1. Startseite
  2. >
  3. Panorama
  4. >
  5. Handball-Bundesliga: Hanning entschuldigt sich bei Siewert: „Opfer des Systems“

Handball-Bundesliga Hanning entschuldigt sich bei Siewert: „Opfer des Systems“

Der neue Vertrag mit Jaron Siewert ist fast unterschrieben. Dann stellt Bob Hanning den Meistertrainer plötzlich frei. Nun erklärt der Füchse-Boss den Personalknall.

Von Jordan Raza, dpa Aktualisiert: 05.09.2025, 18:20
Das neue Füchse-Duo: Nicolej Krickau (l.) und Bob Hanning
Das neue Füchse-Duo: Nicolej Krickau (l.) und Bob Hanning Joerg Carstensen/dpa

Berlin - Bob Hanning hat keine Angst vor einem Imageschaden und bleibt gelassen. Trotz des großen Unmuts der Fans, die sich in den sozialen Medien über den beispiellosen Doppel-Rauswurf von Stefan Kretzschmar und Jaron Siewert empören. „Ob in Internetforen irgendwas ist oder nicht, ich kann es nicht ändern. Ich habe mich mein ganzes Leben nicht davon beeinflussen lassen, was andere denken“, stellte Hanning klar und ergänzte: „Wir waren - bei allem Respekt den beiden gegenüber - auch vorher schon erfolgreich“.

An Tag eins nach dem Personalbeben bei den Füchsen Berlin versuchte der Vereinsboss, seine Handlungen zu erklären. Hanning begründete seine Entscheidung gegen Kretzschmar und Siewert und für Nicolej Krickau in Doppelfunktion unter anderem mit der „Gesamtgemengelage“. Er habe eine unternehmerische Verantwortung. Am Mittwoch sei man sich schließlich einig gewesen, „dass wir das so machen“. 

Dass die Führungsspieler, allen voran Mathias Gidsel, den raschen Trainerwechsel forciert haben sollen, wollte der Füchse-Boss so nicht stehen lassen. „Grundsätzlich trifft hier die Gesellschaft die Entscheidung und die Geschäftsführung. Natürlich sprechen wir aber alle untereinander“, sagte Hanning. 

Neuer Vertrag für Siewert lag vor

Das „einstimmige“ Votum gegen Kretzschmar bezeichnete der 57-Jährige als „normalen Arbeitgeber-Arbeitnehmer-Prozess“. Gegenüber Siewert fühle er sich hingegen nicht gut. „Ich habe mich bei ihm entschuldigt. Er ist Opfer des Systems geworden“, erklärte das Füchse-Urgestein und berichtete von „Wut und Enttäuschung“ bei Siewert. 

Zumal sich Hanning und der Berliner Meistertrainer schon mündlich auf eine Vertragsverlängerung geeinigt hatten. „Ich war mit Jaron handelseinig. Wir haben bis auf die Unterschrift alles besprochen. Ein Vertrag lag vor“, sagte Hanning. Schließlich entschied man sich aber für einen radikalen „Cut“. 

Auch, weil Kretzschmar überraschend angekündigt hatte, seinen im Sommer auslaufenden Vertrag nicht verlängern zu wollen. „Stefan ist uns zuvorgekommen. Das ist sein gutes Recht. Ob mir das als Chef gefällt, kann sich jeder selbst vorstellen“, sagte frühere DHB-Vizepräsident, der mit Krickau fest an eine erfolgreiche Füchse-Zukunft glaubt. 

Siewert meldete sich am Abend erstmals auf Instagram zu Wort. „Die vergangenen 24 Stunden waren für mich und meine Familie nicht leicht. Die Enttäuschung und der Schmerz über die Entscheidung meiner Freistellung sind riesig und kaum in Worte zu fassen. Daher bitte ich euch zu respektieren, dass ich noch Zeit benötige, um die richtigen Worte zu finden“, schrieb der 31-Jährige. 

Woher kennen sich Krickau und Gidsel? 

Für Krickau ist Berlin die zweite Station in der Bundesliga. Sein erstes Abenteuer bei der SG Flensburg-Handewitt ging schief. In der European League holte man zwar den Titel, national konnte er die hohen Erwartungen des früheren deutschen Meisters jedoch nicht erfüllen. Kurz vor Weihnachten des vergangenen Jahres verloren die Norddeutschen schließlich die Geduld.

Was trotzdem für den Dänen spricht und Nachwuchsförderer Hanning überzeugen konnte: Krickau weiß, wie man Talente entwickelt. Nicht nur die dänischen Weltmeister Simon Pytlick und Emil Jakobsen gingen durch seine Schule. Auch dem zweimaligen Welthandballer Gidsel gelang bei GOG Handbold unter Krickau der Durchbruch.

Warum Krickau fast nur verlieren kann

Zeit, in Berlin anzukommen, hat Krickau nicht. Im Duell mit Champions-League-Sieger SC Magdeburg wartet schon an diesem Samstag (15.40 Uhr/Dyn/ARD) die schwerstmögliche Aufgabe auf den Hauptstadt-Neuling. Ohnehin sind die Fußstapfen riesig, die Siewert hinterlassen hat. 

Die Füchse blicken auf die erfolgreichste Saison ihrer Vereinsgeschichte zurück. Sieg im Supercup, der historische Meistertitel und der Finaleinzug in der Champions League. „Von außen gesehen kann ich nur verlieren und es ist erstmal dumm, so einen Job anzunehmen. Aber das ist der Grund, warum wir Sportler sind. Der Druck ist riesig. Aber wir haben ein fantastisches Fundament für die Zukunft“, sagte Krickau selbstbewusst.