1. Startseite
  2. >
  3. Panorama
  4. >
  5. Extremismus: „Compact“-Chefredakteur: Schätze Martin Sellner als Autor

Extremismus „Compact“-Chefredakteur: Schätze Martin Sellner als Autor

Gefährden Texte im rechtsextremen Magazin „Compact“ die Demokratie? Im Verbotsverfahren gegen das Blatt wird auch das Verhältnis zwischen Chef und Autoren beleuchtet. Eine Figur ist besonders brisant.

Von dpa 11.06.2025, 13:20
„Compact“-Chefredakteur Elsässer lässt Sellner regelmäßig für sein Magazin schreiben.
„Compact“-Chefredakteur Elsässer lässt Sellner regelmäßig für sein Magazin schreiben. Hendrik Schmidt/dpa

„Compact“-Chefredakteur Jürgen Elsässer hat sich in der Verhandlung über das Verbot seines rechtsextremen Magazins zu seinem Verhältnis zu dem österreichischen Rechtsextremisten Martin Sellner geäußert. „Sellner ist regelmäßig Autor bei "Compact", weil er uns ein junges Publikum zuführt“, sagte der 68-Jährige vor dem Bundesverwaltungsgericht Leipzig. 

Als Chefredakteur lasse er auch andere Meinungen als seine eigene zu, mache sich aber nicht alle Inhalte von Sellner zu eigen, sagte Elsässer. „Ich schätze Sellner als Mensch, als Charakter und halte ihn für mutig und unbestechlich. Er ist in gewisser Weise der Rudi Dutschke von rechts“. In der Praxis sei Sellner für Elsässer ein Held, dessen Theorien aber nicht.

Sellner bei Potsdamer Treffen zu „Remigration“

Sellner hatte im November 2023 an dem sogenannten Potsdamer Treffen rechter Kreise teilgenommen. In die Schlagzeilen geriet das Treffen unter anderem wegen des Begriffs „Remigration“. Sellner, der frühere Kopf der rechtsextremen Identitären Bewegung in Österreich, hatte dort den Begriff verwendet. Wenn Rechtsextremisten den Begriff verwenden, meinen sie in der Regel, dass eine große Zahl von Menschen ausländischer Herkunft das Land verlassen soll – auch unter Zwang.

Sonderausgabe für die „Geächteten“

Bei „Compact“ habe es eine Sonderausgabe nach der Veröffentlichung des Treffens gegeben, sagte Elsässer. „Aus Gründen der journalistischen Fairness haben wir uns entschlossen, den Verfemten (Geächteten) eine Stimme zu geben.“

Die damalige Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) hatte das Magazin im Vorjahr verboten und es als „zentrales Sprachrohr der rechtsextremistischen Szene“ bezeichnet. Damit war eine sofortige Einstellung des gesamten Print- und Onlineangebots von „Compact“ verbunden. Im Eilverfahren hatten die Leipziger Richter das Verbot im vergangenen August vorläufig ausgesetzt und verhandeln nun im Hauptverfahren über den Fall.