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Finale von "Germany\'s next Topmodel" / Studien zeigen: Hübsche Menschen im Alltag klar im Vorteil Der Zauber der Schönheit

Von Sarah Salin 08.06.2011, 04:29

Wird es "die Lächelnde", "die Wandelbare" oder "die Professionelle"? Morgen entscheidet sich, wer "Germany\'s next Topmodel" wird. Millionen Fernsehzuschauer werden wieder mitfiebern - und sich hinterher vermutlich ein bisschen weniger schlank und etwas weniger hübsch finden.

Berlin (epd). Jedes zweite Mädchen zwischen 15 und 17 Jahren findet sich "zu dick", hat die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung erfahren. Jedes vierte habe schon über eine Schönheitsoperation nachgedacht.

Doch nicht nur unter Teenagern wächst die Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper, schreibt die Psychologin Ursula Nuber in ihrem neuen Buch "Das 11. Gebot - Mit Gelassenheit das Leben meistern". Es festigt sich in der Gesellschaft ihrer Meinung nach die verheerende Ansicht, dass ein als schön geltender Körper für ein glückliches Leben essenziell sei. Nuber hält in ihrem Buch ein Plädoyer für einen entspannteren Umgang mit dem Phänomen. Das Streben sollte dahin gehen, sich in seinem Körper wohlzufühlen.

Zahlreiche Studien belegen aber, dass schöne Menschen im Leben tatsächlich viele Vorteile haben. Die auf "Attraktivitätsforschung" spezialisierte US-Psychologin Rita Freedmann hat herausgefunden: Es beginnt schon unmittelbar nach der Geburt. Mütter reagierten stärker und häufiger auf ihre Babys, wenn diese hübsch sind. Sie liebkosten und küssten sie häufiger. Kurz: Hübsche Babys erhalten mehr Zuwendung, was ihr Wohlbefinden steigert.

Bemerkenswert ist, dass aber auch schon die Babys hübsche Gesichter lieber und länger betrachten als hässliche. Und zwar unabhängig vom Erscheinungsbild der Mutter.

Es gebe in hohem Maß einen gesellschaftlichen Konsens darüber, welcher Körperbau und welche Gesichter als schön empfunden werden, bestätigt auch der Psychologe Martin Gründl von der Uni Regensburg. So ergab seine Forschung als wesentliche Attraktivitätskriterien für Frauenfiguren lange Beine, ein mindestens mittelgroßer Busen sowie eine schmale Taille, "wobei aber auch die Proportionen wichtig sind". Volle Lippen, große Augen, eine zierliche Nase und eine hohe Stirnpartie gelten als wichtige Charakteristika für ein "schönes, weibliches Gesicht", sagt Gründl.

Nun schließen Menschen in der Regel automatisch von äußeren Attributen auf innere Persönlichkeitsmerkmale, wie Experimente gezeigt haben. "Diese Fehleinschätzungen geschehen unbewusst", sagt der Psychologe. Schöne Menschen profitieren von positiven Vorurteilen: Sie werden im ersten Moment für sozial kompetenter, erfolgreicher, intelligenter, sympathischer, selbstsicherer, kreativer, geselliger, fleißiger, zufriedener und leidenschaftlicher gehalten.

Freedmann, die viele psychologische Studien zusammengestellt hat, kommt zu dem Schluss, dass sich dieser "Zauber der Schönheit" durch das ganze Leben zieht: Kindergartenkinder suchen beim Spiel vor allem die Nähe attraktiver Kameraden, denn sie halten sie für klüger, freundlicher und selbstständiger. Hübsche Schüler bekommen mehr Aufmerksamkeit und werden trotz gleicher Leistungen besser bewertet als weniger attraktive Mitschüler. Auch bei der Partnersuche gilt, dass schöne Frauen meist früher heiraten als ihre durchschnittlich aussehenden Schwestern.

Ursula Nuber: "Das 11. Gebot - Mit Gelassenheit das Leben meistern", Knaur Verlag, 16,99 Euro.