Nofälle Einsatz- und Notrufzahlen bei Polizei gestiegen
Einsatz- und Notrufzahlen stiegen in Niedersachsen im ersten Halbjahr an. Die Gründe dafür sind nur schwer festzustellen. Einer geht auf Smartphones zurück.
Hannover - Die Einsatz- und Notrufzahlen sind bei der niedersächsischen Polizei im ersten Halbjahr gestiegen. Von Januar bis Juni waren es rund 692.000, knapp 24.000 mehr als im Vorjahreszeitraum, wie das Innenministerium in Hannover auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mitteilte. Von 2018 bis 2021 lagen die Zahlen im ersten Halbjahr ebenfalls jeweils darunter. In den von der Corona-Pandemie geprägten Jahren 2020 und 2021 sanken sie. Pro Tag gerechnet waren dies im ersten Halbjahr somit etwa 3840 Einsätze und Notrufe.
Zu dem jeweiligen Anlass eines Einsatzes und der Dauer konnte das Ministerium keine Angaben machen. In den Zahlen sind demnach auch Notrufe beinhaltet, die zu keinem Einsatz führten. Ein Ministeriumssprecher teilte mit, dass sich die steigende Zahl von Polizeieinsätzen nicht valide begründen ließe und im Rahmen gewöhnlicher Schwankungen befinde. Die Gründe könnten sehr vielfältig sein - etwa durch vermehrte Einsatz- und Notrufanlässe aufgrund extremer Wetterlagen.
Im ersten Halbjahr gab es demnach vermehrt sogenannte Hosentaschenanrufe. Bei diesen Anrufen wählt das Smartphone den Notruf, ohne dass ein Notfall vorliegt. „Die entsprechenden Anbieter haben bereits Softwareupdates herausgegeben, welche durch die Endgerät-Nutzer installiert werden müssen“, teilte der Sprecher mit.
Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) forderte mehr Personal. Die Zunahme der Polizeieinsätze wirke sich spürbar auf die Arbeitsbelastung aus. „Um dem zunehmenden Aufgabendruck gewachsen zu sein, muss der Personaltopf deutlich aufgefüllt werden“, sagte der GdP-Landesvorsitzende, Kevin Komolka.
Auch in Bremen war zuletzt eine steigende Tendenz bei den Einsätzen zu erkennen. Die Polizei der Stadt Bremen verzeichnete im Juni nach eigenen Angaben so viele Einsätze in einem Monat wie lange nicht. Mit etwa 10 500 Einsätzen waren es rund 1100 mehr als noch im Vorjahresmonat. Weitere Zahlen lagen zunächst nicht vor. In Bremerhaven gab es in der ersten Hälfte dieses Jahres mit nahezu 19 000 Einsätzen etwa 1600 mehr als noch im Vorjahreszeitraum, wie die Polizei mitteilte.
„Die Polizei Bremen ist aktuell absolut am Limit, was die Einsatzzahlen betrifft“, sagt der Landesvorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft Bremen, Bernard Soika. Es handle sich um einen Trend, den es auch in den anderen Bundesländern gebe. Auch die Intensität der Einsätze nimmt Soika zufolge zu.
Trotz der gestiegenen Einsatzbelastung sind Überstunden bei der Polizei Bremen abgebaut worden. In der ersten Hälfte des Jahres 2020 wurden noch 104 200 Überstunden registriert, dieses Jahr waren es rund 74 200. Bei der Polizei Bremerhaven gab es in dem Zeitraum allerdings einen Anstieg von ungefähr 9400 Überstunden.
Um einen Anstieg bei der Mehrarbeit zu verhindern, wurde 2020 im Land Bremen ein neues Modell eingeführt. Unter anderem werden Überstunden unter bestimmten Bedingungen ausgezahlt, wie Soika sagte.