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Brauchtum Grenzüberschreitende Nachfrage nach Herrnhuter Sternen

Herrnhuter Sterne sind längst nicht mehr nur Weihnachtsschmuck. Zur Dekoration wird die Manufakturware inzwischen ganzjährig verwendet. Auch im benachbarten Ausland wächst die Zahl der Käufer.

Von dpa 23.11.2025, 04:00
Die Entstehung des berühmten Sterns ist eng mit der Evangelischen Brüder-Unität verbunden.
Die Entstehung des berühmten Sterns ist eng mit der Evangelischen Brüder-Unität verbunden. Robert Michael/dpa

Herrnhut - Herrnhuter Sterne finden zunehmend Zuspruch in Tschechien. Kunden aus dem Nachbarland entdeckten das Markenprodukt aus der Oberlausitz immer mehr für sich, sagte die Geschäftsführerin der Herrnhuter Sterne GmbH, Katja Ruppert. Das zeige sich unter anderem daran, dass verstärkt tschechische Gäste in die Schauwerkstatt des Unternehmens kämen. Außerdem sei die Manufaktur seit 2023 mit einem Stand auf dem Weihnachtsmarkt in Liberec vertreten. „Wir waren überrascht, dass unser Angebot dort so gut angenommen wurde“, so die Firmenchefin. 

Nach eigenen Angaben bietet das Unternehmen seine Sterne deutschlandweit auf mehr als 30 Weihnachtsmärkten an. Bei der überregionalen Präsenz zahle sich der „direkte Kundenkontakt“ aus, um auf das überwiegend manuell gefertigte Produkt mit seiner Geschichte aufmerksam zu machen.

Tradition reicht bis in das 19. Jahrhundert

Die Entstehung des berühmten Sterns ist eng mit der Evangelischen Brüder-Unität verbunden, die in Herrnhut ihren Ursprung hat. In Schulen und Internaten der Brüdergemeine war es im 19. Jahrhundert üblich, in der Adventszeit Sterne aus Papier und Pappe zu basteln. Kinder sollten dabei zugleich ein besseres Verständnis für geometrische Körper und Formen entwickeln. Die Serienfertigung von Verkaufsartikeln in Herrnhut begann schließlich 1897. 

Für das laufende Geschäftsjahr erwartet die Manufaktur einen Absatz von 850.000 Sternen und damit etwa 30.000 mehr als im Vorjahr. „Es ist nach wie vor keine Massenware, auch wenn die Produktionsmenge stetig gestiegen ist“, versicherte die Geschäftsführerin. „Wir halten an der Handarbeit fest.“ 

Derzeit beschäftigt das Unternehmen rund 230 Menschen. Annähernd 80 Prozent davon seien Frauen. Im Zwei-Schicht-System werden die Sterne mit 8 dreieckigen und 17 viereckigen Zacken produziert. Aus Papier und Kunststoff gibt es sie in mehr als 80 verschiedenen Farb- und Größenkombinationen. Auch wenn sich der Verkauf inzwischen etwas mehr über die Monate verteile als noch vor zehn Jahren, werde etwa 60 Prozent des Umsatzes im vierten Quartal gemacht.

Längst nicht mehr nur in der Vorweihnachtszeit 

Als Schmuck in der Adventszeit sind Herrnhuter Sterne vielerorts nicht mehr wegzudenken, etwa auf Straßen und Plätzen oder in öffentlichen Gebäuden. Ab diesem Jahr würden die Originale aus der Oberlausitz auch auf dem Leipziger Hauptbahnhof leuchten, sagte Ruppert. Mehr als 100 gelbe Sterne, die am Montag (24. November) erstmals angeschaltet würden, habe die Manufaktur dafür in zwei verschiedenen Größen geliefert. Die Klassiker in Rot, Weiß und Gelb seien überhaupt nach wie vor sehr gefragt bei der Kundschaft. 

Eine regelrechte Sammelleidenschaft hatte die Herrnhuter Manufaktur mit einer Sonderedition ausgelöst. Seit 2015 bietet sie Kunststoffsterne in jährlich wechselnden Farben an, bislang mit einem Durchmesser von 13 Zentimetern. Inzwischen wird die Reihe mit Ministernen fortgesetzt, die acht Zentimeter groß sind und in diesem Jahr erstmals in Violett herauskamen. Das Unternehmen wolle mit der Alternative zum traditionellen Sortiment bewusst ein anderes, jüngeres Publikum ansprechen, hieß es. 

Längst werden Herrnhuter Sterne ganzjährig zur Dekoration eingesetzt. Anfang November öffnete das neue Dekohaus. Der Bau mit Verkaufsfläche, Fertigungsplätzen, Lager und Workshopraum entstand auf einem Nachbargrundstück.