Silvester Neuköllns Bürgermeister sieht Böllerverbotszonen skeptisch
In Nord-Neukölln ist in diesem Jahr eine Böllerverbotszone geplant. Bringt das was? Der Bezirksbürgermeister hat seine Zweifel.
Berlin - Neuköllns Bürgermeister Martin Hikel (SPD) zweifelt am Sinn der für die Silvesternacht angekündigten zusätzlichen Böllerverbotszone im Bereich Sonnenallee und Hermannplatz. „Ich habe eine gewisse Skepsis, was Böllerverbotszonen betrifft. Es sorgt direkt in der Verbotszone sicher für etwas Ruhe, bindet durch die Umsetzung aber auch viele Ressourcen der Polizei“, sagte Hikel der „Berliner Morgenpost“ (Mittwoch).
Hikel: An Silvester war es noch nie ruhig in Neukölln
„Effektiver als so ein punktuelles Verbot wäre sicher ein bundesweites Böllerverkaufsverbot. Stattdessen könnte man lieber dezentrale Feuerwerke anbieten“, regte der SPD-Politiker an. „Lieber ein paar schöne Raketen am Rathaus Neukölln, anstatt jeden einfach herumböllern zu lassen.“
Bei Einschätzungen, was für die kommende Silvesternacht zu erwarten ist, hält sich Hikel zurück: „Da möchte ich ganz ehrlich keine Prognose wagen. Grundsätzlich war es aber an Silvester noch nie ruhig in Neukölln“, sagte er. „Auch als ich hier vor 20 Jahren noch richtig Silvester gefeiert habe, haben Jugendliche schon den Konflikt mit dem Staat gesucht und in der Hermannstraße wurde mit Schreckschusspistolen auf Passanten und Busse geschossen.“
Die Ausschreitungen im vergangenen Jahr hätten aber eine neue Dimension gehabt. „Dieses Angreifen der Rettungskräfte, sie bewusst in den Hinterhalt locken, das habe ich tatsächlich als neu und bedrohlich wahrgenommen.“
Feuerwehr und Rettungsdienste waren zu Besuch in Jugendklubs
Im Lauf des Jahres habe es einige Präventionsmaßnahmen gegeben, zum Beispiel Besuche von Mitarbeitern der Feuerwehr und der Rettungsdienste in Jugendklubs. „Sie haben den Jugendlichen klargemacht: Wenn ihr uns angreift, stirbt vielleicht eure Oma ein paar Meter weiter an einem Herzinfarkt, weil wir zu spät kommen“, sagte Hikel.
Auch die Polizei habe Jugendlichen Kennenlernangebote gemacht. „Ich bin optimistisch, dass diese Maßnahmen zumindest bei dem ein oder anderen ein bisschen zum Umdenken geführt haben“, so der SPD-Politiker. „Aber es wäre auch naiv zu glauben, dass wir dadurch alle bekehren konnten und aus den Jugendlichen Engel geworden sind. Mit anderen Worten: Ganz ruhig wird es zu Silvester sicher nicht werden.“