Bildung Noch keine Schuleingangsuntersuchung für alle Grundschüler
In der Corona-Pandemie war alles anders: Schulen sattelten auf Distanzunterricht um, Kinder und Jugendliche waren massiv eingeschränkt. Aber auch die Schuleingangsuntersuchungen litten - noch immer werden nicht alle Grundschüler untersucht.

Hannover - Grundschüler sollen auch in Niedersachsen vor dem ersten Schultag vom Gesundheitsamt ärztlich untersucht werden - eigentlich. In der Corona-Pandemie hätten allerdings nicht alle Kinder der Einschulungsjahrgänge 2020, 2021 und auch 2022 eine Schuleingangsuntersuchung erhalten, teilte das niedersächsische Landesgesundheitsamt auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit. Für den Einschulungsjahrgang 2022 lägen noch keine konkreten Daten vor, diese würden im Herbst erwartet und dann ausgewertet. Auch der genaue Anteil der Kinder der Einschulungsjahrgänge 2020 und 2021, die keine Schuleingangsuntersuchung erhielten, sei unbekannt.
Allerdings hätten 33 von 45 Kommunen Daten zu der Untersuchung für die Einschulungsjahrgänge 2020 und 2021 gesendet, demnach hätten etwa 70 Prozent der Kinder eine Schuleingangsuntersuchung erhalten, sagte ein Sprecher des Landesgesundheitsamts. In den Kommunen, wo nicht alle Kinder untersucht werden könnten, werde in der Regel priorisiert. Das bedeute, dass in erster Linie die Kinder untersucht würden, bei denen Entwicklungsdefizite bekannt seien oder deren Eltern explizit um eine Untersuchung gebeten hätten.
Für die standardisierte Schuleingangsuntersuchung sind in Niedersachsen den Angaben zufolge die Landkreise und kreisfreien Städte verantwortlich. Diese übertrügen die Schuleingangsuntersuchung in der Regel dem kinder- und jugendärztlichen Dienst ihrer Gesundheitsämter.
Eine Auswertung der Schuleingangsuntersuchungen in der Region Hannover ergab, dass im laufenden Jahr wieder alle Kinder untersucht werden - nicht nur die Kinder mit Förderbedarf, wie ein Sprecher sagte. Vereinzelt gebe es derzeit auch noch Untersuchungen, daher gebe es für dieses Jahr noch keine endgültigen Zahlen. Eine Auswertung sei nach Abschluss der Untersuchungen gegen Ende August vorgesehen. „Was aber schon feststeht: Die Anzahl der Untersuchungen ist gestiegen“, sagte der Sprecher der Region.
Die Auswertung zeige auch, dass sich seit Beginn der Corona-Pandemie besonders der Sprachförderbedarf und der Anteil übergewichtiger Kinder signifikant erhöht hätten, teilte die Region Hannover mit. So sei der Anteil von Kindern mit Übergewicht oder sogar Fettleibigkeit von 10,4 Prozent vor Beginn der Corona-Pandemie auf 14,4 Prozent im Einschulungsjahrgang 2021/22 angestiegen.
„Das ist besonders besorgniserregend, da sich dadurch auch das Risiko von Folgeerkrankungen erhöht“, sagte die Leiterin des Teams Sozialpädiatrie und Jugendmedizin, Andrea Wünsch. Außerdem sei in der Pandemie die Zahl der Kinder im Sportverein gesunken - der Anteil gab von 54 Prozent vor der Pandemie auf 45,9 Prozent im Jahrgang 2021/2022 nach. „Hier wollen wir gegensteuern“, sagte Wünsch.
Außerdem stieg laut Region Hannover seit Beginn der Pandemie auch der Sprachförderbedarf der Kinder: Bekamen etwa im Einschulungsjahrgang 2019/2020 – also vor der Corona-Pandemie – 12,2 Prozent der Kinder bei der Schuleingangsuntersuchung die Empfehlung zur weiteren Abklärung, waren es im Einschulungsjahrgang 2021/2022 schon 15,1 Prozent. Vor allem Kindern aus sozial benachteiligten Familien fehle die tägliche Förderung in den Kitas, sagte der Leiter des Teams Tagesbetreuung für Kinder, Florian Dallmann. Mehrere Programme zur Sprachförderung seien auf den Weg gebracht worden.