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"DDR genial" Hätten Sie es gewusst? Diese innovativen Ost-Erfindungen veränderten die Welt

Von Lifehacks für den Alltag bis zu großen Innovationen: Die DDR brachte so einige Erfindungen hervor, die unser Leben nachhaltig verändert haben. Das ZDF wirft mit der Sendung "DDR genial – Mangel macht erfinderisch" nun einen Blick auf die Auswirkungen dieser Innovationen.

Von DUR/tm 16.10.2025, 11:12
In der ZDF-Sendung "DDR genial – Mangel macht erfinderisch" erkunden Prominente Ost-Erfindungen, die weltweite Auswirkungen hatten. Skisprung-Olympiasieger Jens Weißflog zeigt eine Skisprungmatte, durch die das Training auch im Sommer möglich wurde.
In der ZDF-Sendung "DDR genial – Mangel macht erfinderisch" erkunden Prominente Ost-Erfindungen, die weltweite Auswirkungen hatten. Skisprung-Olympiasieger Jens Weißflog zeigt eine Skisprungmatte, durch die das Training auch im Sommer möglich wurde. Foto: ZDF/Marc Vorwerk

Leipzig. – Leere Regale und Lieferengpässe gehörten zum Alltag der DDR dazu. Weil viele Produkte aufgrund fehlender Handelsbeziehungen mit anderen Staaten nicht verfügbar waren, setzte man im Osten Deutschlands auf Eigenentwicklungen. Dabei entstanden einige Erfindungen, die weltweite Auswirkungen hatten.

In der Sendung „DDR genial – Mangel macht erfinderisch“ blickt das ZDF nun auf diese besonderen Innovationen zurück. Dabei werden prominente Gäste mit Produkten konfrontiert, die heute fast vergessen sind – aber zum Teil noch immer genutzt werden.

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DDR-Matten brachten Skispringer an die Weltspitze

Als Ex-Boxer Axel Schulz ein dunkelgrünes, unförmiges Gummiteil in die Hand bekommt, fragt er irritiert: "Was ist das denn?" Hinter dem unscheinbaren Objekt steckt eine Entwicklung, die den Wintersport revolutionierte.

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Der frühere Skispringer und Olympiasieger Jens Weißflog kennt die Antwort – und den Ursprung der Erfindung. Trainer Hans Renner suchte in den 1950er Jahren nach einer Möglichkeit, seine Skispringer auch im Sommer zu trainieren.

1954 rutschte er zufällig auf einer Gummimatte aus – ein Moment, der zündete. Mit PVC experimentierend, entwickelte Renner eine spezielle Matte, die Skisprünge auch ohne Schnee ermöglichte.

In den folgenden Jahren katapultierte diese Innovation die DDR-Skispringer an die Weltspitze. Die Matten wurden sogar in den Westen exportiert. "Das war Erfindergeist", erinnert sich Weißflog. Bis heute wird die Technik genutzt, etwa im Wintersportzentrum Oberhof.

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Auch Musiker Bürger Lars Dietrich konnte mit den Skisprungmatten aus der DDR wenig anfangen.
Auch Musiker Bürger Lars Dietrich konnte mit den Skisprungmatten aus der DDR wenig anfangen.
Foto: ZDF/Marc Vorwerk

Urtes: Telefon ohne Kabel und Leitungen

Auch im Bereich Telekommunikation spielte die DDR eine Vorreiterrolle. In einem Gebiet in Mexiko wurde in den 1970er-Jahren ein Telefonsystem benötigt, das ohne Kabel und Leitungen funktioniert. Um die bilateralen Beziehungen zu stärken, versprach die DDR eine technische Lösung.

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Der VEB Funkwerk Köpenick, unterstützt von der Regierung, entwickelte innerhalb kürzester Zeit das Urtes – ein UHF-Radio-Telefonie-System. Mithilfe von Funktürmen konnten abgelegene Dörfer mit einer Telefonzentrale verbunden werden. Das dazugehörige Endgerät, genannt "Blaumeise", stand zentral in den Gemeinden und wurde später auch in andere Länder exportiert.

