Energieversorgung Leag befürchtet Bevorzugung des Südens bei Gaskraftwerken
Protest bei der Leag: Der Betriebsrat befürchtet eine Bevorzugung des Südens bei neuen Gaskraftwerken. Auf die Bundeswirtschaftsministerin sind Beschäftigte derzeit nicht gut zu sprechen.

Mehr als 1.000 Beschäftigte des Energiekonzerns Leag haben gegen eine befürchtete Benachteiligung beim Bau neuer Gaskraftwerke protestiert. Aussagen von Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) Anfang Juni zu einem „Südbonus“ bei neuen Gaskraftwerken lösen Unmut in dem Lausitzer Unternehmen aus.
„Fairplay sieht anders aus“, sagte der Konzernbetriebsratsvorsitzende Uwe Teubner. Die Leag-Beschäftigten kamen am Nachmittag im Cottbuser Fußballstadion zu einer Betriebsversammlung zusammen. Sie hielten den Spruch „Kein Blackout“ hoch und spannten auf dem Rasen ein Transparent auf, auf dem es hieß: „Transformationsbonus statt Südbonus“.
Der Leag-Vorstandsvorsitzende Adolf Roesch sagte: „Gaskraftwerke müssen gleichberechtigt in ganz Deutschland an Kraftwerksstandorten gebaut werden.“ Er dringt bei der Bundesregierung auf rasche Klarheit. Die Leag will wasserstofffähige Gaskraftwerke im südbrandenburgischen Industriepark Schwarze Pumpe und in Lippendorf in Sachsen bauen.
Ministerin sieht Schwerpunkt bei Gaskraftwerken im Süden
Ein Schwerpunkt neuer Gaskraftwerke soll laut Bundeswirtschaftsministerin Reiche im Süden Deutschlands entstehen. Geplant sei ein „Südbonus“, so dass zwei Drittel der insgesamt ausgeschriebenen Kapazität im netztechnischen Süden gebaut werde, hatte die CDU-Politikerin Anfang Juni in Bayern gesagt.
Geplant ist der Bau von bis zu 20 Gigawatt an Kraftwerksleistung in Deutschland und eine staatliche Förderung, der die EU-Kommission zustimmen muss. Gaskraftwerke sollen künftig einspringen, wenn der Strombedarf durch erneuerbare Energien nicht zu decken ist - in „Dunkelflauten“, wenn keine Sonne scheint und kein Wind weht.
Leag plant Umbau hin zu erneubaren Energien
Das Braunkohleunternehmen Leag baut angesichts des vereinbarten Kohleausstiegs seine Geschäftsfelder um und investiert in Windenergie, Photovoltaik und Batteriespeicher. Die Region steckt mitten im Strukturwandel. Nach dem Kohleausstiegsgesetz wird ab 2038 kein Strom mehr aus Braunkohle erzeugt. Der Vorsitzende des Konzernbetriebsrats, Teubner, sagte, statt eines schwer zu rechtfertigenden „Südbonus“ solle besser ein Transformationsbonus für Investoren gewährt werden.
Manager Roesch spricht von schwierigen Bedingungen
Leag-Vorstandschef Roesch sagte mit Blick auf die Geschäftslage, die Bedingungen seien nicht einfach. Im ersten Quartal dieses Jahres habe das Unternehmen mehr Geld erwirtschaftet als geplant. In den Monaten, in denen es eine hohe Produktion von Sonnen- und Windenergie gebe, sei die Leag aber nicht mehr so gefragt. Am Wochenende über Pfingsten habe das Unternehmen „mehr als zwei Millionen Euro an Deckungsbeitrag“ verloren.
Zur Frage der Arbeitsplatzsicherheit sagte der Manager den Beschäftigten: „Wenn Sie sich Gedanken machen - "Ist mein Arbeitsplatz sicher?" -, dann werde ich Ihnen keine Versprechungen machen, die ich nicht halten kann.“ Aber die Leag werde ihre finanziellen Mittel auch dafür einsetzen, „dass es da eine Zukunft gibt“.