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DFB-Pokal Drama in Braunschweig: Pokal-Verteidiger Stuttgart weiter

Titelverteidiger VfB Stuttgart ist nur mit viel Zittern in die zweite DFB-Pokal-Runde eingezogen. Erst im Elfmeterschießen fällt die Entscheidung. „Ein geiles Spiel“, sagt einer, der sich freuen kann.

Von Sebastian Stiekel, dpa Aktualisiert: 26.08.2025, 23:59
Braunschweigs Fabio Di Michele Sanchez (r) und Stuttgarts Tiago Tomás im Zweikampf.
Braunschweigs Fabio Di Michele Sanchez (r) und Stuttgarts Tiago Tomás im Zweikampf. Swen Pförtner/dpa

Braunschweig - Titelverteidiger VfB Stuttgart hat erst in einem Acht-Tore-Drama mit Verlängerung und Elfmeterschießen die erste Runde des DFB-Pokals überstanden. Drei Monate nach dem Endspiel-Triumph in Berlin quälte sich der VfB in einem der spannendsten Pokalspiele der vergangenen Jahre zu einem 8:7-Erfolg im Elfmeterschießen beim Zweitliga-Club Eintracht Braunschweig. Nach 90 Minuten stand es 3:3 (1:1), nach dem Ende der Verlängerung 4:4.

„Das sind dies Nächte, von denen man immer redet. Das war ein schweres Spiel auswärts. Das war für den neutralen Zuschauer brutal zuzuschauen. Das war nervenaufreibend“, sagte Ermedin Demirovic nach der Partie in der ARD. „Es freut mich, dass wir weitergekommen sind. Es war ein geiles Spiel aus unserer Sicht und Eintracht hat ein überragendes Spiel gemacht.“ 

Zweimal lagen die Stuttgarter vor 20.865 Zuschauern im Eintracht-Stadion bereits zurück. Der eingewechselte Nick Woltemade rettete den Favoriten erst in der 89. Minute mit seinem Tor zum 3:3 in die Verlängerung. Dort unterlief dann Sanoussy Ba früh ein Eigentor (92.), doch die bissigen, laufstarken und nie nachlassenden Braunschweiger schlugen durch Christian Conteh (104.) erneut zurJück.

Dieser Kampf endete erst im Elfmeterschießen, das an Spannung kaum zu überbieten war: Der zuvor schwache Alexander Nübel parierte zwei Elfmeter von Johan Gomez und Max Marie, doch danach hielt auch Ron-Thorben Hoffmann einen Schuss von Chema Andres und Dan-Axel Zagadou schoss am Tor vorbei. Nübel parierte schließlich gegen Lukas Frenkert, während Lorenz Assignon den 20. Elfmeter verwandelte und den VfB jubeln ließ. 

Relegationsheld trifft doppelt

Dieser Pokal-Krimi hatte bereits rasant begonnen, denn schon in der 8. Minute hatte Sven Köhler den Außenseiter mit einem 30-Meter-Schuss in Führung gebracht. In der 77. und 85. Minute gelang Fabio Di Michele Sanchez ein Doppelschlag zum 2:2 und 3:2. Fast wäre der 22 Jahre alte Linksverteidiger damit erneut zum Braunschweiger Helden geworden, denn schon im Mai war ihm ein wichtiges Tor in der Abstiegsrelegation gegen den 1. FC Saarbrücken gelungen.

Doch nach 90 Minuten gab es an diesem Abend nur ein Unterschied zwischen Europa-League-Teilnehmer und Zweitligist: Das 1:1 (12.) und 1:2 (60.) hatte der Woltemade-Ersatz Demirovic erzielt. Der Nationalstürmer selbst war erst 18 Minuten vor seinem Tor zum 3:3 eingewechselt worden. Das 3:4 leitete der Portugiese Tiago Tomas mit einem feinen Trick ein. Den Stürmer hatten die Stuttgarter erst kurz vor der Saison für einen zweistelligen Millionenbetrag vom VfL Wolfsburg verpflichtet. Da kann die Eintracht nicht mithalten. 

Woltemade kommt erst spät

Dass der bosnische Nationalspieler Demirovic und nicht der vielumworbene Woltemade im Stuttgarter Sturm spielte, hatte schon früh am Abend für das erste Aha-Erlebnis gesorgt. Doch Trainer Sebastian Hoeneß stellte schnell klar, dass diese Entscheidung nur der Schonung diente und nicht etwa ein Anzeichen für ein neuerliches Werben des FC Bayern München um den 23-jährigen Woltemade ist.

„Nick hat die U21-EM gespielt, er ist drei Wochen später eingestiegen und wir gehen jetzt in eine englische Woche. Da müssen wir einfach Verantwortung übernehmen und die Jungs steuern“, sagte Hoeneß in einem ARD-Interview.

Woltemade kam erst in der 71. Minute ins Spiel. Was er zuvor von draußen gesehen hatte, konnte ihm nicht gefallen. Überall auf dem Spielfeld attackierten die Braunschweiger die Stuttgarter hartnäckig. Das nahm dem VfB nahezu jede Kreativität.

Nübel mit frühem Fehler 

Hinzu kamen mehrere individuelle Patzer im Spielaufbau - und vor allem auf der Torwart-Position. Schon in der sechsten Minute wurde Nübel im eigenen Strafraum von Braunschweigs Erencan Yardimci attackiert, traf den Ball nicht richtig und verursacht dadurch einen Eckball. Nur zwei Minuten später lenkte der Nationalkeeper einen harten, aber unplatzierten 30-Meter-Schuss von Eintracht-Kapitän Köhler ins Tor. Auch beim 2:3 sah Nübel schlecht aus, der Ball schlug im Torwarteck ein.

Am Ende feierte der VfB im dritten Pflichtspiel zwar den ersten Sieg der Saison. Arbeit bleibt den Stuttgartern aber noch genug.