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Berlin Messerangriff auf Fahrer nach Unfall: Beschuldigter gesteht

Eine Radfahrerin wird von einem Betonmischer erfasst. Als der Fahrer kurz darauf auf der Straße steht, taucht plötzlich ein Mann auf und sticht auf ihn ein. Nun steht der Angreifer vor Gericht

Von dpa Aktualisiert: 01.03.2023, 22:09
Ein Relief über dem Eingang zum Kriminalgericht Moabit stellt die Göttin Justitia mit verbundenen Augen dar.
Ein Relief über dem Eingang zum Kriminalgericht Moabit stellt die Göttin Justitia mit verbundenen Augen dar. Carsten Koall/dpa/Symbolbild

Berlin (dpa/bb) – - Als er Schreie hörte, lief er mit einem Messer in der Hand zum Unfallort: Im Fall einer Messerattacke gegen einen Betonmischer-Fahrer nach einem tödlichen Unfall mit einer Radfahrerin hat ein 48-Jähriger vor dem Berliner Landgericht gestanden. „Ich wollte ihn stechen, ich dachte, er hätte es mit Absicht gemacht“, erklärte der damals Obdachlose zu Prozessbeginn am Dienstag. Die Staatsanwaltschaft strebt in dem Verfahren wegen gefährlicher Körperverletzung die weitere Unterbringung des Beschuldigten in einem psychiatrischen Krankenhaus an. 

Der Betonmischer hatte Ende Oktober 2022 auf der Bundesallee im Ortsteil Wilmersdorf die 44 Jahre alte Radfahrerin überrollt. Sie starb später in einem Krankenhaus. Kurz nach dem Unfall soll der Beschuldigte den 64-jährigen Fahrer mit einem Messer attackiert haben. 

Der Unfall hatte für bundesweites Aufsehen und Diskussionen gesorgt. Ein Spezialfahrzeug der Feuerwehr, das bei der Bergung der eingeklemmten Frau helfen sollte, stand nach einer Aktion der Klima-Protestgruppe Letzte Generation im Stau und traf deshalb einige Minuten später am Unfallort ein. Die Staatsanwaltschaft Berlin ermittelt Angaben zufolge gegen zwei Aktivisten unter anderem wegen unterlassener Hilfeleistung. 

Es war 8.21 Uhr, als der Mann laut Ermittlungen auf den Betonmischer-Fahrer zulief. Auf der Fahrbahn habe er dem 64-Jährigen „ohne Rechtfertigungsgrund in die linke Brust auf Höhe des Herzens gestochen“, heißt es in der Antragsschrift der Staatsanwaltschaft. Das Opfer habe eine zwei Zentimeter breite Stichverletzung erlitten, die genäht werden musste.

Der 64-Jährige ist Zeuge und Nebenkläger im Prozess. Weil gegen ihn Ermittlungen im Zusammenhang mit dem Unfall geführt werden, wurde er nun lediglich zu der Messerattacke befragt. „Ich stieg aus, begann um das Auto herumzugehen, da sah ich einen Mann auf mich zukommen“, so der Fahrer. „Dann spürte ich einen Schlag.“ Kurz darauf habe er Blut bemerkt. „Ärzte sagten, dass ich Glück gehabt habe, dass das Messer zwischen den Rippen steckenblieb.“ 

Der Beschuldigte, der kurz nach dem Geschehen gefasst worden war und sich seitdem vorläufig im sogenannten Maßregelvollzug befindet, hatte seinen Angaben zufolge seinen Schlafplatz an der Bundesallee. Er habe gerade gefrühstückt, als er den Unfall akustisch wahrgenommen habe, schilderte der 48-Jährige. „Ich hatte das Messer noch in der Hand, als ich loslief.“ Er habe den Mann aber nicht töten wollen. Zu dem Angriff sei es wegen der Erkrankung seines Mandanten gekommen, erklärte der Verteidiger. 

Nach einem vorläufigen psychiatrischen Gutachten sollen Anhaltspunkte dafür vorliegen, dass der 48-Jährige wegen einer schweren Erkrankung bei der Tat schuldunfähig war. Der Prozess wird am Mittwoch fortgesetzt.