"Ich finde das definitiv genial, wenn aus dem Nichts eine Technologie entsteht, die vorher nicht da war", staunte Comedienne und Influencerin Tina Goldschmidt bei der Sendung.

Comedienne und Influencerin Tina Goldschmidt und Schauspieler Pierre Sanoussi-Bliss versuchen sich an dem Funktelefon, das die DDR für Mexiko entwickelte.
Comedienne und Influencerin Tina Goldschmidt und Schauspieler Pierre Sanoussi-Bliss versuchen sich an dem Funktelefon, das die DDR für Mexiko entwickelte.
Foto: ZDF/Marc Vorwerk

Wie die DDR das Sandmännchen von der BRD klaute

Zu DDR-Zeiten wurde Fernsehen zum neuen Volkssport. Im DFF, so damals die Abkürzung für das Staatsfernsehen der DDR, lief damals ein ganz besonderes Kinderprogramm über die Bildschirme der Haushalte: das Sandmännchen

Dabei stammt die ursprüngliche Idee aus dem Westen vom "Klassenfeind". Dort plante man eine Kindersendung mit einer Sandmann-Puppe. Die DDR-Regierung befürchtete, dass dadurch nun schon die Kleinsten animiert würden, West-Fernsehen zu gucken. Also musste eine Lösung her.

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Im November 1959, knapp drei Wochen vor der Premiere im Westen, beauftragte die DDR das eigene Sandmännchen. Gestalter Gerhard Behrendt entwarf die Figur. Die Folgen wurden in aufwendiger Stop-Motion-Technik produziert. Innerhalb einer Nacht wurde die bekannte Titelmelodie komponiert.

Am 22. November 1959 ging das DDR-Sandmännchen zum ersten Mal auf Sendung. "Ich finde es richtig genial. Der Tag war vorbei, man hatte sein Ritual und einen Abschluss zum Abend", erzählt Schauspielerin Rhea Harder-Vennewald.

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Neun Tage später startete die ARD mit dem West-Sandmännchen. Dieses konnte jedoch nie den ikonischen Status des Ost-Sandmännchens erreichen. Die DDR exportierte die Sendung sogar in ferne Länder und Kontinente: Skandinavien, Afrika, Sri Lanka, Mongolei und Vietnam sahen alle das Sandmännchen. 1978 begleitete es mit DDR-Kosmonaut Sigmund Jähn auch den ersten Deutschen ins All.

Nach der Wende sollte das Ost-Sandmännchen abgesetzt werden. Die Protest-Welle war jedoch so groß, dass das Ost-Sandmännchen schließlich gesamtdeutsch wurde. Bis heute wird es gesendet und ist damit die älteste deutsche Kindersendung, die aktuell noch produziert wird.

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Malimo: Eine Maschine veränderte die Textilindustrie

Eine weitere bahnbrechende Innovation der DDR war Malimo. Die Idee von Erfinder Heinrich Mauerberger? Eine Maschine zu entwickeln, die mit vielen Nadeln in Nähmaschinen-Geschwindigkeit Stoffe herstellt. Dafür entwickelte er ein Drei-Faden-System, mit dem Stoffe noch enger zusammengewebt werden konnten.

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Seine Maschine konnte fast alle Stoffe verarbeiten und wurde gerade bei der Arbeit für Textilien zum täglichen Gebrauch zum Alleskönner. Im Erzgebirge entstand mit dem VEB Malitex eines der größten und modernsten Textilunternehmen der DDR.

Die Malimo-Maschinen wurden in mehr als 40 Länder verkauft. Ein US-Unternehmen lizenzierte sogar das DDR-Verfahren. Erfinder Mauersberger wurde durch seine Erfindung jedoch nicht reich. Bis jetzt ist nicht bekannt, wohin die Devisen damals geflossen sind. Noch heute wird seine Erfindung in der Textilindustrie eingesetzt und sogar in der Raumfahrt verwendet.

Die drei Folgen "DDR genial – Mangel macht erfinderisch" sind in der ZDF-Mediathek abrufbar.