix war das Columbiabad gut besucht, jedoch weit entfernt vom Andrang an Tagen mit großer Hitze.
Im Sportbecken zogen Schwimmer ihre Bahnen. Eltern machten Schwimmübungen mit ihren Kindern, Jugendliche tauchten um die Wette oder machten Kopfsprünge. Die Rettungsschwimmer beobachteten von ihren Türmen aus das Geschehen, ihre Megaphone blieben still.
Lydia war am Montag zum ersten Mal in diesem Jahr mit ihrer fünfjährigen Tochter im Columbiabad schwimmen. „Ich hatte keine Lust auf Menschensuppe und Aggressivität“, sagte sie. „Die Kontrollen geben mir ein gewisses Gefühl der Sicherheit“, meinte sie. Aus Sicht von Jette aus Neukölln bringen die Sicherheitskontrollen nichts. „Morgen kann doch keiner mehr nachvollziehen, wenn heute jemand Hausverbot bekommen hat. Da müsste man die Ausweise schon einscannen, um das nachzuverfolgen“, meinte die 43-Jährige. Sie störte vielmehr, dass die Rutsche zuletzt gesperrt war. Ihre neunjährige Tochter Johanna sei sehr traurig.
Die Bäder-Betriebe hatten Rutschen und Sprungtürme in einigen Bädern wegen Gewaltausbrüchen einiger Besucher geschlossen. Zuletzt hieß es, diese könnten wieder genutzt werden - allerdings entscheide die Badleitung vor Ort. Das gilt laut Bäder-Betriebe auch dafür, ob mehr Sicherheitspersonal angefordert werden muss und ob das Freibad zu voll ist, um weitere Besucherinnen und Besucher hinein zu lassen.
Am vergangenen Samstag war dies nach den Angaben an mehreren Standorten der Fall. Angesichts der Hitze sei es bereits ab dem frühen Nachmittag zu Einlass-Stopps gekommen. „Der Badebetrieb ging jedoch überall weiter“, hieß es. Das Unternehmen zog eine positive Bilanz. Bäder-Chef Johannes Kleinsorg bedankte sich bei Badegästen, Mitarbeitenden und der Polizei für Verständnis, Engagement und Zusammenarbeit.
Die eingeführte Ausweispflicht stelle den ersten Schritt von einer Reihe von Veränderungen dar, mit denen die Sicherheit in den Berliner Freibädern verbessert werden solle. „Am vergangenen Wochenende ist die Ausweispflicht noch kulant gehandhabt worden“, hieß es. Das werde sich nach einer Übergangsfrist von einigen Tagen jedoch ändern, betonten die Bäder-Betriebe.
Die Berliner Datenschutzbeauftragte Meike Kamp kündigte an, die neuen Sicherheitsvorkehrungen kritisch unter die Lupe zu nehmen. Sie werde die Ausweispflicht und die geplante Videoüberwachung an den Eingängen von Columbia- und Prinzenbad „datenschutzrechtlich prüfen“, sagte Kamp am Montag der Deutschen Presse-Agentur. Die Überprüfung betreffe unter anderem den konkreten Zweck und die Eignung der Maßnahme sowie die Art der Datenverarbeitung. „Grundsätzlich gilt, dass die Sicherheit in den Freibädern für alle Gäste zu gewährleisten ist, aber die Wahl der Mittel zur Gewährleistung dieser Sicherheit gesetzlich zulässig und verhältnismäßig sein muss“, so Kamp.