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  5. Einschaltquoten zu schwach: ARD gewährt Thomas Gottschalk noch eine Gnadenfrist

Sender kann aussteigen, wenn der Marktanteil von zehn Prozent bis zum 20. April verfehlt wird Einschaltquoten zu schwach: ARD gewährt Thomas Gottschalk noch eine Gnadenfrist

23.03.2012, 03:19

Er wurde empfangen wie ein Messias, jetzt muss er um seine Zukunft bangen: Thomas Gottschalk scheint innerhalb der ARD allmählich an Kredit zu verlieren. Die Quoten der Show "Gottschalk Live" dümpeln unter der Fünf-Prozent-Marke.

Berlin (dpa/dapd) l Die Spekulationen um ein schnelles Ende von Thomas Gottschalks ARD-Vorabendshow verdichten sich. Medienberichten zufolge hat sich am Montag eine Mehrheit der Intendanten in einer Schaltkonferenz für ein Ende der Show "Gottschalk Live" ausgesprochen. Ein Argument war laut der Zeitung "Die Welt", dass sich die schwachen Quoten auf die Tagesschau auswirken würden. Im Gespräch sei außerdem eine Verlegung der Show auf 17.50 Uhr gewesen, hieß es. Die ARD-Vorsitzende Monika Piel wies diese Darstellung jedoch gestern zurück.

Erst am Montag hatte Thomas Gottschalk einen Neustart mit verändertem Konzept und vor Studiopublikum hingelegt. "Es wäre unsinnig, zeitgleich mit dem Relaunch der Sendung \'Gottschalk Live\' deren vorzeitiges Ende zu beschließen", sagte Piel. Den Berichten zufolge soll die WDR-Intendantin jedoch als Einzige vorbehaltlos hinter der Sendung stehen.

Die Intendanten haben laut ARD "ausdrücklich keine Entscheidung getroffen, die Sendung zu beenden und von dem vertraglich vorgesehenen Sonderkündigungsrecht Gebrauch zu machen", hieß es. Wie dieses genau aussieht, ließ die ARD offen. Der Sender betonte jedoch, dass man beschlossen habe, "der Sendung Raum zur Weiterentwicklung zu geben". Berichten zufolge darf die ARD jedoch aussteigen, wenn Gottschalk bis zum 20. April nicht zehn Prozent Marktanteil im Durchschnitt erreicht hat.

Bereits am Mittwoch hatte es Irritationen rund um Gottschalk gegeben, der seit dem 23. Januar viermal die Woche live 19.20 Uhr auf Sendung ist. Die Wochenzeitung "Die Zeit" hatte berichtet, dass die ARD den Vertrag "an den Kontrollgremien der Sender vorbei mit der Degeto, der Filmeinkaufsorganisation der ARD, eingefädelt" habe, ähnlich wie im Fall Harald Schmidt im Jahr 2004.

Der Westdeutsche Rundfunk (WDR) wies diese Darstellung zurück: "Maßgeblich für die Frage, ob die Gremien einzubinden sind, ist die Frage, ob der WDR sachlich und finanziell verpflichtet ist, das heißt, ob Verträge aus Gebührenmitteln finanziert werden", teilte der Sender mit. "Beides ist nicht der Fall. Der WDR ist nicht verpflichtet und zahlt keinen Cent aus Gebührenmitteln." Die Finanzierung erfolge ausschließlich aus Werbeeinnahmen, die Verantwortung liege damit bei den Werbetöchtern.

"Gottschalk Live" hatte vor zwei Monaten mit 4,34 Millionen Zuschauern einen furiosen Start hingelegt. Danach war das Publikumsinteresse rasant geschwunden. Mit Markus Peichl, der schon Redaktionsleiter bei Reinhold Beckmanns Abend-Talk war, holte sich die ARD vor kurzem einen erfahrenen TV-Macher ins Boot, um der Sendung zu neuem Schwung zu verhelfen. Doch auch nach dem Relaunch ist kein Aufschwung in Sicht: Am Dienstag schalteten 1,21 Millionen Zuschauer ein, am Mittwoch 1,22 Millionen - in beiden Fällen weniger als fünf Prozent Marktanteil. Als Gottschalk noch "Wetten, dass..?" moderierte, interessierten sich zehnmal so viele Zuschauer für ihn. Seite 5