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Bulgarien vermarktet "Vampir"-Skelette als Touristenattraktion Gefürchtete Blutsauger von einst locken jetzt Besucherströme an

11.07.2012, 03:19

Sofia (dpa) l Die Bulgaren gingen im Mittelalter besonders grausam gegen Menschen vor, die sie für schlecht hielten. Nach dem Tod rammten sie ihnen einen Pfahl aus Eisen oder Holz in den Brustkorb. Damit wollten sie verhindern, dass die Männer und Frauen, die zu Lebzeiten angeblich vom Bösen besessen waren, nach ihrem Tod als Vampire die Lebenden terrorisierten. Jüngste Funde von Skeletten aus dem 12. und 13. Jahrhundert bestätigten diese Grausamkeiten.

"Diese Praxis ist in unserem Land noch bis Anfang des 20. Jahrhunderts üblich gewesen", sagt Historiker Boschidar Dimitrow. Anfang Juni gaben bulgarische Archäologen bekannt, dass sie in Sosopol am Schwarzen Meer zwei Vampirskelette entdeckt hätten - das eines Mannes und vermutlich das seiner Ehefrau.

Das Skelett des Vampirmannes von Sosopol ist nun seit Mitte Juni samt Eisenpfahl im Nationalen Museum für Geschichte zwischen orthodoxen Ikonen, thrakischen Schätzen und römischen Statuen prominent ausgestellt. Unter den Museumsbesuchern sind auch neugierige Ausländer. Doch wer war der Vampir von Sosopol in Wirklichkeit? Er könnte ein verkrüppelter Pirat namens Kriwitsch (der Krumme) gewesen sein, mutmaßt Dimitrow. Chroniken beschrieben, wie er und seine Männer ein venezianisches Schiff vor Sosopols Küste geplündert hätten. Die vielen Museumsbesucher haben offensichtlich keine Angst vor dem Vampir. Trotzdem bot das Museumscafé in den ersten Tagen nach der Präsentation des Skeletts zum Schutz Knoblauch an.

In Bulgarien wurden bislang mehr als 100 Gräber angeblicher Vampire entdeckt. Dies freut die Tourismusbranche: Als internationales "Horror-Reiseziel" könnte Bulgarien dem Nachbarland Rumänien die Touristen wegschnappen, die in Massen zum angeblichen Geburtsort von Graf Dracula strömen.