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Kultur Gleimhaus schafft „Begegnungsort für Kluge“

Alexander Kluge ist einer der wichtigsten Vertreter des Neuen Deutschen Films und ein bedeutender Intellektueller. In seiner Geburtsstadt Halberstadt soll bald ein Teil seines Werks zu bestaunen sein.

Von Sabrina Gorges, dpa 10.02.2024, 09:37
Der Autor, Filme- und Fernsehmacher Alexander Kluge.
Der Autor, Filme- und Fernsehmacher Alexander Kluge. Jens Kalaene/dpa

Halberstadt - Das Gleimhaus Halberstadt übernimmt auf Wunsch des Autors sowie Filme- und Fernsehmachers Alexander Kluge einen Teil seiner Sammlung zur dauerhaften Präsentation. Konkret gehe es um das gesamte literarische Werk des Denkers und Chronisten, persönliche Erinnerungsstücke an die Familie, einige Filme und Kurzfilme sowie Arbeiten von kooperierenden Künstlern, sagte die Direktorin des Gleimhauses, Ute Pott, der Deutschen Presse-Agentur. „Wir wollen einen dauerhaften Begegnungsort für Kluge schaffen“, sagte sie. „Das kommt einer Profilerweiterung gleich. Wir holen die Aufklärung in die Gegenwart.“

Aktuell gebe es noch kein konkretes Zeitfenster. „Auf keinen Fall mehr in diesem Jahr, denn wir müssen zunächst den notwendigen Raum für diese Präsentation schaffen.“ Es sei vorgesehen, die Sammlung unter dem Dach des modernen Erweiterungsbaus des Museums der deutschen Aufklärung zu zeigen. „Wir müssen zunächst unsere Depotsituation ändern.“

Kluge wurde am 14. Februar 1932 in Halberstadt geboren und hat einen Teil seiner Kindheit in der Stadt im Vorharz verbracht. Am 8. April 1945 überlebte er einen schweren Luftangriff auf Halberstadt, was sein künstlerisches Schaffen über alle Genres hinweg prägt. Bis heute ist der Wahl-Münchener seiner Geburtsstadt sehr verbunden, seit 2017 ist er ihr Ehrenbürger. „Seit diesem Zeitpunkt reden Alexander Kluge und ich über dieses Projekt“, sagte Pott. „Er und sein Werk sollen hier in Halberstadt für nachfolgende Generationen sichtbar bleiben.“

2015 übergab Kluge erste Teile seines Archivs an die Akademie der Künste in Berlin, darunter Notizen zu frühen Projekten, Produktionsunterlagen zu Filmen und Manuskripte. Von November 2013 bis April 2014 zeigte das Gleimhaus die Ausstellung „Alexander Kluge, Halberstadt“. „Ich denke, wir waren die Ersten überhaupt, die Alexander Kluge eine Ausstellung widmeten. Dann folgten Schauen im In- und Ausland.“ Für die künftige Kluge-Dauerausstellung, für die etwa 75 Quadratmeter Fläche zur Verfügung stehen werden, laufe bereits die Konzeptarbeit, hieß es.

Das Gleimhaus ist dem Dichter Johann Wilhelm Ludwig Gleim (1719-1803) gewidmet. Er wirkte in der Zeit der Aufklärung in Halberstadt und starb auch dort. 1862 wurden seine Sammlungen in seinem einstigen Wohnhaus am Dom öffentlich zugänglich. Im vergangenen Jahr zählte das Museum der deutschen Aufklärung eigenen Angaben zufolge rund 11 000 Besucherinnen und Besucher.

Pott zufolge gibt es zudem den Willen, die wohl weltweit größte Münchhausen-Sammlung mit mehr als 3900 Objekten in den Bestand des Gleimhauses zu überführen. „Es handelt sich um die Münchhausen-Bibliothek in Zürich in der Schweiz“, sagte Pott. Der Sammler und das Gleimhaus haben bereits eine Absichtserklärung unterschrieben. Die Geschichten rund um den gern als „Lügenbaron“ bezeichneten Freiherrn Münchhausen erfand neben Rudolf Erich Raspe (1736-1794) unter anderem Gottfried August Bürger (1747-1794) - ein enger Freund Gleims.