Berufsnachwuchs Mehr als jeder zehnte Azubi in Thüringen aus dem Ausland
Gezielte Anwerbung jenseits der Grenzen oder Integration Geflüchteter - der Anteil ausländischer Azubis nimmt in Thüringen zu. Die Landesarbeitsagentur hat dazu Zahlen vorgelegt.

Erfurt/Halle - In Thüringen kommt inzwischen etwa jeder zehnte Auszubildende aus dem Ausland. Im vergangenen Jahr waren rund 3.700 von 34.000 Azubis in Thüringer Unternehmen ausländischer Herkunft, wie die Landesarbeitsagentur mitteilte.
Die meisten wurden im Gesundheits- und Sozialwesen ausgebildet, das betraf ein Drittel der ausländischen Azubis. Auch in der Gastronomie und im verarbeitenden Gewerbe ist der Ausländeranteil unter den Azubis mit einem Fünftel relativ hoch. 700 Lehrlinge waren Geflüchtete aus Ländern wie Afghanistan, Eritrea, Irak, Iran, Nigeria, Pakistan und Somalia sowie aus der Ukraine.
Pflegeheime und Krankenhäuser gehen seit Jahren im Ausland auf Suche nach Berufsnachwuchs – in der Hoffnung, dass dieser dann später dauerhaft in Thüringen bleibt. Auch Handwerks- und Industriebetriebe suchen im Ausland gezielt nach Auszubildenden, beispielsweise in Vietnam, wo sich vor allem die Südthüringer Wirtschaft engagiert.
2014 hatte der Ausländeranteil unter den Azubis in Thüringen bei etwa zwei Prozent gelegen. Von damals 29.500 Auszubildenden hatten knapp 600 einen ausländischen Pass. Die Entwicklung seitdem zeigt nach Einschätzung von Landesarbeitsagenturdirektor Markus Behrens, dass junge Zuwanderer eine immer wichtigere Rolle auf dem Ausbildungsmarkt spielen. „Sie tragen zur Fachkräftesicherung in den verschiedenen Branchen bei“, erklärte er in einer Mitteilung.
Herausforderung deutsche Sprache
Eine der größten Hürden für ausländische Azubis sei allerdings die Sprache. „Auch wenn viele ausländische Jugendliche über Grundkenntnisse der deutschen Sprache verfügen, kann es gerade in der fachspezifischen Sprache des jeweiligen Berufes zu Verständigungsproblemen kommen“, so Behrens. Besonders bei Migranten aus Asylherkunftsländern oder mit niedrigeren Bildungsniveaus könne es sein, dass sie nicht über die für viele Ausbildungsberufe erforderlichen Grundkenntnisse in Mathematik, Deutsch oder anderen Fächern verfügten. Dies erfordere zusätzliche Unterstützung durch vorbereitende Sprach- oder Bildungsmaßnahmen.