Komiker wird bald 70 Helge Schneider: Merz ist alberner als ich
„Meine Musik ist eine Mitte, in der sich die Menschen treffen können“, sagt Helge Schneider in einem „Zeit“-Interview - und er hat auch sonst einige Thesen parat zu Kanzlern, Fans und Quatsch.

Berlin - Kultkomiker Helge Schneider sagt, er halte den Bundeskanzler für ulkiger als sich selbst. „Ich glaube, Friedrich Merz ist alberner als ich“, sagte der 69-Jährige in einem „Zeit“-Interview auf die Frage, wer von ihnen beiden alberner sei. Echt jetzt, fragt „Die Zeit“? „Ja, ich denke schon, weil er Sauerländer ist. Die Sauerländer sind ja von Natur aus albern, man merkt es ihnen nur nicht an.“ Schneider ist aus Mülheim an der Ruhr. Am 30. August wird er 70. Friedrich Merz, gebürtig aus Brilon, wird am 11. November 70.
Die Frage, ob er Merz vertraue, nennt Schneider eine „blöde Frage“. „Ich finde es wichtiger, ob man Politiker karikieren kann. Ludwig Erhard konnte ich als Kind mit einer Hand malen. Kleiner Kreis oben, großer Kreis unten, und dann eine riesige Zigarre. Bei Merz bin ich nun schon seit Wochen am Üben – ich krieg's irgendwie nicht hin.“ Welcher Kanzler der lustigste gewesen sei? „Gerhard Schröder, dem brauchte man nur ein Gläschen Bier hinzustellen.“
Quatsch führt zum Lachen über sich selbst und dann zu Selbstkritik
Auf die Frage, ob Quatsch politisch sei, sagt Schneider: „Natürlich ist Quatsch politisch.“ Und Politik sei Quatsch. „Wenn man Quatsch macht, strahlt man eine gewisse Leichtigkeit aus, die es den Menschen einfach macht, über sich selbst zu lachen. Und über sich selbst zu lachen, bedeutet immer auch, Selbstkritik zu üben.“
Zur Lagerbildung in der Gesellschaft sagt Schneider: „Die Gesellschaft wird gesplittet in zwei Teile, in Gut und Böse, rechts und links. Aber bei meinen Konzerten kommen Leute zusammen, die sich eigentlich gar nicht leiden können. Ich bin das Gegenteil der Spaltung, die sich gerade vollzieht: Meine Musik ist eine Mitte, in der sich die Menschen treffen können.“
Irrweg, Menschen in Schubladen zu stecken
Er ziehe keine Art von Fan vor. „Das macht man einfach nicht. Und wie gesagt, ich halte es für einen Irrweg, Menschen in Schubladen zu stecken. Natürlich finde ich manche Leute sympathischer als andere, aber ich behandle sie alle gleich.“
Dass die aktuellen Zeiten zu ernst für seinen Unsinn seien, sieht Schneider nicht so: „Im Gegenteil. Was sich aktuell so abspielt, bewegt sich ja selbst irgendwo zwischen Persiflage, Blödsinn und Betrügerei.“
Helge Schneider zählt zu den beliebtesten Komikern Deutschlands. Am 7. August kommt sein Film „The Klimperclown“ ins Kino, am 20. August läuft der Film in der ARD. Schneider wurde ab Ende der 80er Jahre mit seiner Mischung aus Jazzmusik, absurden Geschichten und parodistischen Schlagern bekannt. Er brachte Alben raus, schrieb Bücher, drehte Filme, machte Touren. Zu den bekanntesten Liedern gehören „Katzeklo“ und „Sommer, Sonne, Kaktus!“.
In der „Zeit“ sagt Schneider, es habe ihn nie gestört, wenn Leute ihn „scheiße fanden“. „Da habe ich mich immer gut reinversetzen können; manche Menschen sind vielleicht auch zu doof, um zu verstehen, warum ich Quatsch mache.“