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Rückblick Grauen der NS-Besatzung: Eine Ausstellung über Ausstellungen

Hitler-Deutschland hielt 30 Länder mit 230 Millionen Menschen zeitweise besetzt. Schon kurz nach Kriegsende erinnerten Ausstellungen an die Gräuel. Das Deutsche Historische Museum blickt zurück.

Von dpa Aktualisiert: 21.05.2025, 14:20
Die Gräuel der NS-Zeit waren schon kurz nach Kriegsende Thema von Ausstellungen.
Die Gräuel der NS-Zeit waren schon kurz nach Kriegsende Thema von Ausstellungen. Bernd von Jutrczenka/dpa

Berlin - Die deutsche Besatzung Frankreichs war erst wenige Monate vorbei, da wiesen SS-Runen am Grand Palais in Paris auf eine große Ausstellung hin: „Crimes Hitleriens“ - Hitlers Verbrechen. Von Juni bis August 1945 kam knapp eine halbe Million Besucher. In London lief schon ab Mai 1945 die Ausstellung „The Horror Camps“, die unter anderem Bilder aus dem befreiten Konzentrationslager Bergen-Belsen zeigte. Etwa 700.000 Besucher sahen die Zeugnisse des Grauens im Leseraum des „Daily Express“. 

An diese und vier weitere frühe Ausstellungen über die Gräuel der NS-Zeit - die Nazis hatten nach 1938 etwa 30 Länder mit 230 Millionen Einwohnern zeitweise unter ihrer Kontrolle - erinnert jetzt das Deutsche Historische Museum in Berlin. Die Präsentation mit dem Titel „Gewalt ausstellen: Erste Ausstellungen zur NS-Besatzung in Europa, 1945 bis 1948“ öffnet am Samstag. 

Gewalt und Zerstörung sichtbar machen

„Das Thema unserer Ausstellung mag ungewöhnlich erscheinen: Wir stellen andere Ausstellungen aus“, räumt Kuratorin Agata Pietrasik ein. Doch handele es sich um wegweisende Projekte. „Sie wurden ins Leben gerufen, um die damals erlebte Gewalt und Zerstörung sichtbar zu machen.“ 

Dass dies unmittelbar nach Kriegsende trotz Not und politischer Wirren für Länder wie Großbritannien, Frankreich und Polen offenbar Priorität hatte, zeigt aus Sicht der Kuratorin, „dass die Auseinandersetzung mit der jüngsten Gewaltgeschichte in vielerlei Hinsicht ebenso notwendig war wie der materielle Wiederaufbau“. Die Menschen sahen, warum der Krieg gegen Hitler geführt worden war. 

Schock, Bestürzung, Wut

Zur Londoner Schau schreibt der Berliner Begleittext: „Viele sahen es als ihre moralische und staatsbürgerliche Pflicht an, sich der Wahrheit über die deutschen Verbrechen zu stellen.“ Die Bandbreite der Reaktionen habe von Schock, Bestürzung und Wut bis hin zu Trauer gereicht. 

Die Pariser Ausstellung zu den Hitler-Verbrechen rückte das Leid der französischen Zivilbevölkerung in den Mittelpunkt. Es war eine „übergreifende nationale Erzählung, die Einheit unter den Franzosen stiften sollte“, wie es im Text des Deutschen Historischen Museums heißt. 

Spuren des Holocaust

Die systematische Vernichtung der Juden Europas war zunächst kaum Thema. „Spuren der Verfolgung und Ermordung der jeweiligen jüdischen Bevölkerung und der Zerstörung von jüdischer Kultur fanden sich in allen Ausstellungen“, erklärt Raphael Gross, Präsident der Stiftung Deutsches Historisches Museum. „Diese Spuren blieben allerdings marginal.“

Anders war es bei der Ausstellung „Martyrium und Kampf“ in Warschau im April 1948 über die Verfolgung der polnischen Jüdinnen und Juden. „Im Zentrum standen die deutschen Verbrechen, Leid, Trauer und Verlust sowie der jüdische Widerstand“, schreiben die Ausstellungsmacher.